Warum ist ein A nicht krumm und das O nicht so...?

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Kinderbuch Couch
78%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2006

Idee

Schön gezeichnete Charaktere und eine Anlehnung an den fachwissenschaftlichen Hintergrund sorgen für eine amüsante Beschäftigung mit dem Buch. Leider sind sich einige Textpassagen sehr ähnlich.

Bilder

Die vielfarbigen, zum Teil großformatigen, Karikaturen verstehen es, die Mimik der Personen aufzugreifen und unterstützen in ihrer überspitzten Darstellung sehr schön den humorvollen Text.

Text

Durchweg sehr humorvoll und unterhaltend geschrieben und leicht verständlich. Versteckte Pointen fordern des öfteren zum Schmunzeln auf.

[ab 7 Jahren]

Mit diesem Kinderbuch soll jungen Lesern die Entstehung der Schrift etwas näher gebracht werden. Lustig und unterhaltsam in Text und Bild erklärt uns der Autor im Rahmen einer fiktiven Geschichte, wie die Buchstaben und die Schrift entstanden sind.

An den Hängen eines Berges liegen zwei Königreiche. In dem einen sind die Bürger so dick, dass sie mit ihren Hinterteilen in Stühlen stecken bleiben, in dem anderen sind sie so spindeldürr, dass ihnen die Hosen über den Allerwertesten rutschen. So schicken die verzweifelten und wütenden Regenten der Reiche ihre Köche los, um nach neuen Rezepten zu suchen. Die tägliche Mahlzeit in dem einen Staat besteht nämlich lediglich aus Nudelsuppe, die Bürger des anderen Reiches bekommen jeden Tag ein viel zu reichhaltiges Drei- Gänge- Menü aufgetischt.

Auf der Suche nach neuen Rezepten treffen sich die beiden Köche zufällig auf der Spitze des Berges und beschließen, ihre Rezepte zu tauschen, damit die dicken Bürger etwas dünner und die Dünnen etwas dicker werden. Gesagt – getan. Doch in ihrer heimatlichen Küche angekommen, müssen die Köche zu ihrem Erschrecken feststellen, dass sie von dem genannten Rezept nur einen Bruchteil behalten haben. Missmutig machen sie sich erneut auf den Weg, in der Hoffnung, dem anderen Koch zu begegnen. Als sie den Berggipfel erreichen, treffen sie erfreut aufeinander, klagen einander ihr Leid und ihnen kommt die Idee, dass sie die Rezepte unter Zuhilfenahme von kleinen Bildern auf Tontafeln ritzen können. Doch wiederum an ihrer Arbeitsstätte angekommen, müssen sie feststellen, dass die geniale Bilderschrift nicht ganz so perfekt ist, denn die Bilder sind alles andere als eindeutig und das Produkt des vermeintlich perfekten Rezeptes ungenießbar.

Was bleibt also den Pechvögeln anderes übrig, als sich ein drittes Mal auf den beschwerlichen Weg zu dem jeweils anderen Koch zu machen?! Die geplagten Küchenchefs entwickeln eine neue, detailliertere Bilderschrift, die auch beinahe zum gewünschten Erfolg führt. Aber eben nur beinahe… Der vierte Gang auf den Berg folgt und endlich gelingt es den Küchenmeistern, eine Bilderschrift zu entwickeln, die verständlich ist. Nun steht dem Kochen nichts mehr im Wege und die Verleihung der goldenen Kochmütze rückt in greifbare Nähe. Tatsächlich tritt nach dem Kochen der neuen Mahlzeiten auch der gewünschte Erfolg ein und die Figurprobleme der Bürger der beiden Königreiche haben sich erledigt.

Doch damit nicht genug, stellen die beiden Spitzenköche doch fest, dass ihre Rezeptsammlungen langsam immer umfangreicher werden, so dass sich die Tischbeine biegen. Es muss sich also etwas finden lassen, mit dem sich der Umfang der Zeichen reduzieren lässt. Gemeinsam entwickeln die zwei Maîtres aus der Bilderschrift die uns bekannte Buchstabenschrift.

Dem Autor Jens Reinländer gelingt mit diesem Kinderbuch eine humorvolle Geschichte, die immer wieder durch kleine Pointen überzeugt. Sehr gelungen ist die Darstellung der Charaktere. Die beiden Köche beschreibt der Autor so bildlich, dass man sie quasi vor Augen hat.

Schon mit der ersten Seite der humorvoll erzählten Geschichte beginnt ein Lesespaß für Groß und Klein. Seine leichte und humorvolle Erzählweise erhält sich der Autor bis zum Schluss. So fällt es etwas weniger ins Gewicht, dass die Erzählung mit der immer wiederkehrenden Abfolge der Geschehnissee etwas ermüdend wirkt. Der sich stets wiederholende Aufbruch der Köche auf den Gipfel des Berges, bei dem nahezu immer wieder das gleiche geschildert wird, verliert schon nach dem zweiten Mal seinen Witz.

Auch wenn der Autor sich mit seiner Parabel nicht vorbehält, wissenschaftlich korrekt zu sein, wie in einem Anhang an die Geschichte erklärt wird, nähert sich dieses Kinderbuch doch der tatsächlichen Entstehung der Schrift. Im Anhang stellt der Autor klar, dass man nicht weiß, ob es sich damals um Köche gehandelt habe, die zu unserem heutigen Schriftsystem gefunden haben, aber dass viele kleine Schritte nötig waren, um dahin zu gelangen, wo wir heute stehen, ist außer Frage.

Sowohl textlich, als auch inhaltlich wird deutlich, dass sich der Autor an eine junge Leserschaft wendet. Sprachlich leicht verständlich, schwungvoll und humoristisch geschrieben, gelingt es diesem Buch, seine Leser zu unterhalten.

Die karikaturähnlichen Illustrationen von Lilli Messina sind großartig getroffen und unterstreichen in ihrer überspitzten Darstellung die im Text geschilderten Charaktere und Begebenheiten. Die zum Teil großformatigen Bilder geben immer wieder die Mimik und Gestik der betroffenen Protagonisten wieder, so dass das Zusammenspiel von Text und Bildern sehr schön harmoniert.

Fazit:

Mit humorvollem Unterton stellt uns der Autor die fabelhafte Entdeckung der Buchstaben vor und wie wir mit vielen kleinen Schritten zu unserer heutigen Schrift gekommen sind.

Die lustige Idee und die gut gezeichneten Charaktere trösten aber leider nicht gänzlich darüber hinweg, dass die Erzählung mit seinen immer wiederkehrenden Begebenheiten zwischenzeitlich etwas ermüdend wirkt.

Simone Brinkschulte


Warum ist ein A nicht krumm und das O nicht so...?

Jens Reinländer, Baumhaus

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