Das Geheimnis im Winterwald

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2005

Idee

Wundervoll umgesetzte Idee mit „echten Bildern“ eine Tiergeschichte zu erzählen. Eine Geschichte voller Winterzauber; sympathisch und spannend zugleich.

Bilder

Wunderschöne Winter- und Tieraufnahmen; stimmungsvoll, harmonisch und präzise. Die Farbe Rot als Akzentgeber wird im winterlichen Weiß wirkungsvoll eingesetzt.

Text

Die teilweise lautmalerische Sprache der Tiere ist für die Sprachentwicklung förderlich. In der ganzen durchgängig stimmungsvollen „Vertonung“ oft mit einer guten Prise Humor und stiller Poesie versehen.

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*, Kinderbuch des Monats (01.2005). Das malerische Foto-Bilderbuch über die Tiere im winterlichen Wald erzählt die Geschichte, wie die Tiere eines morgens einen eigenartigen Fremden in ihrem Wald bemerken und schließlich herausfinden, daß es ein ganz und gar weißes Wesen ist, mit roter Mütze und köstlicher Karottennase im Gesicht: Ein Schneemann! Aber ist er wirklich der einzige Fremde im Wald…?

Mit wundervollen Naturaufnahmen entführen uns die beiden Fotografen und Autoren Carl R. Sams II und Jean Stoick mit, auf ihre Reise durch den Winterwald. Hier sehen wir atemberaubend schöne Nahaufnahmen der sonst so scheuen Waldbewohner in unberührter Natur. Es wird die Geschichte von der Entdeckung eines eigenartigen Eindringlings erzählt.

Die Aufregung im sonst so friedlichen Wald ist zunächst groß: Die ersten die es merken sind, wie immer, die Blauhäher die es laut von den Bäumen krächzen. Die Rehe hören ihren gefiederten Freunden stets gut zu und sagen es der ";Eule der vielen Fragen";. Aber die Tauben haben schon längst seine Spuren ausgemacht und machen mit ihrem gurrenden ";Gu-gu-guck doch mal"; darauf aufmerksam. Die Eule, mit leisen Schwingen unterwegs, ruft ";Hu-hu-husch, wir suchen den Fremden!"; Doch am See war der Fremde nicht - die Bisamratte hat hier niemanden bemerkt, der Rehbock ist sich sicher, daß der Fremde in der Nacht noch nicht im Wald war - doch schließlich das Eichhörnchen kann den Fremden von seinem Baum aus sehen! Aber welches der Tiere hat den Mut, diesen eigenartigen Fremden mit der roten Mütze anzusprechen? Das Stachelschwein gibt vor, noch dringend weiter an seinem Hörnchen knuspern zu müssen, der Hase geht auf keinen Fall - er fühlt sich vom Fremden sogar schon beobachtet; aber die freche kleine Meise will voraus fliegen und die kleine Maus will sich vorsichtig an den Fremden heranschleichen. Natürlich will auch das Rehkitz eines der ersten Tiere sein, das den Fremden begutachten darf. Aber der junge Rehbock meint, daß er der Größte und Stärkste sei und er deshalb als erster gehen sollte - und dann entfacht ein Streit unter den Tieren, denn der wunderschöne rote Kardinal meint, daß er viel schneller fliegen kann und der Rehbock kontert, daß er rennen könne wie der Blitz und noch dazu ein Geweih trüge... am Ende sind der rote Kardinal und der Rehbock gleichzeitig bei dem eigenartigen Fremden, doch die freche kleine Meise hat sich bereits keck auf der Karottennase des Schneemannes niedergelassen.

Sie entdeckt sogleich, daß auf der leuchtendroten Mütze des Schneemannes viele kleine Leckereien liegen und ruft schnell die anderen Tiere herbei. Der Rehbock findet Mais und nach längerer Betrachtung entdeckt das Kitz, daß wahrhaftig eine echte Möhre im Gesicht des Fremden steckt - und läßt sie sich nach einigem Zögern schmecken. Es ist auch das Kitz, das als einziges Tier einen eigenartigen Gegenstand im Schnee findet: Ein roter Fäustling, wie ihn Kinder tragen. Das weiß das Kitz natürlich nicht, aber es ahnt bereits, daß vielleicht noch mehr Fremde im Wald sein könnten. Und richtig: Hinter grünen Tannenzweigen verbergen sich Bruder und Schwester, warten geduldig, bis die Tiere sich satt gefressen haben, um ihnen heimlich neues Futter bringen zu können. Ganz heimlich tun sie das, wenn die Tiere wieder im tiefen Wald verschwunden sind. Niemand, so denken sie, wird ahnen, daß sie es sind, die das Futter bringen. Und sie versprechen sich, dies so lange zu tun ";bis der Schnee weg und der Schneemann geschmolzen ist, bis die Frösche wieder quaken und die Bäume wieder grün werden.";

Eine wunderbare Idee, die Tiere in beeindruckenden Nahaufnahmen so zu zeigen, wie sie wirklich sind und wie wir sie leider nur selten zu Gesicht bekommen. Diese wunderschönen Naturaufnahmen nehmen uns gefangen in der heilen Winterwelt.

