Linnéas Jahrbuch

  • cbj
  • Erschienen: März 2023
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übersetzt von Angelika Kutsch; Illustrationen von Lena Anderson; Hardcover, 64 Seiten

ISBN: 9783570180631

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Kirsten Kohlbrei
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2023

Idee

Begeisterung für Natur wird eindrucksvoll nahegebracht. Naturliebe und Naturschutz im Wechselspiel.

Bilder

Gute Lesbarkeit. Ich- Perspektive erzeugt Nähe zu Leser*innen.

Text

Infomativ und gleichwohl stimmungsvoll. Atmosphärisch dicht, natürlich und unbeschwert.

Naturfreude pur - ganz analog

Linnéa wohnt in einer Stadt in Schweden und liebt alles, was wächst: Blätter, Blumen und Bäume. Sie ist nach einer kleinen Waldblume benannt, der Lieblingsblume des schwedischen Naturforschers Carl von Linné, der Mitte des 18. Jahrhunderts mit seiner wissenschaftlichen Arbeit und seinem Werk zum Begründer der noch heute gültigen Nomenklatur in der Botanik und der Zoologie wurde. Wie von Linné, der auch schon als Kind in ihrem Alter anfing, Tiere und Pflanzen zu studieren, interessiert sich Linnéa für die Dinge, die in der Natur um sie herum passieren. Gut, dass sie Freunde hat, die ihr vieles erklären können. Der pensionierte Gärtner Blümle wohnt im selben Haus wie sie und bringt ihr bei, wie man mit Pflanzen umgeht und Kalle, der Maler hat am Stadtrand einen kleinen Schrebergarten, in dem sie ihm bei der Arbeit helfen kann. Ihr Baumfreund, ein Ahorn, wächst vor Linnéas Haus und sie verfolgt, wie er sich mit den wechselnden Jahreszeiten verändert.

„So und nun will ich von meinem Jahr erzählen, Monat für Monat, was ich getan und was ich gesehen habe.“

Im Verlauf eines Jahres entdeckt Linnéa draußen viele Tiere, Pflanzen und Dinge. Sie lernt dabei eine Menge über biologische Abläufe und Lebensverhältnisse in der Natur. Manchmal reicht es schon, wenn sie hierzu aus dem Fenster blickt. Im Januar beobachtet sie, wie die Vögel nach Futter suchen und macht sich Gedanken über das Leben der Vögel in der Stadt im Winter. Dann eröffnet sie auf ihrer Fensterbank ein Vogelrestaurant, in dem sie für jede Art das passende Futter anbietet, um ihre fedrigen Freunde zu unterstützen. Bei einem Spaziergang im März sucht sie dagegen mit Blümle am Bach und im Wald nach Anzeichen des Frühlings. Linnéa findet so die ersten Blumen des Jahres und merkt sich nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre lateinischen Namen. Und ihr Gärtnerfreund, der ihr alles erklärt, bekommt als Dank den ersten Frühlingsboten, einen Huflattich gepflückt. Den Juli verbringt Linnéa am liebsten am Meer und wird dort am Strand wie Pippi Langstrumpf zur Sachensucherin. Aus dem gesammelten Strandgut lassen sich nämlich tolle Geschenke basteln. Im Sommer ist auch Erntezeit in Kalles Garten. Da kann Linnéa selbst ihr Lieblingsgemüse pflücken. Nicht lange und der Herbst steht vor der Tür und sie lernt, warum die Blätter ihres Ahorns nun bunt werden und abfallen. Mit seinen Blättern fertigt sie eine Herbstkrone an.  Aus all den Ereignissen, die Linnéa über das Jahr erlebt, aus allem, was sie in der Natur wahrnimmt und darüber erfährt, entsteht Linnéas Jahrbuch...

