Eine Strasse im Wandel der Zeit

Eine Strasse im Wandel der Zeit
Eine Strasse im Wandel der Zeit
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2008

Idee

Diese Zeitreise des Alltags gewährt Kindern einen tollen Einblick in die Lebensweisen und Architektur damaliger Zeiten bis heute und kann die vielschichtige Geschichte für kleine Kinder schon gut erlebbar machen.

Bilder

Die lebendigen Bilder gewähren interessante Einblicke und vermitteln wichtige Details. Die grossen Panoramabilder als Ansicht der Strasse wie als Schnitt mit „Innenleben“ unterstreichen den Text. Es gibt viel zu entdecken.

Text

Der Text ist kindgerecht formuliert und hält etliche umfangreiche und faszinierende Fakten bereit. Das Glossar zuletzt erklärt noch einige wichtigen Begriffe.

"Eine Strasse im Wandel der Zeit" ist ein erstes Geschichts-Sachbuch vom Coppenrath Verlag, mit dem Kinder den Alltag der verschiedenen Epochen - vom Mittelalter bis zur Gegenwart- miterleben können.

So eine Strasse verwandelt sich in fünf Jahrhunderten doch sehr, obwohl einige Häuser stehen bleiben. Aber nicht nur die Architektur ändert sich, auch die Lebensweise der Menschen, die Hygiene (im persönlichen Umfeld der Menschen wie auch auf der Strasse), die Fahrzeuge und Einrichtungen. Seite für Seite können wir die Zeitreise vom Mittelalter über das 18. und 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart in schnellen Schritten miterleben. Anhand der aufklappbaren Panoramaseiten präsentiert sich die Strasse zunächst von der äusseren Fassade her; klappt man diese auf, kann man einen Blick ins Innere der Häuser werfen und die Lebensumstände der damaligen und heutigen Bewohner genauer betrachten.

Während im Mittelalter das Handwerk vorwiegend von Menschen erledigt wurde, wird diese Arbeit immer mehr durch die Industrialisierung von Maschinen ersetzt. Auf der Strasse, die bis ins 19. Jahrhundert dreckig war und stank, liefen zuerst nur Menschen und Tiere auf ungepflasterten Wegen, bis sich immer mehr Kutschen ihren Weg durch die engen Gassen bahnten. Die Kluft zwischen Reich und Arm ist über die vielen Jahrhunderte beständig zu beobachten. Im 18. Jahrhundert mieden reiche Menschen den Kontakt zu den Armen und liessen sich daher auch für kurze Strecken in einer Sänfte durch die Strasse tragen. Längere Wege wurden mit Kutschen zurückgelegt. Erst im 19. Jahrhundert kam die erste Eisenbahn als Verkehrsmittel zum Einsatz und später die ersten Autos.

Auch die Mode änderte sich und gewann für die Menschen immer mehr an Bedeutung. Hier wird geschildert, dass man im 18. Jahrhundert gepuderte Perücken liebte, während sich die Damen im 19. Jahrhundert in Korsetts zwängten. Mit der Elektrizität wurde es auf den Strassen und in den Häusern immer heller und der Fortschritt nahm - bis heute - seinen rasanten Lauf.

Das Thema Zeitreise ist wahrlich nicht neu und wird auf dem Kinderbuchmarkt bereits mit einigen Serien reichlich und regelmäßig bedient. Dem englischen Duo Nicholas Harris und Brian Lee ist mit diesem Buch aber eine ganz andere und spannende Zeitreise gelungen, nämlich die des Alltags. Das kluge Konzept, die Zeit an ein und demselben Ort fortlaufen zu lassen und vieles anhand alltäglicher Details entdeckbar zu machen, kommt der Neugier der Kinder sehr entgegen und wird sie - neben den wissenswerten Details - bestens unterhalten. Es ist eben spannend immer wieder Vergleiche zu den eigenen Lebensumständen zu ziehen; zu begreifen wie die Menschen damals lebten, als es noch kein Strom, kein fliessendes Wasser gab und warum gewisse Dinge damals ganz anders waren als heute. Nachvollziehbar ist hier der Fortschritt der Menschen und der lange Weg, den er bis heute genommen hat, dargestellt.

Mit den üppigen aber dennoch sehr ausgewogenen Panoramabildern punktet das Buch auf jeder Seite. Jeweils eine doppelseitige Aussenansicht und nach dem Aufklappen auch eine vierseitige ";Innenansicht"/ Schnittansicht bieten viel und laden immer wieder aufs Neue zum Entdecken ein. So gewähren diese lebendigen wimmeligen Bilder Einblicke nicht nur in Architektur und Mode, sondern auch in die Lebensweise, Behausungen, Schulen, Geschäfte, und Art und Weise der Ernährung. Durch den direkten Vergleich gleicher Räume oder baulichen Veränderungen können Kinder sehr genau und am Detail festmachen, worin die gravierendsten Veränderungen bestehen und auch einen Vergleich zu ihrem heutigen Alltag ziehen. So funktioniert dieses Buch auch ohne Vorleser. Kinder können hier vieles in Eigenregie vertiefen und erforschen. Nichtsdestotrotz begleitet der jeweilige Text die Darstellungen sehr gut und gibt wichtige Informationen zum besseren Verständnis. Da der Textteil auf einer separaten Seite ist, hilft es, dass die wichtigen Ausschnitte aus den Bildern nochmals im Text gezeigt werden.

Kleine, humorvolle Details ";am Rande" belohnen schließlich auch für ein ganz genaues Hinsehen: Aufmerksame Betrachter werden feststellen, dass sich unter der Strasse von Anfang an eine Schatzkiste verbirgt, die aber bis zur Gegenwart nicht gefunden wird. Ab und zu huscht ein Geist über die Seiten und lässt sich von dem Hund auf dem Aufzugskasten nicht aus der Ruhe bringen, während ein Ober die Gläser auf seinem Tablett aus Versehen auf einen Gast auskippt - und der mittelalterliche Mönch in der Disco scheint wohl auf die falsche Seite gerutscht zu sein...

Fazit:

Der Wandel der Zeit zeigt sich in vielen, alltägliche Facetten: Die Zeitreise mit den detailreichen Illustrationen macht richtig Spaß. Sie gewährt Kindern tolle Einblick in die Zeitspanne vom Mittelalter bis zur Gegenwart und damit in die Lebensweisen der Menschen. Die Informationsmenge und der Unterhaltungswert sind gut aufeinander abgestimmt und laden zum längeren Verweilen ein, hier ganz besonders die grossen Panoramabilder. Eine faszinierende Reise, auf die man sich immer wieder begeben kann, bis man wirklich alle Details in den Bildern entdeckt hat.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Eine Strasse im Wandel der Zeit

Nicholas Harris, Coppenrath

Eine Strasse im Wandel der Zeit

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