Da der Text überwiegend aus wunderschönen Dialogen besteht, mittels derer sowohl die Tiere als auch die Kinder ihre eigene Geschichte erzählen, wirkt der Erzählstil sprachlich so bezaubernd, wie es ihre Bildsprache vermag. Und das was die Tiere sagen, ist in einfacher Sprache geschrieben, birgt aber, wie auch der erzählende Text, eine gewisse eigene Poesie in sich, die die Eigenarten der Tiere auch gerne einmal humorig aufgreift und der es zugleich gelingt, die winterliche Stille mit ihrer ganz eigenen Melodie zu untermalen. Kinder werden es mögen zu erfahren, was die echten Tiere sich untereinander zu sagen haben und welches von ihnen ängstlich, forsch oder eigenbrödlerisch ist.

Der Spannungsbogen der Geschichte wird sehr von dem graphischen Einsatz des Textes unterstützt, der nicht einfach nur statisch auf einem immer gleichen Teil der Seiten platziert ist. Die Dialoge der Tiere sind in unterschiedlichen Punktgrößen gesetzt sowie farblich vom erzählenden Text abgesetzt,so verbinden sich Text und Bilder zu einer Gesamtaussage. Bei den Ausrufen der Tiere, wie etwa das ";Ein Fremder ist im Wald!"; der Blauhäher, zieht sich der Text in großer Schrift in Wellen über die Seite. Die Lautmalerischen Anteile in der Sprache der Tiere, wie zum Beispiel das ";Ihr kennt mich ja, di-di-di-di"; der Meise, wird in roter Schrift gedruckt.

Die Typographie wird in diesem Buch somit wie ein weiteres graphisches Mittel eingesetzt, die rote Signalfarbe, die sich in einzelnen Worten, aber auch in dem roten Kardinal, in der roten Mütze des Schneemannes, der Möhre aber auch in der Kleidung der Kinder wiederfindet, verleihen dem winterlich weißen Wald seinen warmen ";Zauber"; und dienen dem Betrachter als buchstäblich roter Faden durch die Geschichte.

Kinder werden dieses winterliche Buch garantiert sehr lieben. Kinder sorgen gerne für Tiere und schauen ihnen mit Wonne zu, wenn der von ihnen dargebrachte Leckerbissen angenommen wird. Die Verbindung Kind und Tier trifft immer. Sie haben untereinander noch eine klare und unverbaute Verbindung zueinander, die wir als Erwachsene oft nur staunend bewundern. Mehr als noch dieses ";Natur-Phänomen"; hat diese Geschichte noch eine schöne Botschaft in seinem Kern: Die Kinder versorgen die Tiere in dieser kargen Zeit ganz und gar heimlich. Sie erwarten keinen Dank und auch nicht, daß ihnen eines der Tiere zutraulich entgegentritt. Der Lohn für ihre Mühen ist ganz allein die Freude der Tiere über das reichhaltige Futterangebot und natürlich ist dies auch genau der richtige Weg, wilden Tieren Hilfe im Winter zukommen zu lassen.

Aber dieses Buch ziegt den Kindern auch, wie beflügelnd es sein kann, Verantwortung zu übernehmen. Die beiden Geschwister übernehmen die Verantwortung, den Tieren den ganzen Winter über zu helfen, denn sie wissen, daß die Tiere immer wieder zu dem Schneemann zurückkehren werden, weil sie im verschneiten Wald nur noch schwer Nahrung finden. Sie wollen so lange für sie da sein, wie es sein muß.

Sei am Schluss noch das originelle Rezept für die Herstellung eines Schneemannes erwähnt, das wir am Ende der Geschichte finden können sowie die Widmung des Buches ganz am Anfang: ";Für alle, die die unberührte Natur schützen und für den Schneemann im Herzen eines jeden Kindes.";

Das Geheimnis im Winterwald erschien übrigens im Original in den USA bereits im Jahr 2000, hat sich seit dem über 1 Million mal verkauft und darüber hinaus zahlreiche Preise gewonnen.

Fazit:

"Das Geheimnis im Winterwald" aus dem Kerle-Verlag ist ein Wintermärchen und ein malerischer Fotoband zugleich. Über die Liebe zur Natur und das Glück, den Tieren im Wald - mit aller Zurückhaltung - so nahe sein zu können. Es ist witzig, spannend, herrlich anzusehen und wirkt in seiner Leichtigkeit sogar ein wenig poetisch.

Stefanie Eckmann-Schmechta

Das Geheimnis im Winterwald

Carl R. II Sams, Kerle bei Herder

Das Geheimnis im Winterwald

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