Kinderbuch-Klassiker mit Retro-Charme

Das Bilderbuch der Schwedinnen Christina Björk (Text) und Lena Andersson (Illustration) erschien erstmals erfolgreich in den achtziger Jahren und zeigt sich auch in der Neuauflage immer noch genauso ansprechend. Linnéa nimmt die LeserInnen mit auf ihren Gang durch das Jahr und vermittelt dabei leicht verständlich und praktisch anschaulich eine Vielfalt an Naturwissen. Die kindlich unbeschwerte Begeisterung, mit der die kleine, große Naturfreundin ihrer Umwelt begegnet und ihre Erlebnisse beschreibt, ist anrührend und absolut ansteckend. Jeden Monat erfreut sich Linnéa aufs Neue an den Blumen, die sie findet oder an dem Gemüse, das sie selber sät und erntet. Sie stellt die heimischen Vogelarten vor, porträtiert Amsel, Spatz und viele aus der Vogelschar. Wissbegierig erfährt sie viel über die meteorologischen Zusammenhänge der Jahreszeiten generell. Und wenn Linnéa im Schilf entrüstet eine Plastikflasche entdeckt, die sich letztlich zum Glück als spannende Flaschenpost entpuppt, zeigt sie frühes Umweltbewusstsein.

Wandel ohne Wertigkeit

Zutiefst sympathisch und keineswegs naiv spiegelt Linnéa mit ihrem kleinem Naturkompendium aus heutiger Sicht allerdings auch die Stimmung des „letzten Jahrhunderts“. Der Klimawandel in seiner Dramatik war noch nicht so präsent und wurde auch in der Kinderliteratur nicht so konkret thematisiert, wie manche Bücher dies heute leisten. Die Digitalisierung des Alltags stand am Beginn. Der Verlag hat bei der Neuveröffentlichung das ursprüngliche Format bewahrt und darauf verzichtet weiterführende Links zu Online-Angeboten zu platzieren, wie das üblich geworden ist. So bleibt Linnéas Jahrbuch unverfälscht authentisch und zeigt wertfrei, dass heute, wie damals mit einfachen Mitteln, die Begeisterung für die Natur und die erforderliche Sorgfalt im Umgang mit ihr geweckt werden können. Konkret greifbar wird Reichtum und Schönheit der Natur durch ihren Pflanzenkalender sowie über die Basteltipps und Rezeptvorschläge, die Linnéa monatlich gibt und bei denen sie aus einfachsten Mitteln und Zutaten leicht nachzumachend hübsche Geschenke und leckere Gerichte zaubert. Schön, wie durch die Freundschaften zu Blümle und Kalle auch das Miteinander der Generationen berücksichtigt wird. Die Natur wird hier zum Bindeglied, ihr Schutz, die gemeinsame Aufgabe von Jung und Alt.

Naturkundlich-kindliche Notizen

Linnéa beginnt ihre Aufzeichnung mit einer kleinen Einleitung, in der sie sich, ihre Freunde und ihr Unterfangen kurz vorstellt, um dann gewissenhaft Monat für Monat „Jahrbuch“ zu führen. Aus ihrer Sicht beschrieben, sind die Textpassagen für Altersgenossen gut verständlich und vermitteln viel von der Neugierde und Behutsamkeit, mit der ihre Verfasserin auf Naturentdeckungsreise geht. Keine Spur neunmalklug, aber mit viel offenherziger Natürlichkeit teilt sie ihre Erfahrungen mit. Die hellen, freundlichen Illustrationen harmonieren zu den Beschreibungen sowohl mit detaillierter Darstellung der erwähnten Fauna und Flora als auch mit lebendigen Bildern von Linnéa und ihrem Freundeskreis. Ob mit Wollmütze, Blumenkranz, Strohhut oder Herbstkrone – mit ihrem verschmitzten Lächeln ist die selbstbewusste, herzige kleine Person eine ganz wunderbare Naturbotschafterin.

Fazit

Linnéas Jahrbuch gibt freudig liebenswert und sehr informativ eine bunte Vielfalt an Naturwissen an die Hand. Die Unternehmenslust und imponierende Selbstständigkeit mit der Linnèa sich mit der Natur beschäftigt, weckt Interesse und lädt ein, es ihr nachzutun. Ihre aufrichtige Wertschätzung der Umwelt gegenüber wird spürbar und sichtbar, wie aus der Liebe zur Natur der Wunsch erwächst, sie zu bewahren. Mit dieser hoffnungsfrohen Vorstellung zwischen den Zeilen ist der Sachbuchklassiker von einst auch in diesen Tagen ein überaus aktuelles vergnüglich-ernsthaftes Leseerlebnis.

Linnéas Jahrbuch

Christina Björk, cbj

Linnéas Jahrbuch

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