Ottoline und die gelbe Katze

Ottoline und die gelbe Katze
Ottoline und die gelbe Katze
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Kinderbuch Couch
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2008

Idee

Eine phantasievoll erzählte Detektivgeschichte mit ungewöhnlichen Ermittlern, die in exotischer Umgebung leben. Spannung für Kinder in außergewöhnlicher Aufmachung.

Bilder

Witzige, detaillierte Schwarz/ –weiß-Zeichnungen, die ihre eigene Geschichte erzählen, gestaltet in Anlehnung an Comic-Zeichnungen. Starke, eigene Charaktere.

Text

Wenig Text jedoch unzählige, interessante Bildkommentare, was ungemein auflockert und zum Weiterlesen und miträtseln animiert.

[ab 7 Jahren]

Die Zeitung der großen Stadt berichtet über eine Serie von Einbrüchen und von wehklagenden, steinreichen Damen, die den Verlust ihres Schoßhündchens beklagen. Sofort beginnt Ottoline mit viel Elan zu recherchieren und macht schnell eine interessante Entdeckung. Schon nimmt die ungewöhnliche Detektivgeschichte des neugerigen Mädchens und ihrem pelzigen Freund ihren spannenden Lauf.

Ottoline ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie lebt sehr selbständig in einer riesigen Wohnung im 24sten Stock des Pfeffermühlenhauses zusammen mit ihrem besten Freund, dem kleinen zotteligen Mr. Munroe aus dem norwegischen Sumpf. Ihre Eltern sind meist auf Reisen, schicken aber regelmäßig Ansichtskarten aus aller Herren Länder und haben dafür gesorgt, dass die Tochter durch allerlei Dienstleister bestens versorgt ist.

Auf einem Spaziergang durch den Regen (den Mr. Munroe hasst und Ottoline wegen der unzähligen Pfützen liebt) entdecken Sie eine Vermisstenanzeige an einem Laternenpfahl. Es handelt sich um die Suchanzeige einer wohlhabenden Dame, die ihren Schoßhund vermisst. Als Mr. Munroe in der ganzen Stadt verteilt mehrere Anzeigen findet, beginnt die Sache Ottoline zu interessieren. Wer könnte ein Interesse daran haben, die Schoßhündchen wohlhabender Damen zu klauen und zu welchem Zweck?

Aufmerksam liest sie die Zeitung, studiert die Polizeiberichte der Entführungen und stolpert dabei über die Anzeige einer dubiosen Schoßhundvermittlung. Ottoline schmiedet daraufhin einen pfiffigen Plan und stattet perfekt verkleidet (Ottoline ist diplomierte Verkleidungskünstlerin ausgebildet an der Tarnakademie) dieser Vermittlungsagentur für Schoßhündchen einen Besuch ab. Heimlich beobachtet Sie, wie die Agenturchefin, eine gelbe Katze, sich von den Hunden eine genaue Aufzeichnung der Räumlichkeiten ihrer Exfrauchen mit exaktem Hinweis, wo sich der Schmuck befindet, geben lässt.

Um genaueres herauszufinden erschleicht sich Mr. Munroe als Schoßhund Bimby Schlaumeier, Prinz von Helgoland, das Vertrauen der gelben Katze. Dabei beobachtet er, wie die gelbe Katze von ihren Beutezügen mit dem Schmuck der feinen Damen zurückkehrt. Ottoline schickt ihren, als dicke, reiche Dame verkleideten Bärenfreund dort hin, der sich nun Bimby, also Ottolines Mr. Munroe, vermitteln lässt.
Und dann spielen die beiden all das nach, was in den Zeitungen zu lesen war. Mr. Munroe kehrt zur gelben Katze mit einer Skizze von Ottolines Räumlichkeiten mit angeblichem Schmuckversteck zurück.

Als die gelbe Katze auf dem Beutezug Richtung Pfeffermühlenhaus ist, nimmt Mr. Munroe den ganzen bereits gestohlenen Schmuck an sich, ruft alle bestohlenen Damen zu sich, gibt ihnen Schmuck und Schoßhund zurück und macht sich dann auf zum Pfeffermühlenhaus. Dort wartet Ottoline mit tatkräftiger Unterstützung einiger Helfer bereits gespannt auf die gelbe Katze, die auch prompt in die ausgeklügelte Falle der schlauen Ottoline tappt. Die Polizei ist froh, die gelbe Katze gefasst zu haben, Mr. Munroe ist froh, wieder bei Ottoline zu sein und Ottoline ist froh, so viele tolle Freunde zu haben.

