Max macht einen Ausflug

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Kinderbuch Couch
86%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2009

Idee

Der uralte Kindheitstraum, fliegen zu können, ungewöhnlich und beinahe ohne Worte dargestellt. Die Umsetzung erfordert Mitwirkung und fördert die kindliche Fantasie.

Bilder

Im Gegensatz zu den textlosen Wimmelbüchern wird auf seitenfüllende Details verzichtet. Klare Umrisszeichnungen in erdigen Tönen unterstützen den Gedanken der naturnahen Lebensweise.

Text

Zwei kurze (aber wichtige) Tagebucheinträge weisen den Weg. Ansonsten kommt das Buch ohne Text aus.

Max möchte so gerne verreisen. Am liebsten ganz weit weg in den Süden, wo es so schöne warm ist. Aber er hat nur ein Rad und weiß nicht wie er es bewerkstelligen soll, sein kleines Haus in Bewegung zu setzen, bevor der Schnee kommt. Und dann hat er eine Begegnung, die ihn ganz unverhofft seinem Traum näher bringt.

Max springt fröhlich über die Wiese und macht sich auf den Weg in den Wald auf der Suche nach Pilzen. Spät bemerkt er die düster dreinblickende Regenwolke und flüchtet sich auf einen Baum. Sein Sturz durch die Wolke reißt ein tiefes Loch und löst sintflutartige Regenfälle aus. Auf einem Stück Rinde surfend gelangt er wieder aufs Trockene und schleicht sich an der erschöpften, scheinbar schlafenden Wolke vorbei. Er erkennt nicht, dass die Wolke auf einem Dachs zur Ruhe gekommen ist und flüchtet so mit großen Schritten zurück zu seinem Haus. Dort angekommen, wird der vermeintliche Verfolger mit Loch wieder geflickt und zu einem Ballon umfunktioniert. Auf den Schornstein montiert, füllt sich die Wolke immer stärker mit warmer Luft, bis Max's Häuschen in die Lüfte steigt und vom Winde davon getragen wird. Das Rad dient nun als Steuer; alle seine Tierfreunde begleiten ihn auf seiner Reise durch die Lüfte, über Wälder und Täler in den fernen Süden.

Bereits bei der Inhaltsbeschreibung wird deutlich, dass dieses im wahrsten Sinne des Wortes, fantastische Bilderbuch, unzählige Möglichkeiten zur Interpretation offen lässt. Das liegt unter anderem daran, dass lediglich auf der ersten Doppelseite Text in Form eines Tagebuch-Eintrages verwandt wird. Dort erfährt man nur, dass Max den Wunsch hat in den Süden zu ziehen, allerdings nicht weiß, wie er es bewerkstelligen soll und dass er nun zunächst in den Wald geht um Pilze zu suchen und sich später verstecken will, um einer Hirschfamilie beim Äsen zuzusehen. Alles Weitere wird in einer endlosen Bildlaufleiste auf den restlichen, großformatigen Seiten optisch fortlaufend dargestellt. Dabei beflügelt die eigene Fantasie die unterschiedlichsten Gedanken, wie einzelne Situationen wohl zustande gekommen mögen sein.

Schnell erkennt man, dass das junge Künstlerpaar David/Caudry in ihrem Erstlingswerk auch noch etliche Nebenschauplätze untergebracht hat. Unzählige kleine Miniaturmenschen in den unglaublichsten Situationen bevölkern die Seiten. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man sie Fahrrad fahrend in den Zweigen der Bäume oder auf einem Marienkäfer reitend. Es gibt auch einen kleinen Max der in einem Spielzeughaus im Haus des großen Max lebt. Auf den letzten zwei Doppelseiten sind sämtliche Szenen, in welchen die kleinen Menschen vorkommen, in kleinen Bildausschnitten an die Wand gepinnt. Anhand dieser Bilder wird schnell deutlich wie viele dieser wunderlichen Szenen man beim ersten Betrachten übersehen hat. Kinder lieben diese Art „Bilderrätsel" und werden niemals müde, das Buch immer und immer wieder zu betrachten, solange bis auch der letzte Bildausschnitt zugeordnet werden kann.

Optisch wird Max als typisch schelmischer Junge mit Ringelshirt und Eselsohrkappe dargestellt, der scheinbar „befreit" von Vater und Mutter, im Einklang mit Natur und unzähligen Tieren in beinahe chaotischen Zuständen lebt und seiner Neugierde und seinen Tagträumen nachhängt. Der Traum völlig unbehelligt in einem Holzhaus zu leben und auf irgendeine Art und Weise fliegen zu können, ist nicht neu in der Kinderliteratur, aber in diesem Buch doch sehr ungewöhnlich umgesetzt. In einer Welt in der Wolken menschliche (und an Monty Python erinnernde) Züge haben, scheint beinahe alles möglich.

Die Illustratorin Caudry verzichtet im Gegensatz zu den textlosen Wimmelbüchern auf überfüllte Seiten und geht beinahe verschwenderisch mit dem Ihr zur Verfügung stehenden Raum um. Einfache comic-ähnlich klare Umrisszeichnungen in erdigen Tönen unterstützen den Gedanken der naturnahen Lebensweise und lassen den Blick ruhig durch die teilweise ungewöhnlichen Szenen gleiten.

Praktisch gesehen sind Bücher ohne Text immer eine kleine Herausforderung für die Eltern, da es nicht möglich ist , sich vom Text durch die Geschichte tragen zu lassen. Da kommen unendlich viele Fragen auf und es müssen Dinge erklärt werden, die gar nicht so einfach zu erklären sind. Allerdings gibt es nicht besseres als Bücher, die völlig unzensierte Kinderfantasie aktiv zum Vorschein bringt. Wenn man sich darauf einlässt, dann kann dieses Buch eine Bereicherung im Kinderbücherregal sein.

Fazit:

Ein ungewöhnlich großformatiges und eindrucksvolles Bilderbuch mit ganz eigenem Stil, das beinahe ohne Worte auskommt und die kindliche Fantasie fordert.

Gabriele Jansen

 

Max macht einen Ausflug

David Gauthier, Carlsen

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