Lorenz und die Feuerdrachen

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2007

Idee

Ein gelungenes Kinderbilderbuch, das Alltägliches in die Drachenwelt transportiert und damit interessant werden lässt. Es kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus und erweckt trotzdem Mitgefühl und Verbundenheit. Der eine oder andere Lacher ist garantiert.

Bilder

Sympathische Drachen mit menschlichen Zügen, deren Mimik zu jederzeit auch ohne Text auskommen würde. Kleine illustratorische Besonderheiten machen das Buch an sich und das Vorlesen abwechslungsreich.

Text

Für Kindergartenkinder gut verständlicher Text. Häufig wird optisch mit den Buchstaben gespielt und gezeigt, was sich hinter dem Wort verbirgt. Das sieht nicht nur witzig aus, sondern hilft auch beim Vorlesen.

Kinderbuch des Monats [03.2007]. Wenn Kleine groß werden, dann ist es besonders spannend von Früher zu erfahren. Auch Lorenz der kleine große Drache möchte eine wahre Geschichte erzählt bekommen aus der Zeit, als er noch so klein wie eine Kuh war. Sein Vater erfüllt ihm diesen Wunsch und entführt uns damit in die ganz normale Welt der Feuerdrachen.

Vor gar nicht allzu langer Zeit, lebte ein kleiner Drache mit dem Namen Lorenz. An einem gar nicht so herrlich schrecklichen Donnerstag, ärgert der sich ganz furchtbar, weil ihm sein Ballon beim Spielen am Nasenhorn zerplatzt ist. Und dann muss er auch noch auf das Baby-Ei aufpassen. Als sein großer Bruder ihn, den ";Kleinen", dann auch noch veräppelt , ist er so geladen, dass ihm vor lauter Fauchen eine kleine Flamme entwischt. Da staunt er nicht schlecht, denn er hatte das erste Mal ganz alleine Feuer gespuckt. Überwältigt steigt er auf den Rücken seiner Mutter um zum Drachenkindergarten zu fliegen. Voll übersprudelnder Freude will er seiner Mutter erzählen, was passiert ist, aber der Wind ist so stark, dass die Wörter erst gar nicht zu den Ohren seiner Drachenmutter vordringen. Im Drachenkindergarten angekommen, versucht er noch immer verzweifelt seiner Mutter zu erzählen, dass er Feuer gespuckt hat. Die unterhält sich aber schon mit einem Erzieherdrachen und bemerkt gar nicht, dass ihr Zögling ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hat. Doch die anderen Drachenkinder haben es gehört und fragen ungläubig nach einer Demonstration seines Könnens. Lorenz gibt sich die größte Mühe, holt tief Luft und erntet nur Gelächter, denn anstatt einer tollen Flamme kommen nur kleine Wölkchen aus seinem Drachenmaul. Lorenz ist das unglaublich peinlich. Ein Erzieherdrachen will ihm noch gut zureden, aber er ist so wütend, dass er sich lautstark widersetzt. Und dabei passiert es: eine riesengroße Flamme schießt aus seinem Mund. Alle jubeln und Lorenz freut sich so sehr, dass er Luftsprünge macht und kaum bemerkt, dass er auch zum ersten Mal fliegt. Sein Vater ist so stolz auf seinen Jungen, der nun ein echter Feuerflugdrache ist, dass Lorenz von nun an die Würstchen grillen darf.

Ein schöne Idee, den Alltag eines Kindergartenkindes in der Drachenwelt abzubilden. Am Ende des Buches erzählt uns der Autor auch, warum er das getan hat - weil es sich nämlich genauso zugetragen hat. Den Kindergarten ";Drachenburg" gibt es, ebenso die Erzieherdrachen und den vorwitzigen Bruder. Im Grunde kennt jedes Kind im Kindergartenalter eine solche Geschichte und hat am eigenen Leib erfahren, wie nahe Rückschläge und Stolz beim Größerwerden beieinander liegen. Die Verbundenheit mit Lorenz, dem Drachen, ist enorm, denn welches Kind hat noch nicht die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass Erwachsene manchmal einfach nicht zuhören wollen. Auch frisch Erlerntes vor Gleichaltrigen zu demonstrieren und zu versagen ist eine schlimme Erfahrung. Doch am Ende bleibt immer großer Stolz auf das Erklimmen des höchsten Klettergerüstes, das erste unfallfreie Fahrradfahren oder, wie bei Lorenz, die erste große Flamme.

Wo üblicherweise das Impressum zu finden ist, beginnt die Geschichte bereits mit einer kleinen Vorgeschichte, nämlich einem Dialog zwischen Vater und Sohn und dem Wunsch des Kleinen, der Papa möge doch eine wahre Begebenheit erzählen, aus der fernen Zeit, als er noch klein war. Ein ungewöhnlicher, aber leichter Einstieg in die dann erst, mit dem Titel des Buches, beginnende Geschichte.

Eine weitere, illustratorische, Besonderheit enthält das Buch. Wenn Lorenz von seinem Bruder zum Versteckspiel aufgefordert wird, dann versteckt sich der Große zwischen den Seiten des Buches und als Lorenz dann wütend wird, verzieht sich der Bruder mit einem Winken durch die Buchmitte.

Insgesamt sind die Drachen sehr vermenschlicht und sympathisch dargestellt. Insbesondere die Mimik der kleinen Mitdrachen im Kindergarten ist herrlich. Obwohl die Hintergründe wenig detailliert sind (einmal abgesehen von den Ikea-Hängelampen im Höhleninneren), hat der Autor, der auch der Illustrator ist, eine stimmungsvolle, moosig-grüne Drachenwelt geschaffen.

Der einfache, für Kinder gut verständliche Text, drückt häufig optisch das Geschriebene aus. Z.B. werden in dem Wort ";verschwinde" die letzen vier Buchstaben immer größer, was dem Anschwellen eines wütenden Schreis gleichkommt. Oder wenn Lorenz, während er auf dem Rücken seiner Mama zum Kindergarten fliegt, versucht sie anzusprechen, dann werden die Buchstaben M A M A vom Wind weggetragen. Das ";hi hi hi, ho ho ho" der Drachenkinder, wenn Lorenz seine Flamme misslingt, hüpft auf und ab, so wie das der Körper bei kräftigen Lachern tut.

Letztendlich profitiert das Buch vom Interesse, insbesondere kleiner Jungs, an Dinos und Drachen und ist ein Buch, das ohne schwerwiegende Botschaft auskommt und Spaß macht.

Fazit:

Ein empfehlenswertes Buch, mit hohem Identifikations- und Wiedererkennungswert . Mit seinen vielen kleinen Besonderheiten holt es Kinder gezielt in ihrer Welt ab. Es macht ihnen Spaß und bringt sie immer wieder aufs Neue zum Lachen.

Gabriele Jansen


Lorenz und die Feuerdrachen

Peter Schönwandt, Fischer Schatzinsel

Lorenz und die Feuerdrachen

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