Der weiße Bär

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2006

Idee

Die Idee, das Thema Eisbär aus der Sicht des Volkes der Inuit, zu beschreiben und damit eine würdevolle Sichtweise dieses großen Jägers abzubilden, ist gelungen. Eine sehr einfühlsame Schilderung sachlicher Inhalte.

Bilder

Die stimmungsvollen doppelseitigen Illustrationen, denen der Zauber der Arktis anhaftet, machen das Buch zu etwas Besonderem.

Text

Die, auch optische, Zweiteilung des Textes in Schilderung der Inuit und in klare Zusatzinformation lockert auf und schafft es, dieses sachliche Thema auch auf sehr gefühlvolle Weise zu betrachten.

Dieses Sachbuch über den Eisbären beschreibt mit wunderschönen Bildern die Besonderheiten eines Tieres, das immer wieder allergrößte Anziehungskraft auf Kinder besitzt. Aus der Sicht des Volkes der Inuit, die sich mit dem Eisbären die Landschaft um den Nordpol teilen, wird mit großer Hochachtung beschrieben, wie der Eisbär kämpft, warum Eisbären so kleine Ohren haben und warum dieser, trotz des vielen Eises, nicht erfriert.

Auf jeweils zwei Doppelseiten wird ein Themenbereich behandelt. Nach einer kurzen Einleitung durch die Inuit, wird z.B. beschrieben, dass der Eisbär unter anderem deshalb nicht friert, weil seine Haare hohl sind und so die Wärme nicht entweichen lassen. Es wird erzählt wie wichtig auch die Reinlichkeit ist, damit ";Der weiße Bär"; im weiten weißen Eis immer bestens getarnt ist. Danach erfährt man, dass der so sanft wirkende Eisbär ein großer Jäger ist und unendliche große Strecken zurücklegt, um sich zu ernähren und das sowohl auf dem Land als auch zwischen den Eisschollen im Wasser. Aber auch die durchaus sanftmütige Ader des weißen Riesen, insbesondere als Mutter, wird einfühlsam beschrieben. Oder wie sie mit ihren gewaltigen Tatzen spielerisch kämpfen – scheinbar nur zum Spaß – um ganz ohne Risiko herauszufinden, wer der Stärkere ist. Abschließend resümieren die Inuit mit wenigen Worten, warum der Eisbär ihr großes Vorbild ist.

Dieses Sachbuch wirkt zunächst, auch beeinflusst durch den Titel, nicht wie ein Sachbuch. Das liegt insbesondere an den wunderschönen Zeichnungen des Illustrators Gary Blythe. Er sagt, die Majestät der Eisbären habe in tief inspiriert und das spürt man auf jeder einzelnen Seite. Es gelingt ihm außerordentlich gut mit seinen stimmungsvollen Acrylzeichnungen den Eisbären in seinem Lebensraum zwischen Treib- und Packeis würdevoll darzustellen.

Fast vergisst man, dass der Eisbär zu den größten Raubtieren der Welt gehört und ungeheuer viele Robben vertilgen muss, um satt zu werden. Auf fast plastische Art und Weise wird geschildert, dass eine Tatze etwa eine ganze Seite des Buches einnehmen würde und diese mit den Krallen zerfetzen könnte. Und obwohl in diesem Sachbuch der Eisbär, nach der Jagd auf eine Robbe, auch mit blutverschmiertem Maul gezeigt wird, wirkt es nicht brutal oder abstoßend, sondern einfach natürlich.

Auf jeder Doppelseite findet man Textabschnitte in unterschiedlicher Schreibweise. Die eine Textart liefert kurze zusätzliche Sachinformation, die andere Textart ist die von den Inuit gewählte Beschreibung des Eisbären und seines Umfeldes. Ein schönes Mittel, um dieses Sachbuch, in Einklang mit den stimmungsvollen Illustrationen, ";gefühlvoll"; zu gestalten. Es wird auf einfühlsame Weise deutlich, mit welcher Hochachtung die Inuit den Eisbären, den sie Nanuk nennen, betrachten. Nanuk habe ihnen gezeigt, wie man sich vor Stürmen in einem Haus aus Schnee schützt und wie sehr man die Arktis lieben kann.

Der auf der letzten Doppelseite platzierte Appell an die Kinder, doch ihr Möglichstes zu tun, damit der Lebensraum der Eisbären erhalten bleibt, überrascht in diesem etwas anderen Sachbuch nicht. Er ist kurz gehalten und nicht zu streng, sondern eingängig und gut verständlich.

Selbstverständlich hätte man noch mehr Informationen in dieses Sachbuch packen können. Es ist nicht allzu ausführlich. Dafür hat es aber den Vorteil, dass die Kinder nach dem Lesen dieses Buches mit einer gewissen Hochachtung an den Eisbären denken, denn es ist geradezu unmöglich nach dieser Lektüre diesen großen Einzelgänger nicht zu mögen. Und durch die gefühlvoll gezeichneten und geradezu realisitischen Darstellungen versteht man bei jedem erneuten Durchblättern besser, warum ihn die Inuit zum Vorbild haben.

Fazit:

Ein wunderschönes Sach-Bilderbuch, dessen Illustrationen so lebensecht und gleichzeitig so traumwandlerisch schön sind, dass sie jeden sofort für den weißen Bären einnehmen. Dabei enthält dieses etwas andere Sachbuch all die Informationen, die Kinder über Eisbären wissen möchten und es lehrt als Bilderbuch eine würdevolle Sichtweise auf den bedrohten Riesen der Arktis.

Gabriele Jansen


Der weiße Bär

Nicola Davies, Sauerländer

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