Unterm Bett ein Wunderstein

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2006

Idee

Ein beeindruckender erster Beitrag von der Schweizer Autorin und Illustratorin Nika Nüssli. Niveauvolle Kinderbuchliteratur mit einem bemerkenswerten Charakter. Geschickte und spannende Verknüpfung zwischen realer Welt und Traumwelt.

Bilder

Eine eigenständige und lebendige Bildsprache mit überraschenden Perspektiven. Faszinierend und traumhaft schöne Bilder. Der Betrachter erlebt die Geschichte hautnah mit, ist mitten in Elsa´s Traumwelt.

Text

Eine bildhafte und zugleich anspruchsvolle Sprache. Der ständige Wechsel zwischen Dialog und Erzählung ermöglichen einen guten Einblick in die spannende Entdeckungsreise dieser Protagonistin.

[ab 5 Jahren]

Nika Nüssli hat als Autorin und Illustratorin gleich mit ihrem ersten Kinderbuch den ersten Preis beim Schweizer Bilderbuchwettbewerb bekommen. Dieses zurecht, denn sie nimmt uns mit in eine fantasievolle, lebendige Traumwelt voller Magie und wunderschöner Bilder. Die Protagonistin Elsa zeigt uns, dass Vertrauen und die Freundschaft das Leben bereichern kann.

Trotz eines gemeinsamen Klassenausfluges mit ihren Klassenkameraden spielt Elsa, wie immer, lieber allein. So läuft sie allein durch die Natur und findet plötzlich einen Stein- oder ist es ein Ei? Egal, es ist ihr kleiner Schatz. Er ist so schön, dass sie ihn mit zu sich nimmt und ihn unter ihr Bett legt. Dann, plötzlich in der Nacht, öffnet sich ihr Schatz und ein feiner Geruch aus Tannennadeln, Laub und Moos steigt ihr in die Nase. Elsa fliegt daraufhin auf dem Rücken eines Vogels in eine Traumwelt. Ein kleiner Affe, der aussieht wie eines ihrer Kuscheltiere, hilft ihr etwas Essen zu finden. Elsa nennt ihn den Affen Fidibus, da dieser noch keinen Namen hat, sich aber sehr über die Aufmerksamkeit freut und in Elsa eine Freundin erhofft. Gemeinsam philosophieren sie über Schätze. Da plötzlich wächst der Pilz, auf dem Fidibus sitzt, so sehr, dass er herunterfällt. Der Pilz wird so groß, dass sich eine geheimnisvolle Treppe daran verbirgt, die die Beiden hinabsteigen – Elsa geht mutig voran. Unten wartet ein kleines Schiff auf sie, und weiter geht die Schatzsuche auf dem Wasser. Nach kurzer Zeit entdecken sie etwas Leuchtendes- ist das ein Schatz? Gold? Beide schwimmen mit wunderschönen Fantasiefischen herüber, selbst mit geschlossenen Augen erkennen sie das strahlende Licht, das sie warm empfängt. Elsa wird wach und sieht ihren Kuschelaffen. Ja, heute spielt sie mit ihm.

Nika Nüssli hat die reale Welt und die Traumwelt mit zwei unterschiedlichen Bildsprachen belegt. Dabei ist die reale Welt etwas düsterer für Elsa und nicht so detailliert dargestellt, wie jene Traumwelt, in die sie mit ihrem Affen eintaucht. Die Traumwelt hingegegen ist von Licht durchflutet und sehr viel detaillierter gezeichnet. Eine Welt, in die man sogleich eintsteigen möchte und sich verzaubert fühlt. Die perspektivischen Zeichnungen faszinieren und beeindrucken sehr. So ist man auf einem Bild mit dem Affen hoch in einem Baum und sieht auf Elsa nieder. Gleich auf der nächsten Seite sitzt man mit Elsa und Fidibus in einer Runde. Der Betrachter kann somit Elsa auf ihrer spannenden Traumreise hautnah begleiten und ist mitten im Geschehen. Er fühlt sich wohl in dieser ";Runde";. Die warmen Farben unterstützen diesen Effekt wunderbar. Die Natur ist faszinierend von Nika Nüssli dargestellt, obgleich die Gesichter der Klassenkameraden, als auch das von Elsa, recht ausdrucksschwach gezeichnet sind, schliesst man Elsa dennoch direkt ins Herz. Die Bilder sind sehr lebendig, aussagekräftig und voller Spannung. sodass die Stimmung direkt überspringt. Hier und da entdeckt man versteckte kleine Details, wie z.B. einen kleinen Käfer, der in der Geschichte kurz erwähnt wird, aber erst beim genauen Betrachten im Bild auffällt.

Elsa, wie auch ihr neuer Freund, der Affe Fidibus, spielten vor ihrem Zusammentreffen lieber allein. Sie sind, wie so manche Kinder zu schüchtern und ziehen sich daher zurück oder wollen einfach lieber allein spielen. Ihnen fehlt vielleicht das Selbstvertrauen, sie haben Angst zu versagen oder kennen es einfach nicht, wie glücklich es macht, mit anderen Kindern zu spielen und gemeinsam Spaß zu haben. Diese Kinder ziehen sich oft in eine eigene Traumwelt zurück, die wie Elsa`s Traumwelt wunderschön ist und in der sie mutig jede Hürde nehmen. Auf einmal sind sie ein Held und treten forsch und mutig auf. Im Traum kann sich Elsa öffnen und erkennt, dass das Spielen mit einem Freund sehr fantasiereich sein kann und viel mehr Spass macht. Elsa lernt aus ihrem Traum. Sie nimmt die anderen jetzt erst richtig wahr und kann sich ihnen öffnen, so möchte sie gleich am nächsten Morgen mit ihrem Kuscheltier, dem Affen, der nun einen Namen hat, spielen. Auf der letzten Seite des Buchumschlages sieht man Elsa mit ihrem Affen und einer Freundin spazieren gehen. In den letzten Bildern erkennt man, wie nun die hellen und freundlichen Farben der Traumwelt in die reale Welt übergegangen sind. Manchmal beflügelt eine nächtliche Traumreise.

Fazit:

Lika Nüsslis magische Welt ist so lebendig, dass es sich immer wieder lohnt, einen Blick ins Buch zu werfen. Wie wichtig es ist, sich anderen zu zuwenden, um neue Freundschaften zu knüpfen, und damit das eigene Leben und das des Anderen zu bereichern, zeigt uns unsere kleine Protaginistin auf traumwandlerisch schöne Weise.

Sylke Wilmer-Gruchmann


Unterm Bett ein Wunderstein

Lika Nüssli, Atlantis

Unterm Bett ein Wunderstein

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