Linus in der Stufenwelt

  • Arena
  • Erschienen: Januar 2007
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Linus in der Stufenwelt
Linus in der Stufenwelt
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2007

Idee

Ein gesellschaftskritischer Zukunftsroman, der eine erschreckende Aktualität zeigt und besonders durch die lebendigen Charaktere und entstehende Atmosphäre überzeugt.

Text

Eine lebendige, stimmungsvolle Sprache, nahe am Kind, sowie ein ständiger Wechsel zwischen Dialog und Erzählung lassen einen sehr angenehmen Erzählfluss entstehen und garantieren eine enge Bindung zum Geschehen.

Der 14-jährige Linus erlebt in diesem Zukunftsroman, was es heisst in ";Schubladen" gesteckt zu werden und was es für Konsequenzen hat, wenn man gegen ein bestehendes System rebelliert. Doch ist der einfachste Weg immer auch der Beste? Wo hört Selbstbestimmung auf und was bedeutet das für uns Menschen? Eindrucksvoll, lebendig und mitreissend nimmt uns Anne-Laure Bondoux mit in eine Zukunft, die irgendwie erschreckend aktuell und doch so abwegig erscheint...

Wir befinden uns in einer nicht allzu fernen Zukunft. Linus Hoppe ist ein 14-jähriger Junge, der vor der wohl größten Prüfung seines Lebens steht. Denn in seiner Welt werden alle Schüler seines Alters von dem ";großen Berechner" getestet. Je nach dem Ergebnis des Testes werden die Jugendlichen einer der vier bestehenden Sphären zugeordnet. In Sphäre 1 wohnen die Reichen und Privilegierten, Entscheidungsträger, die das System aufrecht erhalten, Sphäre 2 ist dem einfachen Volk, den Arbeitern zugeordnet, die dritte Sphäre nimmt rebellische Jugendliche, wie Linus´ besten Freund Chem auf, die resozialisiert und der bestehenden Gesellschaft angepasst werden sollen. Die vierte Sphäre schließlich ist für Kranke und Geistesschwache gedacht. Linus, der mit seinen Eltern sorgenfrei in Sphäre 1 lebt, und dessen Schwester auch schon einer rosigen Zukunft in dieser Sphäre entgegenblickt, stellt das bestehende System mehr und mehr in Frage...

In einem Internet-Chat lernt Linus den gleichaltrigen Yosh kennen, der mit seinen Eltern in Sphäre 2 lebt, weil er wegen seiner Lese-Rechtschreibschwäche aus der Norm fällt. Immer öfter drängt sich dem sensiblen Linus die Frage auf, ob er ein vorbestimmtes, aalglattes Leben in der ersten Sphäre wirklich will. Und wenn er es nicht will, wie kann er seiner Bestimmung entkommen? Gemeinsam mit einem organisierten Netzwerk von Widerständlern, die selbst über ihr Schicksal bestimmen wollen, und mit Chem, dem Computergenie, und Yosh fasst Linus einen Plan, bei dem der große Berechner manipuliert werden soll und Linus so der Sphäre 2 zuteilt.

So rückt der entscheidende Augenblick, der große Test, immer näher, während die Ereignisse sich zu überschlagen drohen, denn inzwischen ist der Staat auf Linus und seine Freunde aufmerksam geworden. Am Ende gelingt es den Freunden tatsächlich, die Ergebnisse zu manipulieren und Linus betritt neugierig Sphäre 2...

Das Kinderbuch aus dem Arena-Verlag wird so manchen Erwachsenen an das bekannte Buch ";1984" des bekannten Autors George Orwell erinnern. Und es gibt tatsächlich viele Parallelen: Ein ";Kastensystem" und die staatliche Überwachung aller Menschen sind der zentrale Angelpunkt beider Romane. Anne-Laure Bondoux schildert spannend und eindrucksvoll die gesellschaftliche Situation, das Leben in den verschiedenen Sphären und lässt die Protagonisten ihres Buches sehr lebendig werden. Linus Hoppe, die Hauptfigur des Buches, sowie seine Freunde werden jungen Lesern schnell sympathisch werden und ermöglichen somit eine enge Bindung an dieses Kinderbuch.

Die Autorin richtet sich mit diesem Zukunftsroman an Kinder ab 10 Jahren und schreibt in einer durchweg leicht verständlichen Sprache, die nahe am Kind ist. Dialoge und erzählte Textpassagen stehen in einem ständigen Wechsel und lassen das Buch so sehr lebendig werden. Anne-Laure Bondoux versteht es, durch Wortwahl und einen sehr flüssigen Stil, die Leser an dieses Kinderbuch zu fesseln.

Thematisch wird ";Linus in der Stufenwelt" bestimmt einige Leser zum Nachdenken bringen, denn eine Einteilung in Sphären, sei es durch Bildungsstand, gesellschaftliche Stellung oder wirtschaftliche Situation, erfolgt wohl, gewollt oder ungewollt, überall... Die Kritik an einem solchen gesellschaftlichen System bekommen junge Leser durch diesen Zukunftsroman schnell vermittelt und dank der verschiedenen Personen (Linus Schwester ist beispielsweise sehr glücklich in ihrer Sphäre und kann ihren Bruder kaum verstehen) bekommen sie Argumente geliefert, aufgrund derer sie die Möglichkeit haben, sich eine eigene Meinung zu bilden. So wird zum Beispiel in dem Buch die Frage an Linus heran getragen, ob er nicht in einer gehobenen Position in Sphäre 1 viel mehr bewirken kann, als als Angehöriger des ";Proletariats".

Definitiv ist dieses Buch nicht nur für Kinder geeignet, sondern vermag auch so manchen Erwachsenen zum Nachdenken anzuregen. Als Schullektüre bietet es sich geradezu an, da es reichlich Gesprächsstoff bietet.

Fazit:

Was würde passieren, wenn wir in ";Stufen" eingeteilt würden, wenn ein Riesenrechner unsere Eigenschaften und Kompetenzen bewertet und unsere gesamte Zukunft von der Einschätzung dieses Rechners abhinge?

Der gesellchaftskritische Aspekt des Taschenbuches wird vielen Lesern unter den Nägeln brennen; so sehr, dass sie dieses Buch bis zur letzten Seite nur schwerlich aus der Hand werden legen können.

Dieser Zukunftsroman ist in seiner Fiktion beeindruckend lebendig und dramaturgisch überaus fesselnd.

Simone Brinkschulte


Linus in der Stufenwelt

Anne-Loure Bondoux, Arena

Linus in der Stufenwelt

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