Hilfe, meine Hexe lernt Ballett!

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Kinderbuch Couch
84%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2008

Idee

Aufmachung und Thema sind bestens dazu geeignet Mädchen in ihrer Welt abzuholen. Eine gelungene Geschichte mit ganz leiser Kritik an den Reglements der Erwachsenen.

Bilder

Ansprechende Aufmachung durch ungewöhnliche Perspektiven, starke Mimik und lockerer Tuschestrich machen die Illustrationen, ergänzt durch witzige Fotos und eingeklebte Zauber-Rezepte, unverwechselbar.

Text

Lockeres, eher anspruchvolles, aber nicht übertriebenes Teenie-Deutsch, vom Hexenkater selbst erzählt. Alle Fremdwörter werden in der Rubrik „Nützliche Erklärungen“ erläutert.

Die Hexe Sisina Sicilia, kurz Sissi, benimmt sich gar nicht hexisch. Anstatt Kinder zu erschrecken und auf dem Besen zu fliegen will sie lieber Ballerina werden und ist in einem quietschrosa Auto durch die Lüfte unterwegs. Ihr Hexenkater Rumblewick ist kurz davor die Nerven zu verlieren. Er hat schließlich geschworen, seine Hexe im Auge zu behalten und verzweifelt nun beinahe daran, dass sie so sein will, wie die Mädchen auf unserer Seite der Welt.

Wir erhalten Einblick in die Tagebücher von Rumblewick Mortimer Rüdiger Franz Zauberspeck, kurz Rumblewick, der ein in der Hexenkatzenschule Schreckensdonner ausgebildeter Hexenkater ist. Von Beginn an beschwert sich der Kater, dass seine Hexe kein Hexenschwarz trägt, nicht heiser Gackern und hämisch lachen will und schon gar keine Lust hat, Kinder zu erschrecken und den Besen zu fliegen. Als vom obersten Hexenrat beauftragter Aufpasser verliert er beinahe die Nerven als Sissi beschließt, Balletttänzerin zu werden. Auf einer ihrer Shopping-Touren auf der anderen, der ";normale Menschen"- Seite, hat sie nämlich ein Geschäft für Ballettausstattung entdeckt und ist seither völlig fasziniert und wild entschlossen, in einer Menschen-Ballettschule Unterricht zu nehmen. Inspiriert durch ein Schwanenseevideo möchte sie sich mit Hilfe eines Buches das Tanzen nun selbst beibringen und nervt ihre Umwelt damit ganz schrecklich.

Ihr Hexenkater soll laut Vertrag darauf achten, dass sich seine Hexe wie eine echte Hexe verhält, er ist aber auch dazu verpflichtet, seiner Hexe zu gehorchen. Hin- und her gerissen zwischen Pflicht und Zuneigung unterstützt er seine Hexe bei dem Versuch in der Ballettschule aufgenommen zu werden. Man ist entzückt, wie leicht die (mit einem eigens gehexten Ballettzauberspruch belegte) kleine Elevin die allerschwersten Ballettstellungen tanzt und verspricht Ihr in der nächsten Aufführung die Hauptrolle.

Doch der Hexenrat bekommt Wind davon und stellt den Hexenkater zur Rede. Da er nicht über einem Hexenkessel gedünstet werden will, um als Kater mit Kräuselfell zu enden, lügt Rumblewick, dass sich die Balken biegen. Trotzdem kann er den Hexenrat nicht davon abhalten, am Folgetag in der Ballettschule aufzutauchen - unsichtbar natürlich.

Zeitgleich mit dem Erscheinen der Hexenratsmitglieder, bekommt Sissi Ihr dreckiges, zerschlissenes Kostüm für die Hauptrolle in dem Stück ";Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" gezeigt. Beim Anblick des Kostüms, das so gar nicht nach Primaballerina aussieht, bekommt sie eine solchen Hexenwutanfall, dass sie weiße Blitze schleudert. Die anderen kleinen Balletttänzerinnen aber erschrecken sich hauptsächlich, weil Kostüme und Kulissenteile zum Leben erwachen und sie verfolgen. Die Rätinnen sind zufrieden, denn Sissis Toberei ist extrem hexenwürdig. Nachdem Sissi sich beruhigt hat, ist ihr aber schnell klar, dass sie doch keine Primaballerina sein will, weil das viel zu harte Arbeit ist.

