Mischka

Was gehört zu einer neuen Heimat, in der man bleiben kann? Wo man sich sicher fühlt?

Natürlich ein Haustier! Die Familie ist von dieser Idee begeistert und jeder hat einen Vorschlag. Royas Vorschlag ist der beste: Ein Zwergkaninchen. Und so gehen die Brüder mit ihrer kleinen Schwester am nächsten Tag ins Tierfachgeschäft und holen Mischka – ein weißes, kleines, kuscheliges Tierchen, welches sofort zum Mittelpunkt der Familie wird. Es wird geliebt, verhätschelt, gekuschelt und Mischka entlockt allen eine Geschichte. Erinnerungen. Die von der Flucht aus Afghanistan. Die, die Roya schon wieder vergessen hat, weil sie so klein war. Die, die ihr aber trotzdem noch in den Knochen stecken.

„Wir unterhielten uns nie über die Flucht, wenn unsere Eltern dabei waren. Sie hatten zwar nie gesagt, dass wir nicht darüber reden dürften - aber es war so unangenehm, wenn Mama trübsinnig wurde. Und das wurde sie von den Erinnerungen, da waren wir uns ziemlich sicher.”

Nach der Flucht aus Afghanistan war der Aufenthalt der Familie in den Niederlanden mit vielen Unsicherheiten behaftet. Sie mussten mehrere Male die Flüchtlingsunterkünfte wechseln, sodass Roya mit ihren 9 Jahren auch schon einige Schulneuanfänge hinter sich. Aber diesmal ist es für immer. Die Familie hat die langersehnte Aufenthaltsgenehmigung, sie haben ein Haus und die Lehrerin und Mitschüler*innen der neuen Schule nehmen Roya sehr herzlich auf. Mischka ist da quasi das i-Tüpfelchen des Lebens. Klar, dass Mischka auch das Thema von Royas erstem Vortrag vor der Klasse sein muss. Leider ist das Zwergkaninchen abenteuerlustiger, als man das gedacht hätte - wenigstens kann die Familie bei der Suche die neue Nachbarschaft ganz gut kennenlernen.

Eine ganz wundervolle Familie – mit Häschen

Das Zwergkaninchen Mischka wird in diesem liebevoll erzählten Kinderbuch Teil einer unglaublich hinreißenden Familie.

Roya ist das Nesthäkchen in ihrer Familie und ihre drei großen Brüder sind sehr einfühlsam im Umgang mit ihr und tun wirklich alles dafür, dass sie sich wohlfühlt. Die Flucht der Familie ist zuerst nur der Grund, warum sich alle so freuen, dass sie nun ein festes Heim haben. Sie sind positiv gestimmt, sind „angekommen“ und werden in der Schule und ihrer Umgebung meist freundlich aufgenommen. 

Mischka wird zum Zentrum von Gefühlen. Die Eltern, Brüder und Roya kümmern sich sehr um das kleine Wesen, sehen sogar die Köttel in der Zimmerecke oder das Hasenpipi im Bett als Zeichen von Glück an. Die Familie versammelt sich um Mischka – und fängt an zu erzählen.

Als die Familie auf der Flucht war, war Roya erst drei Jahre alt und sie hat so gut wie keine Erinnerungen an die Zeit. Durch die Erinnerungen von Vater und Brüdern wird das Geschehene noch einmal thematisiert und ein Stück weit aufgearbeitet und miteinander geteilt.

In Roya hingegen entsteht ein Bewusstsein dafür, was die Familie aufgeben und durchmachen musste.

Die gut strukturierten Kapitel werden immer wieder durch ganzseitige, fast zärtliche Illustrationen ergänzt. Auf den meisten Bilder sehen wir die Familienmitglieder – mit Mischka liebevoll im Arm. Die Bilder erinnern an Fotos, was wiederum eine großartig durchdachte und sehr berührende Verbindung zur Geschichte schafft, welche hiermit herzlich zu lesen empfohlen wird.

Fazit

Flucht, Ankommen, Familie, Liebe. Ein Zwergkaninchen verbindet eine Familie miteinander, mit ihrem neuen Leben und der Erinnerung. Mischka ist ein zärtlich berührendes Kinderbuch mit einfühlsamen Illustrationen und einer behutsam erzählten Geschichte. Absolut empfehlenswert!