Raumfahrt aus Sicht des Mondes
Das Weltall fasziniert Klein und Groß gleichermaßen. Die unendliche Weite des Himmels, die Beschaffenheit von Planeten, die Errungenschaften der Raumfahrt beflügeln seit jeher die Phantasie der Menschen. Von allen Planeten ist dabei der Mond sicher einer der faszinierendsten, da der Mond das Leben auf der Erde unmittelbar beeinflusst und dabei viel greifbarer ist als die Sonne. Das mag der Grund sein, weshalb Sarah Mühlebach den Mond als Ausgangspunkt gewählt hat, um die Geschichte der Raumfahrt und damit zusammenhängende Themen zu erzählen. Doch es geht nicht allein um den Mond, vielmehr ist der Mond der Erzähler seiner Eroberungs-Geschichte.
Damit dies ganz klar wird, stellt sich der Mond und seine Rolle im Buch auf den ersten Seiten kurz vor: „Das ist die Geschichte der Menschen, die sich seit jeher wundern, wer ich bin. Es ist eine Geschichte ihrer Fragen und ihrer Reisen hin zu den Antworten. Die Geschichte ihrer Erkundung des Weltraums und ihrer Erforschung von mir, dem Mond.“ Im weiteren Buchverlauf wählt Sarah Mühlebach für die leichtere Zuordnung ein kursives Schriftbild, um erzählte Textteile des Mondes zu kennzeichnen, und nicht kursive, um Wissen und Fakten zu vermitteln.
Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt, die die Geschichte der Raumfahrt jeweils unter einem anderen Aspekt nachzeichnen. „Erde und Mond“ beschreibt zunächst die besondere Verbindung der beiden Planeten sowie Legenden, Mythen und Traditionen, das Kapitel „Ins All“ zeichnet den Beginn der Raumfahrt nach, „Zum Mond“ die erste Mondlandung, „Im Orbit“ beschäftigt sich schließlich mit der Entwicklung und Nutzung von Raumstationen. Abgerundet wird das Buch durch die Kapitel „Im Sonnensystem“, in dem noch etwas weiter in das Weltall hineingesehen wird, einem Ausblick in die Entwicklung der Raumfahrt in „Raumfahrt heute und morgen“ und schlussendlich einem übersichtlichen Glossar.
Wenn der Mond erzählen könnte…
Sarah Mühlenbach ist es gelungen, ein insgesamt stimmiges Buch über die Raumfahrt und das Weltall zu schreiben, das sich von vielen Sachbüchern abhebt. Die Idee, den Mond zum Erzähler zu machen, gibt den vielen interessanten Fakten einen persönlich anmutenden Rahmen. Teilweise leiten die wenigen erzählenden Sätze des Mondes in neue Kapitel ein, teilweise ordnen sie das Beschriebene auch in einen größeren Kontext ein.
Allerdings wirkt der erzählende Modus teilweise nicht ganz überzeugend, da er zwischen einer begleitenden Einordnung und teilweise fast prophetisch-pathetischen Texten schwankt. Eine etwas stringenter genutzte textliche Begleitung durch den Mond, der seine Leser*innen stärker an die Hand nimmt, hätte der Erzählerbindung gutgetan. Der Mond hat ja durchaus viel gesehen und erlebt, von daher hätte dieses Stilelement intensiver genutzt werden können.
Mondfaszination früher und heute
Trotzdem ist es insgesamt unterhaltsam zu lesen und lehrreich, auch, da die Mondpassagen nur einen kleinen Anteil ausmachen. Von den Erkenntnissen der ersten Astronomen über die ersten Satelliten und den ersten Lebewesen, die ins All reisen durften, bis hin zu aktuellen Vorhaben der Raumfahrt spannt sich ein breiter Informationsbogen. Nicht nur die Heldentaten und Ruhmesstunden werden beschrieben, auch die vielen Opfer, die das Streben nach der Eroberung des Weltalls zu verzeichnen hatte, sowie gravierende politische Konflikte bekommen gebührend Raum.
Die informativen Sachtexte sind sehr kurz gehalten und oftmals nicht länger als drei kurze Sätze. Zusammen mit den anschaulichen Illustrationen bilden sie eine stimmige Einheit mit viel Wissenszuwachs. Sarah Mühlebach gelingt es, die endlose Weite und Tiefe des Alls ebenso darzustellen, wie Schwerelosigkeit und die Errungenschaften der Technik. Neben farbigen Bildern des Mondes, der Astronauten oder der Erde integriert sie vor dem schwarzen Hintergrund filigrane technische Zeichnungen, wodurch ein abwechslungsreicher Gesamteindruck entsteht.
Fazit
Ein gelungenes Buch für Weltall-Fans, dass durch einen ungewöhnlichen Ansatz überrascht und viele Fakten in einem lesenswerten Werk bündelt.

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