Darf das Ungeheuer rein?

Darf das Ungeheuer rein?
Darf das Ungeheuer rein?
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Kinderbuch Couch
87%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2008

Idee

Die Fantasie macht aus Mücken Elefanten, oder, wie in diesem Buch, aus einem Ungeheuerchen ein angsteinflössendes Ungeheuer mit zerstörerischen Zügen: Das Happy End ist überraschend.

Bilder

Jedes einzelne von den abwechslungsreichen Aquarellbildern von Ute Krause ist gespickt mit witzigen Details. Viele Perspektivwechsel lassen die Illustrationen dynamisch wirken.

Text

Die spannnende, humorvollle Geschichte besteht ausschliesslich aus Dialogen und lässt den Zuhörer unmittelbar ins Geschehen gleiten.

Das Titelbild lässt eine spannende Geschichte erwarten: Ein hungriges Ungeheuer ";veredelt" sein Essen mit Ketchup, schützend hält der Protagonist, ein kleiner Junge auf dem riesigen Teller, ein Salatblatt über sich. Mit ";Darf das Ungeheuer rein?" zeigt Ute Krause einmal mehr ihren humorvollen, ironischen Geist.

Mama sagt beim Fortgehen zu ihrem Sohn ";...Und lass niemanden zur Tür rein." Und daran will sich unser namenloser Protagonist auch halten, komme was da wolle - doch, ach, da klopft es schon! Ein Dialog zwischen dem Jungen und demjenigen, der auf der anderen Seite der verschlossenen Tür steht und um Einlass bettelt, nimmt seinen Lauf. Ist es tatsächlich ein Ungeheuer, wie es sagt? Der Junge stellt es sich riesig vor, mit stacheligen Haaren, spitzen Ohren, langen Fingern und Zehen - kurz ein ziemliches Scheusal.

Der tapfere Junge will es auf keinen Fall hereinlassen und überlegt sich deshalb immer wieder neue Ausreden: Der Junge sagt, er will allein spielen, muss noch sein Zimmer aufräumen, etwas essen, später noch zu einer Party gehen ... Aber jedes Mal möchte das Ungeheuer vor der Tür mitmachen und lässt sich einfach nicht abwimmeln. Der Junge verbarrikadiert die Tür, indem er sämtliche Spielzeugwaffen davor aufbaut und rüstet sich selbst mit einer Ritterrüstung und einer Holzlanze zum Kampf - reine Vorsichtsmassnahmen natürlich.

Zu guter Letzt reicht es dem Ungeheuer und es teilt dem Jungen mit, dass es durch das Fenster kommen wird. Und so steht schließlich auf der Fensterbank auch ein Ungeheuer; aber zur grossen Überraschung nur ein sehr kleines, freundlich dreinschauendes Ungeheuerchen mit einem Sack voller Süssigkeiten.

Ein weiteres Mal schafft es Ute Krause mit wenig Text und witzigen Bildern eine Geschichte zu erzählen, die mit zahlreichen Details und originellen Einfällen zu überzeugen weiss.

Der knappe Text beschränkt sich ausschliesslich auf die sehr kurzen Dialoge zwischen dem Monster hinter und dem Jungen vor der Tür, meist sind es nur ein bis zwei Sätze. Doch mehr Text bedarf es bei dieser schön ausgestalteten Geschichte wahrlich nicht: Den Rest erzählen die vielen kleinen Nebenschauplätze; die sagen nämlich mehr über die Fantasie des Jungen aus als viele Worte. Man kann sich bestens anhand der Illustrationen vorstellen, welcher ";Film" gerade in dem Kopf des ratlosen Jungen abläuft. Und das kennen schließlich auch die kleinen Leser. In dem für sie übergangslosen Bereich zwischen Fantasie und Realität können sie den kleinen Protagonisten gut verstehen und werden ihm sicherlich auch so manches Mal beipflichten. Denn wenn ein Monster essen will, was kann es schon anderes bedeuten, als dass man selbst auf dem Speiseplan landet?

Die vielen Perspektivwechsel, obwohl sich jede Szene vor der Haustür abspielt, lassen die Illustrationen so lebendig wirken. Trotz der vielen Details wirken die Bilder nicht überfrachtet, da Ute Krause auf intensive Farben verzichtet und die Umgebung in ruhigen Erdtönen darstellt. Von Seite zu Seite wird das Ungeheuer in der Fantasie grösser und die Verteidigungsmaschinerie des Jungen immer umfangreicher: Von einem schlichten Stab, der unter die Klinke geklemmt wird, über Stühle, Kissen, kleine Spielzeugdrachen, Kanonen, Katapulten bis hin zur völlige Verkleidung des Jungen in einen gerüsteten Ritter, ist alles dabei. Selbst die Fische in den Bildern an der Flurwand sind lebendig und beobachten das Geschehen genau. Wie der Junge auch, wenden sie sich zuletzt sogar mit ihren angstvollen Glubschaugen zum Fenster hin, vor dem das Ungeheuerchen dann zu sehen ist.

Ute Krause baut eine sehr schöne Geschichte, nicht nur für Jungen, sondern auch für fantasievolle, abenteuerlustige Mädchen, mit einem tollen Spannungsbogen auf, den sie in einem überraschenden, erleichternden Ende beschliesst. Herrlich! Kindliche Fantasien, wie sie sich tagtäglich in den kleinen Köpfen abspielen, weiss Ute Krause sehr gut zu nutzen und umzusetzen. Spass, Spannung und Fantasie sind garantiert.

Fazit:

";Darf das Ungeheuer rein?" ist ein herrlich spannendes Bilderbuch zum Vorlesen, mit viel Humor und Witz illustriert. Nach einem stetig ansteigenden Spannungsbogen überrascht das Ende die Zuhörer und lässt sie erleichtert ins Kissen zurückfallen

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Darf das Ungeheuer rein?

Ute Krause, Bloomsbury

Darf das Ungeheuer rein?

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