In sieben Koffern um die Welt

  • Insel
  • Erschienen: Juli 2025
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illustriert von Katja Spitzer; Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783458645405

In sieben Koffern um die Welt
In sieben Koffern um die Welt
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Kathrin Walther
94%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2025

Idee

Eine originelle Idee mit hohem Aufforderungscharakter, anhand von Kofferinhalten zu überlegen, um was für einen Menschen es sich wohl bei deren Besitzern handelt.

Bilder

Die Bilder sind schön farbenfroh, jedoch auch relativ einfach gehalten und wirken etwas altbacken.

Text

Leicht verständliche Texte, die gut zum Alter der Zielgruppe passen.

Ein interessantes Buch, das viel Raum für eigene Ideen und Spekulationen lässt

Vor dem Urlaub steht das Kofferpacken. Je nachdem, wo es hingeht, kommen unterschiedliche Dinge in das meist große Gepäckstück. Für einen Sommerurlaub am Meer sind Badesachen, Sonnencreme und Sonnenbrille praktisch, während für einen Skiurlaub eher warme Sachen wie dicke Socken, Handschuhe und warme Mütze benötigt werden. Manchmal gehen Koffer auch verloren oder werden irgendwo vergessen. Schaut man sich dann deren Inhalt an, bekommt man oft schon eine Idee, um was für eine Person es sich bei ihrem Besitzer oder ihrer Besitzerin handeln könnte. Auch in der Gepäckaufbewahrung von Herrn Walis ist im Laufe der Jahre der ein oder andere Koffer stehen geblieben. Wer wohl ihre Besitzer waren?

Geheimagentin, Naturforscherin oder Bonbon-Tester?

Herr Walis kennt viele Leute, denn da seine Gepäckaufbewahrung immer geöffnet ist, kommen Menschen aus aller Welt bei ihm vorbei, die bei einem Besuch der kleinen Hafenstadt ihren Koffer für kürzere oder längere Zeit abgeben möchten. Manche Koffer wurden anschließend nicht mehr abgeholt und haben eine kleine Geschichte zu erzählen, die Herr Walis gerne teilt. Der Koffer eines Bonbon-Agenten steht immer bei ihm, wenn sein Besitzer gerade von einer seiner Recherchetouren zurück ist und für ein paar Stunden Freunde in der Stadt besuchen möchte. In seinem Koffer befindet sich meist eine bunte Mischung aus verschiedenen Süßigkeiten aus fernen Ländern. Neben Bonbons, Lakritz, Lollis und Zuckerstangen enthält er auch immer viel Zahnputzzubehör, damit sein Besitzer seine Zähne nach den vielen Süßigkeiten wieder ordentlich sauber bekommt. Ein anderer Koffer stammt von Dani, der mit seiner Familie vor dem Krieg geflüchtet ist. Auch wenn sein Vater eigentlich ganz andere Vorstellungen davon hatte, was sein Sohn aus der Heimat mit ins neue Land nehmen sollte, hat Dani sich ziemlich viele Gedanken zum Inhalt gemacht und heimlich seine geliebte Katze Mau mit eingepackt. Selbstverständlich hat er auch an Luftlöcher gedacht und dafür lieber auf Dinge wie Unterhosen und Socken verzichtet, die es schließlich überall zu kaufen gibt.

Auch Herrn Walis‘ Enkeltochter Nema hat ihren Koffer bei ihrem Opa deponiert. Sie möchte später Meeresbiologin auf einem Forschungsschiff werden und liebt das Meer. Entsprechend finden sich in ihrem Koffer viele Gegenstände, die sie für ihre kleinen Unterwasserabenteuer gebrauchen kann. Das nächste Gepäckstück scheint sehr wichtig zu sein, denn es ist mit drei Vorhängeschlössern gesichert und wurde von einer eleganten Frau mit Sonnenbrille abgegeben. Da sie es auch nach drei Monaten noch nicht abgeholt hat, lässt Herr Walis ihn von einem Spezialisten öffnen und ist angesichts des merkwürdigen Sammelsuriums, das danach zum Vorschein kommt, ziemlich überrascht. Eine tolle Überraschung ist auch das Geburtstagsgeschenk, das Herr Walis zum runden Geburtstag von seiner Tochter und ihrer Familie bekommen hat. Am Flughafen haben sie für ihn einen Koffer ersteigert, der lauter eigenartige Dinge enthält und über dessen Besitzer sich spannende Mutmaßungen anstellen lassen. Etwas ganz Besonderes ist auch der Tisch, der neben Herrn Walis Schaukelstuhl steht und ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet und früher mal ein Koffer war. Welche Geschichten sich wohl in ihm verbergen?

