Der Verwechsling

Illustrationen von Emilia Dziubak; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783845853888

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Claudia Goldammer
93%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2023

Idee

Per, Tove und Vilmar sind stille, sympathische Charaktere, die sich durch einen Zufall finden und durch Magie wieder verlieren. Aber nicht gänzlich.

Bilder

Sehr atmosphärische Bilder spiegeln die Behaglichkeit wider, die auch aus den Worten strömt.

Text

Liebevoll erzählt, sanft, einfühlsam und mit der richtigen Prise Magie.

Sagenhaftes aus Skandinavien

Per und Tove, ein betagtes älteres Paar, leben abgeschieden am Rand einer Klippe in einem kleinen buckeligen Häuschen. Schon immer leben sie in diesem Haus am Ende des sogenannten Murmelpfades und hatten sich in ihrer Zweisamkeit gut eingerichtet. Doch eines Tages findet das Paar einen kleinen Jungen mitten auf dem Murmelpfad sitzend, in der Novemberkälte, still und stumm. Die beiden nehmen ihn mit nach Hause, wärmen ihn und geben ihm zu Essen. Da der Junge, sie nennen ihn irgendwann Vilmar, nicht nach Vater oder Mutter fragt oder Anstalten macht, wegzugehen, bleibt er einfach bei ihnen und wohnt fortan auch in dem kleinen Haus.

Vilmar bleibt still und stumm und niemand erfährt, wie er wirklich heißt oder wo er herkommt. Bevorzugt sitzt er auf seinem Bett, trinkt Kakao und liest für sein Leben gern Bücher. So vergeht Jahr um Jahr und irgendwann sind es fast fünf Jahre, die Vilmar bei Per und Tove lebt. Er bleibt klein und zart und füllt einen bisher leeren Platz in Pers und Toves Lebens.

Eines Tages gehen die drei am Strand spazieren und treffen auf den Nachbarn Hendrik, den Per fast als Freund bezeichnen würde, obwohl sie sich nur selten sehen und kaum miteinander sprechen. Hendrik hat, obwohl die Begegnung zufällig war, ein Buch für Vilmar dabei, dass der Junge verschlingt, sobald er wieder zu Hause ist. Dann springt er plötzlich auf, drückt Per und Tove und läuft aus dem Haus. Die beiden Alten sind erschüttert und greifen sich das Buch, das Vilmar so aufgewühlt hat. Es ist eine Sammlung gruseliger Sagen über die sogenannten Unterirdischen. Und da dämmert Per und Tove, dass auch ihr kleiner Vilmar ein unterirdisches Kind, ein kleines Moosmännchen ist, dass von seinen Eltern bei den Menschen vergessen wurde. So wie Hendrik vor vielen Jahren, das wird ihnen plötzlich auch klar. Da Moosmännchen aber nach fünf Jahren bei den Menschen nicht mehr in den Wald zurückkönnen, hat Hendrik ihm bei der Rückkehr in seine Heimat geholfen.

Ein skandinavisches Märchen

Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Wenn es draußen stürmt und schneit, gibt es kaum etwas Schöneres, als sich dick eingemummelt mit einer Tasse heißem Kakao in die Welten der Gebrüder Grimm oder aus 1001 Nacht zu begeben. Nicht ohne Grund läuft alle Jahre im Dezember „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Dauerschleife auf sämtlichen Fernsehkanälen oder werden verfilmte Märchenklassiker noch einmal neu aufgelegt – im Winter sehnt es uns offensichtlich nach Magie und ein bisschen Verzauberung.

Wer sich bereits bis ins Detail mit den Klassikern des Märchenschatzes auskennt und Lust auf neue Entdeckungen hat, sollte einmal in andere Länder streifen, denn auch dort bietet sich ein reicher Märchenfundus. Kai Lüftner hat pünktlich zur dunkeln Jahreszeit ein skandinavisches Märchen auf den Markt gebracht, das große und kleine Leser*innen mit der magischen Welt im hohen Norden bekannt macht und definitiv Lust auf mehr Geschichten dieser Art weckt.

Die Textfülle auf den atmosphärisch illustrierten Seiten mag vielleicht überraschen, passt aber zum gemütlichen gemeinsamen Lesen auf dem Sofa. Die Geschichte ist liebevoll, einfühlsam und herzerwärmend erzählt und erzeugt mit ihrer Tonalität ein warmes, wohliges Gefühl, das mit Sicherheit dazu animiert, das Buch mehrfach in die Hand zu nehmen. Die Geschichte entwickelt sich in einem gemächlichen Tempo, dass gut zu Per und Tove passt und langweilt dabei aber überhaupt nicht. Es steckt viel Zeit, Ruhe und Gelassenheit in den Worten, die beim Lesen automatisch abstrahlen.

Die seitenfüllenden Illustrationen unterstützen den behaglichen Ton des Textes hervorragend und strahlen trotz der eisigen Jahreszeit und des herben Verlustes für Per und Tove eine beständige Zuversicht und Wärme aus, die vielen Leser*innen gut tun dürften.

Auch wenn uns die skandinavische Sagenwelt nicht unbedingt geläufig ist und viele der genannten Elfen und Geister erstmal fremd und vielleicht auch gruselig klingen, ist die Geschichte um das sanfte und stille Moosmännchen Vilmar ein guter Einstieg.

Fazit

Da Weihnachten die Zeit der Wunder ist, ist es auch die Zeit der Märchen. Wer Lust auf eine neue märchenhafte Geschichte hat und sich verzaubern lassen will, dem sei Der Verwechsling wärmstens empfohlen.

Der Verwechsling

Kai Lüftner, arsEdition

Der Verwechsling

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