Wenn ich nicht so schüchtern wär, denkt der Bär
- Dorling Kindersley
- Erschienen: Januar 2025
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Hardcover, 40 Seiten
ISBN: 9783831050505


Es steckt was anderes drin, als der Titel vermuten lässt
Eine Sache macht Bär am allerliebsten: starren. Das klingt ein bisschen komisch, aber er ist einfach wahnsinnig neugierig und beobachtet die anderen Tiere des Waldes gerne bei ihren täglichen Aktivitäten. Kurzum: Bär ist total neugierig, aber zu schüchtern, um in diesen Momenten noch etwas zu sagen. Und so bleibt es beim Starren, was die Marienkäfer, die Vögel und der Dachs nicht so angenehm finden.
Bär ist zunehmend verunsichert, doch dann trifft er am Teich auf einen Frosch, der das Problem erkannt hat. Er erklärt Bär, dass es viel netter wäre, wenn er beim Starren auch noch freundlich gucken würde. Ein Lächeln? Ist es wirklich so einfach? Bär muss den Tipp gleich ausprobieren…
Neues von „Bär“
Nach seinem miesen Tag und dem erschwerten Einschlafen geht es im dritten Band der Bilderbuchreihe von Autor und Illustrator Duncan Beedie um Bärs Schüchternheit. Zumindest lässt der deutsche Titel dies vermuten. Die englische Originalausgabe aus dem Jahr 2016 heißt eigentlich „The bear who stared“. Die reihenübliche Übersetzung führt jedoch tatsächlich ein bisschen in die Irre.
Bär ist gerne in der Beobachterrolle und verfällt in seiner Neugier für die alltäglichen Aktivitäten der anderen Tiere gerne ins Starren. Bevor er auch nur reagieren kann, fühlen sich die Marienkäfer bei ihrem Frühstück gestört und der Dachs beißt Bär sogar in die Nase. Nun könnte man erwarten, dass die Message des Buches ist, dass ein außenstehendes Tier die Schüchternheit erkennt und Bär zu mehr Selbstvertrauen ermutigt wird.
Allerdings rückt das Bilderbuch eher Bärs Fehler in den Mittelpunkt: Starren ist unhöflich, bitte dazu noch lächeln. Bedeutet das also, dass zurückhaltende Kinder selbst Schuld an der Situation sind und endlich mal über ihren Schatten springen sollen? Zumal Bär am Ende der Geschichte durch sein freundlicheres Gesicht angeblich Freunde gefunden haben soll, aber auf der letzten Seite dann doch alleine am Teich sitzt und sein Spiegelbild anstarrt.
Lässt man die Schüchternheit von Bär also einmal außen vor, ergibt sich ein runderes Bild: Er ist sich der Bedeutung seiner Mimik noch gar nicht bewusst. Bär starrt einfach gerne vor sich hin und merkt nicht, welche Wirkung dies auf andere hat. Noch nie hat er das eigene Spiegelbild gesehen. Ein Glück, dass Frosch die Lösung parat hat.
Sprechende Augen
Wie viele Botschaften und Emotionen in Blicken stecken können, machen uns die wunderbar liebenswürdigen und humorvollen Illustrationen einmal mehr deutlich. Empörung und Wut auf der einen Seite, Verunsicherung und Traurigkeit auf der anderen. Gleichzeitig sorgen der starrende Bär oder sein Blickduell mit dem Frosch für einige Lacher.
Beedies Zeichnungen sind angenehm aufgeräumt, mit dem Fokus auf das Wesentliche, klaren Farben und Strichen, aber nicht ohne kleine lustige Akzente. Manchmal erscheint Bär in der Nahaufnahme, manchmal schlendert er verträumt durch den Wald oder steckt mit dem Kopf in der Baumkrone. Von nichts und niemandem lässt Bär sich aus der Ruhe bringen - er versprüht eine angenehme Atmosphäre zum Innehalten und Nachdenken. Es braucht dabei gar nicht so viel Text: Kurze Sätze und kleine, gut verständliche Dialoge bringen Bärs Zwickmühle auf den Punkt.
Fazit
In diesem Buch geht es weniger um den Mut zu mehr Selbstvertrauen als vielmehr um die Bedeutung von Mimik und Gestik. Trotz der kleinen Kritik: Die Fans von Bär werden auch diesen Titel lieben.

Duncan Beedie, Dorling Kindersley
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