Gegenstände, die Geschichten erzählen

Von gestrandeten Koffern geht ein gewisser Reiz aus. Nicht umsonst sind Kofferversteigerungen, bei denen der Inhalt nicht bekannt ist, ziemlich beliebt und nicht wenige Menschen hoffen mit ihrer Ersteigerung etwas wirklich Tolles zu bekommen. Sind nur alte Socken und dreckige Wäsche enthalten, sind die meisten zwar schon enttäuscht, doch sind dann wirklich spannende Dinge enthalten, ist die Begeisterung umso größer. Dabei liefert der Inhalt oft Anhaltspunkte, um was für eine Person es sich beim ursprünglichen Besitzer wohl handelt. Diese Faszination greift auch Roberta Schneider in ihrem Buch „In sieben Koffern um die Welt“ auf, in dem sie anhand des Inhalts von sieben Gepäckstücken rekonstruieren lässt, um was für eine Person es sich bei deren Besitzern wohl handeln könnte.

Neben einem Bild vom Äußeren des Koffers, das bereits zu ersten Spekulationen über den Inhalt einlädt, gibt es zu jedem Koffer auch ein doppelseitiges Bild, auf dem er aufgeklappt mit seinem Inhalt zu sehen ist. Begleitet werden die Illustrationen von kurzen Texten, in denen noch einmal genauer auf den Inhalt eingegangen wird. Zu viel wird dabei jedoch nicht verraten, sodass die kleinen Bilderbuchbetrachter selbst überlegen können, wozu eine Geheimagentin beispielsweise Perücken, eine Röntgenbrille oder mehrere Pässe gebrauchen kann oder was man selbst für Erinnerungsstücke über die eigene Familie in einen Koffer packen würde. Da die kleinen Leserinnen und Leser beim Betrachten der Bilder und Hören der Texte selbst zum Erzählen und Nachdenken animiert werden, weist das Buch ein hohes Aktivierungsniveau auf. Es macht Spaß, sich Gedanken über die Besitzer und die Inhalte der Koffer zu machen, Hypothesen aufzustellen oder sich selbst zu fragen, was man als Meeresforscherin, Süßigkeitentester oder auf der Flucht einpacken würde oder warum gerade diese Gegenstände mitgenommen wurden. Die Texte selbst sind gut verständlich und regen die Fantasie an, in dem sie zwar Anregungen zum Inhalt der Koffer und deren Besitzer liefern, gleichzeitig jedoch noch viel Raum für Spekulationen und eigene Ideen lassen.

Die Bilder von Katja Spitzer sind ziemlich bunt und farbenfroh, dabei jedoch eher simpel gehalten. Flächen weisen beispielsweise keine Schattierungen auf und bleiben meist sehr eindimensional. Abgesehen von kleinen Mustern sind die Flächen meist in einer Farbe gestaltet und werden von dicken schwarzen Konturen umrandet, sodass sie im Vergleich zu vielen anderen modernen Kinderbüchern etwas altbacken wirken. Durch die vielen kleinen Details, die sich in den Bildern erkennen lassen, lässt sich auch nach mehrmaligem Betrachten immer noch etwas Neues entdecken, sodass auch bei erneutem Lesen immer noch etwas Spannendes in den Bildern gefunden werden kann, über das dann neue Hypothesen und Ideen aufgestellt werden können.

Fazit

Bei „In sieben Koffern um die Welt“ handelt es sich um ein interessantes Kinderbuch, das zum gemeinsamen Erzählen und Nachdenken einlädt und dabei viele verschiedene Themen aufgreift. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die gerne in das Leben anderer Menschen eintauchen und sich dabei Gedanken über deren Geschichte aber auch über ihr eigenes Leben machen.

In sieben Koffern um die Welt

Roberta Schneider, Insel

In sieben Koffern um die Welt

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