Das Krawallkehlchen

  • Erschienen: Februar 2025
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Illustrationen von Ramona Wultschner; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783737373463

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Theresa Mürmann
85%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2025

Idee

Ein Thema, bei dem sich alle Kinder und Eltern wiederfinden werden. Ein lustig-heiterer Einblick in die kindliche Gefühlswelt.

Bilder

Tierisch niedlich, humorvoll und mit viel Liebe zum Detail.

Text

Der Handlung ist beim ersten Lesen nicht ganz leicht zu folgen. Der Schreibstil mit seinen zahlreichen lustigen Wortneuschöpfungen und direkten Ansprachen dürfte die Zielgruppe aber abholen.

Hier sind alle Gefühle willkommen

Manchmal ist es ganz komisch: In dem einen Moment fühlt sich Mika super wohl und fröhlich, dann passiert etwas, manchmal nur eine winzige Kleinigkeit, und das Krawallkehlchen erwacht zum Leben. Dann wird aus dem Rot plötzlich ein Gelb und vor Wut könnte sich Mika auf den Boden schmeißen. Was auch hin und wieder passiert. Aber: Krawallen geht auch vor Freude. Zum Beispiel, wenn die Kindergartengruppe einen Ausflug in den allerhöchsten Baum im Stadtpark macht. Wie aufregend!

Doch der Start in diesen Tag verläuft etwas anders als gedacht. Nach einer anfänglichen Trödelei trifft Mika auf dem Weg zum Kindergarten auf einige Freundinnen und Freunde, die dringend Hilfe brauchen. Kein Problem, immer gerne. Doch, ach du Schreck, als Mika endlich im Stadtpark ankommt, sind die anderen Tierkinder bereits ohne ihn gestartet. Das kann doch nicht wahr sein. In Mika brodelt es krawallig…

„Zuerst ist das Zittern in Mika winzig. Dann wird aus dem Zittern ein Beben. Mika wird gelb und immer gelber. Das Brüll-Beben schüttelt Krawallkehlchen so sehr, dass es sich auf den Boden wirft.“

Dieses Thema beschäftigt wohl alle Familien mit kleinen Kindern: die Gefühlswelt. Manchmal können ein „falsch“ geschmiertes Brot am Morgen, ein verwehrtes zweites Eis oder der unbequeme Pullover für einen plötzlichen Wutanfall sorgen. Von null auf hundert oder manchmal auch mit Ankündigung. In Kombination mit Müdigkeit ergibt sich in der Regel eine explosive Mischung. Als Eltern steht man bisweilen einfach hilflos daneben und muss warten, bis das große Feuerwerk der Gefühle nur noch kleinere Funken sprüht.

Für Kinder ist es in den ersten Lebensjahren ungemein schwer, die eigenen Emotionen erkennen, benennen und mit diesen umgehen zu können. Nicht selten werden sie von diesen einfach übermannt, ohne selbst zu wissen, warum das Gefühl in diesem Moment so stark ist. Und ja, da reicht manchmal ein kleiner Reiz von außen, um das Gerüst ins Wanken zu bringen. Es ist ein langer Prozess, den Umgang mit den eigenen Emotionen zu erlernen, und er bedarf einer sensiblen Begleitung durch die engsten Bezugspersonen. Wie wunderbar, dass es immer mehr Bilderbücher gibt, die genau dieses Thema immer wieder aufgreifen und vielfältige Gesprächsanlässe schaffen.

Ganz schön viel los auf den 32 Seiten

Nun zur Geschichte: Vielleicht geht es nur mir so, aber ich musste das Buch zweimal lesen, um den Handlungsbogen richtig zu erfassen. Das Kennenlernen der Umgebung, der Figuren und Mikas Gefühlswelt bündeln viel Aufmerksamkeit, sodass der Kindergartenausflug als Hauptattraktion ein bisschen in den Hintergrund gerät. Zumal der Weg dorthin ein reines Abenteuer wird. Was beim Lesen der ersten Zeilen des Buches außerdem einen kurzen Moment braucht, ist die Erkenntnis, dass Mika das Krawallkehlchen ist. Beide Namen werden synonym verwendet. Für Kinder ist dies anfangs möglicherweise schwer zu begreifen. Bei so viel Krawumm und Krawall kommt man schließlich schnell mal durcheinander. Kreative Wortneuschöpfungen gibt es übrigens zuhauf: „hunger-brummt“, „Krawall-brüllen“, „Pieps-Flatter-Freunden“, „Sause-Brause“ oder „Hibbel-Freude“. In Kombination mit den vielen direkten Fragen an das junge Publikum („Kennst du das vielleicht auch?“) ist ein sehr abwechslungsreicher Text entstanden.

Die Illustrationen von Ramona Wultschner sind ein buntes Wechselbad an Gefühlen. Ob freudig vergnügt, erstaunt, traurig, ein bisschen krawallig bis sehr krawallig - es ist alles mit dabei. Die Mimiken der liebenswürdigen, tierischen Stadtpark-Bewohner sind wunderbar getroffen, allen voran natürlich die von Mika. Gerade die Doppelseite, auf der die Erkenntnis einsetzt, dass die Kitagruppe schon losgeflogen ist, eignet sich wunderbar, um mit Kindern über die dynamische Entwicklung von Emotionen zu sprechen. Und ein weiteres Highlight: Die kleinen versteckten Details auf allen Seiten. Kleine Käfer, Fliegen oder Schnecken, die die aufregende Szenerie beobachten und diese mit einer Prise Humor garnieren. Originell ist vor allem die Idee, starke Gefühle über das Wechseln der Farbe zu visualisieren. Ganz am Ende erwartet die kleinen und großen Leserinnen ein kunterbuntes Gefühlsrad.

Fazit

Dieses Bilderbuch eignet sich wunderbar für emotional-aufgeladene Zeiten im Familienleben mit den Kleinsten.

Das Krawallkehlchen

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