Die vier Glückssucher

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2008

Idee

Ein philosophisches, melancholisches Buch. Oft liegt das gesuchte Glück so nah, dass man fast darüber stolpert. Einfache, aber überzeugende Protagonisten.

Bilder

Grossflächige Illustrationen, in einer Wachsmalkreidenoptik mit aussergewöhnlichen und intensiven Farb- und Lichteffekten. Leuchtende, stimmungsvolle und ausdrucksstarke Bilder und wunderschöne „Tiergesichter“.

Text

Einfacher, schlichter Text, der gerade deshalb überzeugt. Schöner Erzählbogen, herrliches Happy End.

Es ist schon schwer für jemanden, der meint er wäre anders als die Anderen. Er fühlt sich nicht geliebt, allein und vom Glück verlassen- so wie die Schildkröte, die für viele einfach zu langsam ist. Aber sie hört von einer Truhe, die ihr Leben ändern könnte und macht sich auf den Weg....

Klar, jeder weiss: Schildkröten sind langsam- aber spielt man deswegen nicht mit ihr? So mancher tut es nicht, und so fühlt sich dieses arme Panzertier einsam. Aber sie hört eines Tages von einer Truhe voller Glück, die sie einem Wald finden kann. Trotz ihrer Langsamkeit macht sie sich auf den für sie beschwerlichen Weg und trifft dabei auf vier andere Tiere, die auch alle irgendwie ein Handicap haben: der Igel, für viele zu stachelig und der daher nur piekst, der blinde Maulwurf sowie der kugelrunde Hase, der ständig tollpatschig über seine eigenen Beine fällt. Tage- und Nächtelang ist diese zusammengewürfelte Gruppe unterwegs zu dieser mysteriösen Truhe in dem grossen dunklen Wald. Doch dann scheint es endlich so weit zu sein: Aufgeregt stehen sie eines Tages vor der Truhe, sie öffnen sie und - ... finden nichts, die Truhe ist leer!

Zunächst lassen alle den Kopf hängen, aber schon bald merken sie, dass sie durch ihr gemeinsames Abenteuer Freunde gefunden haben, und die bisher schönste Zeit miteinander erlebt haben.

Maren Kiepsel erzählt auf sehr ruhige, einfache Weise von dem Zauber der Freundschaft. Und sie tut dies auf eine Art, die nachdenklich stimmt. ";Der Weg ist das Ziel" lautet ein asiatisches Sprichwort. Und im übertragenen Sinne, haben die vier Aussenseiter auf der Suche nach dem ganz grossen Glück das, was sie so sehr ersehnen, direkt vor ihrer Nase. Um es letztlich zu erkennen, brauchte es diesen langen gemeinsamen Weg.

So wird aus dem doch recht Einfachen etwas ganz Grosses- nämlich das Glück, Freunde gefunden zu haben. Freunde, die einen trotz einiger Macken, Handicaps oder sonstigen Eigenheiten schätzen und mögen.

Die erfahrene Illustratorin Barbara Rzepa-Leichsenring begleitet diese gefühlvolle, recht stille Geschichte mit grossflächigen, fast gemäldeartigen, doppelseitigen Bildern.

Die meist sehr dunkel gehaltenen Bilder in Wachsmalkreidenoptik bestechen durch ihre Klarheit. Es werden kaum Details dargestellt. Barbara Rzepa-Leichsenring beschränkt sich auf das Wesentliche- auf die vier Einzelgänger. Nur hin und wieder ist etwas von der Umgebung zu erkennen, mal sind es die Bäume im Wald, oder zu Anfang eine in der Ferne liegende Stadt. Diese Bilder lassen dem Betrachter somit viel Raum für eigene Fantasie.

Allein mit ihrer Farbwahl schafft es die in Polen gebürtige Illustratorin, den Bildern etwas leicht Melancholisches zu geben. Die Gefühlslage der sympathischen Tiere wird durch ihr ausdrucksvolles Minenspiel hervorgehoben. Die verwandten Farben und deren Leuchtkraft geben nicht nur die Tageszeit wieder- sondern ebenso die Stimmung in der Geschichte. Licht, selbst am späten Abend, spiegelt die Hoffnung wider, dass die Reise erfolgreich enden wird und die Tiere das ersehnte Glück finden. Trotz der überwiegend dunklen Farben bringt Barbara Rzepa-Leichsenring, mit ihren Farbeffekten und einer schon fast expressiven Farbgebung, die stimmungsvollen Bilder zum Leuchten.

Der Text von Maren Kiepsel und die Illustrationen von Barbara Rzepa-Leichsenring verschmelzen auf diese Weise zu einem ganz besonderen Buch. Mit den grossflächigen, doppelseitigen Illustrationen eignet sich das Buch auch besonders zum Vorlesen in Kindergruppen.

Fazit:

Mit ihrem Debütwerk ist Maren Kiepsel auf Anhieb ein philosophisches Buch gelungen. Die Leuchtkraft der Illustrationen von Barbara Rzepa-Leichsenring sowie die Schlichtheit der Geschichte, so wunderbar ruhig von der Autorin erzält, verleihen dem Buch eine ganz eigene Charakteristik, die verzaubert und zugleich berührt.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Die vier Glückssucher

Maren Kiepsel, Atlantis

Die vier Glückssucher

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