Wie man auf Einhörnern reitet

übersetzt von Neele Bösche; Illustrationen von Lisa Aisato; Hardcover, 56 Seiten

ISBN: 9783961771196

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Alexandra Fichtler-Laube
97%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2023

Idee

Ein realistischer und hoffnungsvoller Blick auf Kinder mit einer schweren Erkrankung.

Bilder

Die herausragenden Illustrationen von Lisa Aisato sind gefühlvoll und tröstlich.

Text

Ergreifend und vorsichtig formuliert.

Absolut ergreifend

Vilja freut sich schon sehr auf die Schule und sie hofft, gleich zu Beginn schon dabei sein zu können. Die letzten Monate des Kindergartens hat sie verpasst und sie ist sich nicht mehr sicher, ob die alten Freunde noch an sie denken. Zum Glück hat sie im Krankenhaus auch schon Freundschaft geschlossen. Sindre verbringt genau wie sie die meiste Zeit mit warten, sich krank fühlen und wieder gesund werden.

Vilja hat Leukämie und erzählt von ihren Tagen auf der Kinderkrebsstation eines Krankenhauses, in dem die Wände zu weiß sind und ein Clown auch Wartelollis verteilt.

„Ich liebe es, mit Lego zu bauen! Und zu malen. Ich male Regenbogen und Einhörner und Piratenschiffe. Alles, was es im Krankenhaus nicht gibt.“

Krankenhausalltag, Sorgen um die eigene Zukunft und die Gefühle der Eltern und Geschwister und Hoffnung auf Heilung sind die zentralen Themen hier. Vilja erzählt vom Klinikpersonal, dass sich liebevoll kümmert, vom fehlenden Hunger und Appetit, wo noch nicht einmal Schokopudding reizvoll ist, von der Zeit auf der Isolierstation. Sie erzählt vom Bruder, den sie vermisst, wobei man ahnt, welche Ängste ihn vom Krankenhaus fernhalten. Und von ihrem Freund Sindre, mit dem sie sich die Zeit vertreibt, wenn es beiden gut genug geht. Lautes Trommeln im Treppenhaus, zusammengekuschelt Ninjago schauen und die Leute um sich herum zu Themen befragen, die sie am meisten beschäftigen: „Was ist das Beste auf der Welt?” und „Wie ist es eigentlich, wenn man stirbt?”. Die gesunde Zukunft ist immer im Blick und an Geburtstagen werden immer die größten Wünsche erfüllt.

Fantastische Illustrationen und eine sehr ergreifende Erfahrungsgeschichte

Kinder, die an lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden, sind schwierige Themen für Heranwachsende genauso wie für Erwachsene. Der Spagat zwischen realistischen Erfahrungen und Komplikationen und einem kindgerechten und hoffnungsvollem Auffangen all der damit hervorgerufenen Gefühle ist schwierig. Ich sage es gleich: Tränen sind bei der Betrachtung und der Lektüre dieses herausragend schönen und berührenden Kinderbuches unvermeidlich.

Mariangela Di Fiore erzählt vom Kindsein während einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Laut Buchrückseite schreibt sie aus eigener Erfahrung, was auf jeder Seite fühlbar ist. Sie beschreibt aus der Sicht eines Kindes, welches mit wachem und gefühlvollem Blick auf die eigene Situation und die Menschen um sich herum schaut. Da sind die eigenen Ängste, Sorgen und Hoffnungen inmitten vom Alltag in einer außergewöhnlichen Zeit. Da sind Freundschaften zu anderen kranken Kindern, die Mitgefühl und Sorgsamkeit verlangen. Da sind die Eltern, die hoffen und bangen und für die die Welt stillsteht. Da ist der Bruder, dessen Leben weitergeht, oder auch nicht, und der sich auch durch seine Ängste kämpfen muss. Da ist das Klinikpersonal, vom Reiniger bis zum Chefarzt, welches sich herzlich und mitfühlend um alle kümmert. Und doch geht ein Stück das normale Leben auch weiter. Es wird gespielt, Quatsch gemacht und ferngesehen.

All das wird von der einzigartigen Lisa Aisato illustriert, die eine Meisterin der realistisch-gefühlvollen Bildlichkeit ist. Ihre Illustrationen sehen häufig aus wie Fotografien, mit einem extra Fokus auf Gesichtsausdrücken, die sofort zu Herzen gehen. Verbunden mit der phantastischen Verbildlichung von Träumen und Hoffnungen und den zauberhaften pastellenen Farbmustern erschafft sie hier Bilder, die die Schärfe und Traurigkeit der Thematik mildern und fast tröstlich sind.

Inwieweit dieses Buch schon ab 4 Jahren ist, ist schwierig zu beantworten. Es braucht sicher für viele, auch ältere, Kinder eine sorgsame Begleitung und die Möglichkeit, über das Gelesene zu sprechen und sich auszutauschen.

Fazit

Wie man auf Einhörnern reitet ist ein unglaublich berührendes und tief beeindruckendes Buch über Kinder, deren Leben bedroht und über lange Zeit stark eingeschränkt ist. Sehr gefühlvolle Worte und hinreißende Illustrationen gehen Hand in Hand und erschaffen eine zuversichtliche Geschichte für kranke Kinder, deren Familien und allen weiteren Lesenden.

Wie man auf Einhörnern reitet

Mariangela Di Fiore, Woow Books

Wie man auf Einhörnern reitet

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