Chris Riddel hat mit "Ottoline und die gelbe Katze" beinahe ein reines Bilderbuch geschaffen, so wenig begleitenden Text gibt es zu lesen. Allerdings spart er nicht an phantasievollen Bildbeschreibungen, die in Anlehnung an Comics sprechblasenartig über den Darstellern schweben.Versäumt man diese Anmerkungen zu lesen, dann bekommt man nur die Hälfte mit. Was sehr schade wäre, den diese Kommentare machen, abgesehen von den unverwechselbaren Riddel-Zeichnungen, den Charme dieser Geschichte aus. So erfährt man z.B. dass Ottoline entspannt, indem sie Mr. Munroes Zottelmähne kämmt, wie ihre Einzelschuhsammlung zustandegekommen ist oder auf welchen Seiten, man den Verkleidungsutensilien der dicken Frau (die in wirklichkeit ein befreundeter Bär ist) bereits schon einmal begegnet ist. Diese Bildkommentare lockern auf, liefern Information und machen so viel Spaß, dass man neugierig umblättert, um noch mehr Details über die Marotten der beiden Detektivfreunde sowie Hinweise zur Lösung des Falls zu erfahren.

Riddell stellt Ottoline beinahe Erwachsen dar. Lediglich Körpergröße und Essgewohnheiten lassen darauf schließen, dass sie ein Kind ist. Aber das fällt genausowenig auf wie die Tatsache, dass dieses kleine, süße Mädchen völlig auf sich allein gestellt in der großen Stadt, in einer riesigen Wohnung mit einem zotteligen Etwas haust und brav den Anweisung ihrer Eltern, allein übermittelt durch Ansichtskarten, folgt. Nicht ungwöhnlich sondern witzig nimmt man auf, dass die Firma Hausmanskost für das Essen sorgt, der Kleiderzusammenleg-Service Glücksfalter die Wäsche macht und die Firma Mond & Sterne als professionelle Kissenaufschüttler und Vorhangzuzieher täglich vor Ort sind. Alles hat also seine beste Ordnung. Und für das Zwischenmenschlich-Freundschaftliche sorgt ein loyales, aber undefinierbares Wesen das Ottoline nicht von der Seite weicht. Trotz dieser skurrilen Zustände beneiden Kinder Ottoline Seite um Seite um ihr ungwöhnliches Leben und die Tatsache, dass sie ungestört ihrer Leidenschaft, der Verbrechensaufdeckung, nachgehen kann.

Inhaltlich fällt der erste Fall dieses ungleichen Detektivpaares durch einen optimalen Spannunsbogen auf.
Aufmerksame Leser (oder Zuhörer) werden dem schlauen Plan Ottolines schnell folgen können und aufgrund der vielen versteckten Hinweise vielleicht erahnen, wer hinter den Einbrüchen steckt. Aber auch für diejenigen, die Kapitel für Kapitel aufs neue rätseln bietet die Geschichte immer wieder neue witzige Details.

Außerdem macht die Aufmachung, trotz unspektakulärem Format, Kindern einfach Spaß. Bereits der Einband, versehen mit schnörkeligen Goldranken und -Rahmen, sowie dem strengen Bild von Ottoline, die dort stark an Hermine aus den "Harry Potter"- Bänden erinnert, weckt Neugierde. Die typischen Zeichnungen, die alleine mit Schwarz, Weiß und etwas Rot auskommen, sind witzig und erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Die außergewöhnlichen Souvenirs von Reisen der Eltern machen das Lebensumfeld von Ottoline exotisch und damit interessant.

Fazit:

Ein außergwöhnlich phantasievoller Kinderkrimi, der auch wegen seiner andersartigen Aufmachung nie langweilig wird und jederzeit dazu animiert, weiterzulesen. Ein spannender Start in eine Reihe von ungewöhnlichen Detektivgeschichten.

Gabriele Jansen

 

Ottoline und die gelbe Katze

Chris Riddell, Sauerländer

Ottoline und die gelbe Katze

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