Neun Wünsche für Archie

  • Atrium
  • Erschienen: August 2022
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übersetzt von Silke Jellinghaus; Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783855356850

Neun Wünsche für Archie
Neun Wünsche für Archie
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Julian Hübecker
91%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2022

Idee

Sehr ausgewogen in Thematik und Storyline.

Text

Liest sich sehr leicht und humorvoll, die ernsten Stellen erschlagen nicht. Der Schluss ist zu glatt.

Wenn das Leben einen erschlägt…

Archie hat es nicht leicht: Seine Mutter hat Depressionen und darüber ihren Job verloren, der Haushalt bleibt nun an ihm hängen; sein Vater hat eine neue Frau und eine kleine Tochter, um die er sich bemüht, während er Archie vergisst. Nach einem Unfall sieht er sich plötzlich seinem Lieblingssportler gegenüber, der ihm neun Wünsche gewährt. Kann Archie dadurch sein Leben in die richtige Bahn lenken?

„Ich bin Archie Crumb, und ich bin ein ziemlich unbrauchbarer Mensch. Denn ich gehöre zu den Kindern, die nichts können, und ich meine wirklich, GAR NICHTS.“

Archie wünscht sich nichts mehr als sein altes Leben zurück – als noch alles gut war, seine Eltern glücklich und sie sich um ihn gekümmert haben. Nun hat sein Vater eine neue Frau und ein neues Kind, während seine Mutter nur noch im Bett liegt und das Leben an sich vorbeiziehen lässt. Archie muss nun für sich selbst sorgen: putzen, waschen, kochen – eigentlich etwas, für das die Eltern verantwortlich sind. Bloß seine kleine Halbschwester Scadge und seine beste Freundin Maus vermitteln ihm das Gefühl, gebraucht zu werden. Dennoch ist jeder neue Tag ein Kampf.

Eine überraschende Wendung nimmt Archies Leben, als er mit seinem Fahrrad stürzt und plötzlich sein Lieblingsfußballer Lucas Bailey vor ihm steht. Dieser gewährt ihm neun Wünsche, die er aber mit Bedacht einsetzen soll, um seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Archie kann das nicht glauben und wünscht sich aus dem Affekt heraus erstmal schulfrei, wo er den ganzen Tag X-Box spielen und sich mit Pizza vollstopfen kann. Und tatsächlich fällt die Schule aus, die Nachbarin überrascht ihn mit einer Kiste aussortierter Spiele und der besagten Konsole, und eine fehlerhafte Pizzalieferung beschert Archie den besten Tag seines Lebens.

Die realistisch veranlagte Maus ist natürlich skeptisch; daher denken sich die beiden immer unwahrscheinlichere Wünsche aus – und stets gehen diese in Erfüllung. Eigentlich müsste Archie nun zufriedener sein. Doch noch immer vermisst er seine lebenslustige Mama, sein Papa hat keine Zeit mehr für Archie und seine Stiefmutter schimpft ständig mit ihm, außerdem ist und bleibt er in der Schule ein Außenseiter. So langsam wird ihm klar, dass kein Wunsch der Welt ihm geben kann, was er so dringend braucht: Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten.

Lebensbejahend und witzig

Nach Ich heiße Billy Plimpton hilft Helen Rutter erneut einem unsicheren Jungen zu mehr Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen. Und obwohl Archie zu bemitleiden ist und schwierige Themen wie Depressionen angesprochen werden, so hat die Autorin diese Geschichte mit einer gehörigen Portion Humor versehen, sodass sie sehr gut als Kinderbuch geeignet ist. Die Balance aus Ernsthaftigkeit und Witz hat Rutter auf die Spitze getrieben. Am Ende wartet dann noch eine wichtige Lehre, die nicht nur Archie helfen könnte. Viele Kinder haben mit Unsicherheiten und/oder mit einer Umgebung zu tun, die sie schlecht einordnen können. Schwierige Situationen, wie die Trennung der Eltern oder deren psychische Erkrankung, sind nicht einfach zu verarbeiten. Es ist wichtig zu wissen, dass es nicht schlimm ist, sich Hilfe zu holen.

Zu Beginn jedes Kapitels steht ein lebensbejahender Spruch von Lucas Bailey und darunter die Reaktion von Archie, und es wird gerade dabei deutlich, was in Archies Leben los ist. Ein Beispiel: „Auch wenn man am Boden liegt, kann man noch zu den Sternen aufschauen.“ – „Die einzigen Sterne, die ich sehe, sind die Leuchtsterne an meiner Zimmerdecke, die schon lange nicht mehr funktionieren. Also schaue ich jetzt nur noch auf Plastik.“ Mit diesen Sprüchen beweist Helen Rutter nochmal deutlich ihren Humor, in dem aber eine Portion Ernsthaftigkeit mitschwingt.

Das Ende läuft dann doch etwas zu glatt über die Bühne, das erwartete Happy End ist zu plötzlich. Dennoch erhofft man es sich natürlich für Archie, weshalb man zufrieden das Buch schließt.

Fazit

Neun Wünsche für Archie ist der neue Erfolgsgarant von Helen Rutter, die mit frischem Humor und ernsten Themen diese wundervolle Geschichte gestaltet hat.

Neun Wünsche für Archie

Helen Rutter, Atrium

Neun Wünsche für Archie

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