Das kleine Ich bin ich

Wertung wird geladen
Kinderbuch Couch
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2005

Idee

originelle Figur, lebendige Darstellung eine wunderbare Beispielgeschichte für ein sehr schwieriges Thema, zeitlos

Bilder

sehr wilde Vermischung verschiedenster Stile und Farbtöne, Kontrastreich durch farbige und schwarzweiß-Darstellung, passender Rahmen für die erzählte Geschichte

Text

Reimform, mit ungeheuer viel Witz und Melodie, Kindgerechte Sprache

Ein starkes Buch

Kinderbuch des Monats (02.2005). Das Kinderbuch "Das kleine Ich bin ich" der bedeutenden österreichischen Autorin Mira Lobe sollte auch heute, 33 Jahre nach seiner Erstauflage, in keinem Bücherschrank fehlen. Ein kleines buntes Tier fragt sich "Wer bin ich?" und glücklicherweise können wir es auf der Suche nach einer Antwort begleiten.

Ein kleines buntes Tier freut sich des Lebens und schreitet munter durch den Tag. Bis plötzlich ein dahergehüpfter Laubfrosch den Frieden stört indem er es fragt, wer es denn sei. Da dem kleinen bunten Tier keine Antwort auf diese Frage einfällt, folgert der Frosch daraus: "Wer nicht weiß, wie er heißt, wer vergisst, wer er ist, der ist dumm. Bumm." Da beschließt das kleine bunte Tier, sich auf den Weg zu machen, um eine Antwort auf die Frage "Wer bin ich" zu finden.

Auf seiner langen Reise begegnet es vielen verschiedenen Tieren. Und irgendwie finden sich zu allen gewisse Ähnlichkeiten, aber es ist keines dabei, das genau so ist, wie das kleine bunte Tier. Da sind z.B. die Pferdemutter mit ihrem Kind. Ja, eine so zottelige Mähne, wie die Pferde hat es wohl, aber die Beine, nein die sind viel zu kurz. Die kleinen dicken Stampferbeine könnten gut zum Nilpferd passen, aber oh jeh, Pony-Fransen und Dackelohren, die hat das Nilpferd nicht. Der arrogante Papagei zeigt sich sogar beleidigt, als das kleine bunte Tier ihn fragt, ob es wohl zu ihm gehören könnte. Auch die Schar von Hunden, die es in der Stadt trifft, so verschieden sie auch sind, schicken es wieder fort, denn eines scheint ihnen ganz sicher: ein Hund, kann das kleine Tier nicht sein. Ist es denn möglich? Das bunte Tier fragt sich ob es denn nun wirklich gar nichts sei? "Nur ein kleiner, Irgendeiner"? Traurig denkt es über sich nach und plötzlich weiß es, wer es ist. Überglücklich und voller Stolz läuft es zu allen Tieren hin und ruft ihnen lauthals zu:"Ich bin ich!".

Auf phantastische Weise wird in diesem Buch die Geschichte einer Identitätsfindung erzählt. Ein kleines buntes Tier, das glücklich und zufrieden durchs Leben geht, bis sich ihm plötzlich und unverhofft die Frage stellt: "Wer bist denn Du?", zeigt uns auf rührende, humorvolle und liebevolle Weise, wie es zu sich selbst findet. Auf seiner Suche nach der Antwort erfährt es Zurückweisung, Unfreundlichkeit und Spott, aber auch Hilfsbereitschaft und Wohlwollen. Am Ende seines Weges kann nur das Tier selbst sich die Antwort auf diese Frage geben, denn es erkennt: "Ich bin ich", es gibt mich nur einmal und genau so, wie ich bin, ist es gut.

Ein sehr schwieriges Thema wurde hier von der österreichischen Autorin Mira Lobe auf sehr unkonventionelle Art und Weise angefaßt. Schon die grafische Aufbereitung trifft den Nagel auf den Kopf: Individualität steht im Vordergrund, es erfolgt ein Wechsel von farbig illustrierten Seiten zu schwarzweiß gedruckten, es gibt keinen Raum für Gleichheit, ein ständiger Wechsel von realistischer Darstellung über die Collage-Technik und verschiedene Maltechniken findet statt.

Dank der sprachlichen Komposition dieser Geschichte bleibt sie, obwohl vom Inhalt her durchaus auch etwas traurig, immer beschwingt und fröhlich. Fast wirken die Texte wie eine Melodie, so liebevoll und witzig sind sie formuliert. So spricht beispielsweise das Nilpferd: "Wer du bist, das weiß ich nicht. Zwar sind deine Stampferbeine grad so wunderschön wie meine. Aber sonst, du buntes Tier, ist rein gar nichts wie bei mir. Pony-Fransen, Dackel-Ohr, so was kommt bei mir nicht vor:" Wortspiele wie diese fesseln Kinder an diese Geschichte. Wunderbar plakativ sind die jeweiligen Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Tieren dargestellt und beschrieben, aber es stimmt, unser buntes Tier ist wie keines, dem es begegnet. Wird es uns am Ende sagen können, wer es ist? Denn das möchte nicht nur das Tier selbst, sondern auch das Kind unbedingt erfahren. Ein Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf und mündet in eine Erklärung, die am Ende eigentlich nur noch logisch ist: Das kleine bunte Tier ist nicht länger ";das kleine bunte Tier";, sondern es ist das "Ich bin Ich", das in die Welt hinauszieht und allen Tieren verkündet: Ich bin ich.

Um den ganzen Sinn dieses Buches zu erfassen, sollten wir als Eltern es natürlich nicht nur einfach vorlesen und beiseite legen, einige Fragen oder Erklärungen dazu sollten wir unseren Kinder schon noch mit auf den Weg geben, aber selten wurde es uns so leicht gemacht, ein wirklich komplexes und schwieriges Thema aufzugreifen. Für die jenigen Kinder, die sich so ein kleines "Ich bin Ich" als Freund und Helfer wünschen, hat sich die Autorin etwas besonders Nettes einfallen lassen. Auf den Einband-Innenseiten befindet sich auf knalligem Pink abgedruckt, eine lustige und gut nachvollziehbare Bastelanleitung für unser "Ich bin Ich".

Fazit

Hier wurde uns Eltern ein starkes Buch zur Hand gegeben um uns zu helfen, unseren Kindern deutlich zu machen, dass sie einmalig und einzigartig sind, dass sie so wie sie sind, als Geschöpf liebenswert und wichtig sind und dass es jedes Lebewesen in seiner ganz eigenen Art zu achten gilt.

Antje Saam

Das kleine Ich bin ich

Mira Lobe, Jungbrunnen

Das kleine Ich bin ich

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Das kleine Ich bin ich«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Lesen und Hören
mit System

Lesestifte und Audiosysteme für Kinder.
Der große Test.

mehr erfahren