Thea Magica - Band 1
- Ravensburger
- Erschienen: September 2025
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Eine wunderbare Brücke zwischen Kinder- und Jugendbuch.
Nun ist es soweit: Robin wechselt auf die Port Mint Highschool und wird bei ihrem „First Flush“ erfahren, welche Magie in ihr schlummert. Bei dieser Zeremonie trinken die Neulinge einen Schluck vom wertvollen Tee, um ihre Gabe erstmals einsetzen zu können. Allerdings blickt Robin diesem Event mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn es ist ziemlich offensichtlich, dass sie wohl die Begabung ihres ihr unbekannten Vaters geerbt hat: das Hören. Wer will schon immer mit Kopfhörern durch die Gegend laufen, weil alles um einen herum viel zu laut ist? Als der Moment der Wahrheit gekommen ist, zieht es Robin jedoch den Boden unter den Füßen weg: Sie hört zwar gut, allerdings keine Geräusche, sondern Gedanken. Sie ist eine Gedankenleserin. Eine Gabe, die vom Magisteerium verboten ist und eigentlich niemand mehr besitzen sollte…
Von nun an tut Robin alles, um ihre magischen Kräfte vor den anderen zu verbergen. Keine guten Voraussetzungen für einen Schulwechsel. Immerhin findet sie mit Mailin sehr schnell eine neue Freundin. Zusammen mit deren Sandkastenfreund Cornelius, dessen Begeisterung für Robin sich anfangs noch in Grenzen hält, sind die drei ab sofort ein Team. Es bleibt jedoch keine Zeit, um sich näher kennenzulernen und mit den neuen Kursen und Lehrkräften vertraut zu machen, denn sehr schnell steht Port Mint Kopf: Magnus Grey, der Gründer der „Tea Noir“-Bewegung soll sich in der Stadt befinden und auf der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz sein. Der Schatz, der einem den dauerhaften Zugriff auf die eigene Magie verleiht. Das Magisteerium ist alarmiert und will Grey um jeden Preis fassen…
„Mein Geheimnis war nie meins gewesen. Ich wurde nicht eingeweiht und jetzt schubste man mich in den Sturm. Ohne Jacke. Ohne Schirm. Und ohne einen Sonnenstrahl am Horizont.“
Ein bisschen Harry-Potter-Feeling, viele Tassen Tee mit leckeren Keksen, britisches Kleinstadtflair - passend zur herbstlichen Jahreszeit erscheint mit „Thea Magica“ der Auftaktband einer Fantasy-Dilogie für Leserinnen und Leser ab zehn Jahren. Sowohl auf inhaltlicher als auch gestalterischer Ebene ist der Titel eine perfekte Brücke zwischen Kinder- und Jugendbuch. Die Figurenzeichnung auf dem bunt-verspielten, glänzenden Cover sowie dem reich illustrierten Vorsatzpapier erinnert an die mittlerweile gängigen Charakterkarten des Young-/New-Adult-Genres. Natürlich darf auch der farbige Buchschnitt nicht fehlen. Wer in noch nicht viele Fantasywelten abgetaucht ist, hat mit diesem Titel einen leichten Einstieg.
Das Grundgerüst der Story ist ein altbekanntes: Neu erwachende magische Kräfte, eine Schule mit Gleichgesinnten, eine Protagonistin, deren Gabe weit über das „Normale“ hinausgeht. Mit Mailin, Cornelius und Robin findet sich eine klassische „Außenseiter-Freundesgruppe“, die in den Strudel der Ermittlungen rund um Magnus Grey hineingezogen wird. Besonders Mailin werden vermutlich viele ins Herz schließen. Sie hat es in vielerlei Hinsicht nicht leicht, wenn man beispielsweise an ihre Eltern denkt, die das familieneigene Hotel nach ihrer Trennung bis auf den Millimeter aufgeteilt und dies optisch manifestiert haben. Für ihre Freunde würde Mailin alles geben. Cornelius und Robin müssen dagegen erst einmal warm miteinander werden. Vielleicht ist da sogar mehr als Freundschaft drin?
Der Schreibstil ist absolut zielgruppengerecht. Humorvolle Dialoge, selbstironische Kommentare und wohldosierte, nicht zu ausschweifende Hintergrundinformationen zum historischen und magischen Kontext lassen einen durch die Zeilen fliegen. Im Gegensatz zum verschnörkelt blumigen, pink-lila-farbigen Cover legt die Charakterzeichnung Wert auf möglichst klischeefreie Figuren. So wurde für die Protagonistin mit „Robin“ ein bewusst geschlechtsneutraler Name gewählt. Außerdem wird immer wieder ihr Interesse für Technik, Computer und Robotik hervorgehoben. Hier und da wirkt es ein bisschen gewollt, aber insgesamt ist es ein ausgleichender Kontrast zum äußeren Erscheinungsbild.
Meines Erachtens hätte die Story ein paar Seiten mehr vertragen können, da einige Entwicklungen doch sehr rasant ablaufen. Der Spannungsbogen ist die meiste Zeit hoch und es bleibt kaum Zeit zum Verweilen und Genießen der Atmosphäre. Gerne hätte man noch mehr über den Schulalltag an der Port Mint gelesen. Die Tatsache, dass Robin von ihrer Familie, besonders ihrer Mutter, mit ihrer gefährlichen Gabe quasi allein gelassen wird, sorgt für ein gewisses Störgefühl. Der entscheidende Plot-Twist rund um die Erkenntnis, wer ihr leiblicher Vater ist, spielt sich allein in ihren Gedanken ab. Insgesamt reagiert Robin auf viele Enthüllungen zu abgeklärt und cool, wodurch Szenen teils unauthentisch wirken. Übrigens: Der Klappentext sollte eine Spoilerwarnung bekommen.
Fazit
Wer auf der Suche nach einer spannenden Lektüre für herbstliche Lesenachmittage ist, wird hier fündig. Es bleibt abzuwarten, ob der Folgeband das Story-Potenzial noch mehr ausschöpfen kann.


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