Ab in die Kiste

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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2006

Idee

Überzeugende und großartig umgesetzte Idee, Ängste in den Griff zu bekommen. Zum Nachahmen geeignet!

Bilder

Einfache aber umso ausdrucksstärkere Figuren mit feinen Gliedmaßen, großen Köpfen und dominierenden Augen, die alles ausdrücken und keine Fragen offen lassen. Spiel mit gedeckten Farben, die nicht vom Wesentlichen ablenken.

Text

Aus sicherer Position an den Wolf gerichtete Ansprache mit erhobenem Zeigefinger. Kurzer, humorvoller, erklärender Text, der aber aufgrund der ausdrucksstarken Illustration nicht notwendig wäre.

Da sitzt er nun, der Wolf, in einer Kiste im Keller. Ganz weit oben auf dem Schrank. Und die Kiste ist mit einem großen Schloss versehen. Ein bisschen frustriert sieht er schon aus, aber daran ist er selbst Schuld. Wenn er den Kindern nicht immer Angst einjagen würde, würde er jetzt nicht hier sitzen…

Das hätte sich der Wolf auch vorher überlegen können, bevor er nachts unterm Bett hervorkroch und den Kindern so große Angst einjagte, dass sie nicht mehr einschlafen konnten. Aber offensichtlich hat er nicht an die Konsequenzen gedacht.
Immer wenn Papa Wache schob, hat er sich versteckt. Aber sobald Papa eingeschlafen war, kam der Wolf wieder unterm Bett hervor und erschreckte den Jungen mit seinen kleinen bösen Augen. Der hat dann ganz laut geschrien und Papa aufgeweckt. Papa war natürlich stinksauer. Er beschloss, dem Wolf endgültig einen Denkzettel zu verpassen. Mit seinem Sohn baute er eine Kiste mit einem großen Schloss. Oben drauf schrieben sie ganz groß ";Wolfskiste";. In diese Kiste legte der Sohn alles, was ihn an den bösen Wolf erinnerte. Das war nicht nur das Buch ";Peter und der Wolf";, sondern gleich auch das ";Tier-ABC";, die Hausschuhe mit den Augen und der roten Zunge und diverse andere Dinge, die er mit dem Wolf in Verbindung brachte. Danach wurde die Wolfskiste fest verschlossen und im Keller ganz weit oben auf dem Schrank verstaut. Jetzt können alle wieder ruhig schlafen, ohne nachts vom Wolf überrascht zu werden. Wenn der Wolf ganz brav ist, bekommt er vielleicht sogar die Chance, irgendwann einmal aus der Kiste entlassen zu werden. Aber das kann dauern…

Anouk Bloch-Henry ist mit diesem ";Angst-Vertreiber"; ein herrliches Buch gelungen, das insbesondere durch die außergewöhnlich klaren und ausdrucksstarken Bildern von Pronto seine Wirkung entfaltet. Ob es der große, ballonartige Kopf des Jungen mit seinem schmalen Körper und den langen, dünnen Gliedern oder der überdimensional lange Kopf des Vaters mit der großen Knollennase und den winzigen Füßen ist, ist egal, den außergewöhnlichen Ausdruck erhalten die Figuren ganz besonders durch die Darstellung von Mund und Augen. Diese sind so ausdrucksstark, dass eigentlich kein Text nötig wäre, um die Geschichte zu verstehen. Ob die großen runden Augen, die das Gesicht deutlich dominieren, ängstlich, schadenfroh, wütend oder einfach nur glücklich schauen, wird dem Leser auf den ersten Blick deutlich. Und dass der Wolf unheimlich und böse aussieht, ist auch nicht zu übersehen. Trotzdem tut er einem am Ende beziehungsweise am Anfang der Geschichte, denn diese wird im Rückblick erzählt, Leid, denn er muss nun sein Dasein irgendwo im Keller in einer Kiste hinter Schloss und Riegel fristen. Sein Blick lässt uns fast Mitleid für ihn empfinden. Aber dann werden wir von dem Jungen an sein unvertretbares Verhalten erinnert und freuen uns mit der ganzen Familie, dass nun Ruhe eingekehrt ist und alle wieder schlafen können.

Fazit:

Ein einfaches, aber umso ausdrucksvolleres Buch mit Bildern, die keiner Worte bedürfen. Darüber hinaus ist die Idee, alles was Angst und Schrecken bereitet, einfach in einer Kiste im Keller zu verschließen, wunderbar einfach, plakativ und überzeugend umgesetzt. Gedeckte Farben lenken nicht vom Wesentlichen ab, dem Gesichtsausdruck, der alle Empfindungen und Gefühle ohne Einschränkung offen legt. So erübrigt sich dann auch schnell das Vorlesen und Kinder können in den Gesichtern wie in einem offenen Buch lesen und verstehen, ohne des Lesens selbst mächtig zu sein.
In jedem Fall ermuntert das Buch dazu, umgehend die Probe aufs Exempel zu machen und mit den eigenen Kindern eine Kiste zu bauen, um alles, was Angst verbreitet aus dem Blick und aus dem Sinn zu verbannen.

Marijke Lass


Ab in die Kiste

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