Gleich zu beginn wird erklärt, wie es dazu kam, dass wir heute Einblick in die Tagebücher des Hexenkaters bekommen. Natürlich war es Rumblewicks ungewöhnliche Hexe Sissi, die beim Einkaufsbummel einen Bücherzauberer (Verleger) traf, der ihr versprach sie ein Leben lang mit Schuhen zu versorgen, wenn Sie etwas aus ihrem Leben als Hexe aufschreibt. Und da sie viel zu sehr damit beschäftig war fernzusehen oder einzukaufen, stahl sie die Tagebücher des Katers ";einer Hexe die keine sein will". ";Und zwar alle", was den Hinweis darauf gibt, dass noch einige Geschichten folgen werden. Und das ist auch gut so, denn die unwillige Hexe Sissi und ihr genervter Kater haben das Zeug zur populären Serie.

Die von der Autorin geschickt gewählten Themen, wie z.B. in ";Hilfe, meine Hexe sucht Freundinnen" oder ";Hilfe, meine Hexe gründet eine Girl-Band", sind prima dazu geeignet 8-10 Jährige in ihrer Welt abzuholen. Denn Mädchen in diesem Alter sind ohnehin oft hin- und her gerissen zwischen dem, was sie sich in ihren Träumen vorstellen und den Reglements der Familie. So steht hier die verrückte Hexenwelt mit den Hexenrätinnen für das konservative Denken im Elternhaus und den Vorstellungen, wie junge Mädchen sich zu verhalten haben. Die andere, unsere, Seite für das Reizvolle und Ungewohnte. Verkehrte Welt also, wobei aber auch deutlich gemacht wird, dass nicht alles erstrebenswert ist, was anders ist. Auch Sissi muss schließlich feststellen, dass Ballerina zu sein harte Arbeit und Disziplin bedeutet. Da die ungewöhnliche Hexe ein wenig faul und viel mehr Spaß am Shoppen hat, entscheidet sie sich schließlich gegen Ihren Traum. Es kommt ebenso hinzu, dass Mädchen Sissi 100%tig verstehen können, denn sie liebt das was Mädchen diesen Alters eben lieben, nämlich die glitzerrosafarbene Welt der Pop-Idole und Ballerinas, sowie den Spaß am Einkaufen und umstylen. Das ganze in die geheimnisvolle Welt der Hexen mit Zaubersprüchen und Besenfliegen übertragen, garantiert den Erfolg.

Es lohnt sich, das Buch ein zweites und drittes Mal zur Hand zu nehmen, da man beim ersten Lesen mit absoluter Sicherheit eine der witzigen Zeichnung oder versteckten, optischen Lacher übersehen hat. Die lockeren Tusche-Illustrationen und die Typografie sind so lebendig, das man beim Lesen, der Hexe Sissi gleich, nie zur Ruhe kommt. Also nicht abschrecken lassen beim ersten Aufschlagen. Die teilweise chaotisch angeordneten Fotos und Zettel (mit Rezepten und Zaubersprüchen) oder die beinahe wirr durcheinander gewürfelten Zeichnungen machen alle Sinn und noch mehr Spaß. Ohnehin sind die Charaktere mimisch stark beeindruckend. Insbesondere der explosionsartige Wutanfall Sissis zeigt in der Umsetzung die Stärken der Illustratorin.

Fazit:

Auf witzig-leichte Weise kombiniert das Buch rosa-romantische Vorstellungen weiblicher Teenies mit den Zutaten der geheimnisvollen Hexenwelt. Eine gelungene und spaßige Schilderung eines gescheiterten (Hexen-)Mädchentraumes.

Gabriele Jansen

 

Hilfe, meine Hexe lernt Ballett!

Hyawin Oram, arsEdition

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