Die Quigleys

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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2009

Idee

intaktes Familienleben betrachtet von einer sehr normalen und doch humorvollen Seite, jedes Mitglied der Familie stellt sich in einer Geschichte vor

Bilder

liebevolle schwarz-weiß Illustrationen, die den Alltag nicht karikieren, sondern von seiner komischen Seite zeigen

Text

gut lesbare und trotzdem literarisch anspruchsvolle, kurze Geschichten für Leseanfänger oder Vorleser

Kinderbuch des Monats [03.2009]. Simon Mason erzählt vier spannende und turbulente Episoden aus dem Alltagsleben der Familie Quigley. Dabei nehmen die Eltern genauso viel Raum ein wie die beiden Kinder und keiner steht dem andere nach, wenn es um Sturheit oder kreatives Chaos geht.

Die vierköpfige Familie Quigley, Mama, Papa, Will und Lucy, die alle entweder Pudel oder Pudelfisch nennen, wohnt in einem Reihenhaus mit roter Tür. Ihre besten Freunde sind die Peacheys, die gleich in ihrer Nähe leben. Die Kinder sind mit Elisabeth, Timothy und Schnüffelnase Peachey befreundet. An einem Abend bittet Ben Peachey um Hilfe. In seiner Firma ist eine Party, der Babysitter ist abgesprungen und nun benötigen sie eine Aushilfe. Papa Quigley springt ein, obwohl er sich eigentlich einen gemütlichen Fußballabend machen wollte. Die Kinder möchten mit zur Mitternachtsparty, aber Papa lehnt dankend ab. Alles läuft gut, wäre da nicht die sechsjährige Schnüffelnase, die partout nicht ins Bett will. Sie schaut nicht nur so aus, als könnte man ihr alles zutrauen, man kann ihr auch alles zutrauen. Während das Spiel beginnt und Papa alle wichtigen Tore verpasst, ärgert er sich mit Schnüffelnase herum. Sie denkt sich alles mögliche aus, um ja nicht ins Bett zu gehen. Papa beschließt das Mädchen einfach zu ignorieren. Das Fußballspiel ist zu Ende und Papa macht einen Kontrollgang ins Kinderzimmer. Schnüffelnase ist weg, unauffindbar. Voller Verzweiflung holt Papa seine Kinder, und bittet sie beim Suchen zu helfen. Niemand kann das Mädchen finden. Die Polizei wird gerufen. Lucy versetzt sich in ihre Freundin hinein, überdenkt, was Schnüffelnase wohl tun könnte und spürt sie wie eine kleine Detektivin auf. Alle sind glücklich und liegen gegen Mitternacht im Bett.

Lucy hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie zur Hochzeitsfeier, zu der die Familie eingeladen ist, nicht als Brautjungfer mit schönen Schleifen und in einem langweiligen Taftkleid aufzutaucht. Sie möchte lieber ein Bienenkostüm tragen, wenn sie Blumen streut. Lucys Eltern sind verzweifelt, denn sie wollen auf gar keinen Fall aus der Rolle fallen. Die sture Lucy, alle in der Familie können ziemlich stur sein, verfolgt beharrlich ihre Pläne und bastelt sich selbst ein fantasiereiches Bienenkostüm. Inzwischen hat der Streit um das Kleid sein Ende gefunden und die Familie denkt, dass Lucy ihren Plan aufgegeben hat. Aber das ist nicht der Fall. Als es am Morgen, wie immer in aller Eile, Richtung Hochzeit geht, erscheint Lucy in ihrem aufwendigen und selbst entworfenen Kostüm. Doch die Eltern bewundern nicht Lucys Einfallsreichtum, ihre Nerven liegen brach und sie sind am Ende ihrer Kräfte. Mama hofft inständig, dass sie Lucy noch umstimmen können. Allerdings wird daraus nichts, denn Papa, der sich nie die Namen seiner zahlreichen Familienmitglieder merken kann, muss Lucy bitten, ihm die Namen zuzuflüstern, wenn sich Tanten oder Onkel nähern. Pech für ihn, denn so kann Lucy ihn erpressen und er muss im Austauch für die genannten Verwandtennamen und dem Ausbleiben peinlicher Situationen, ihr Bienenkostüm akzeptieren.

In der nächsten Geschichte ist Mama und ihre Geduldsprobe an der Reihe. Will und Lucy kommen morgens nicht aus dem Bett, der ganze Tag verläuft schrecklich mit Streit und Gezänk. Mama, die heute Geburtstag hat, versucht ruhig zu bleiben und nicht loszubrüllen, wie sie es sonst normalerweise tun würde. Aber die Streitereien und ausgerechnet an dem Tag, wo sie am Abend ins Ballett gehen will, nehmen kein Ende. Und dann ruft auch noch Papa an, denn er steht im Stau und der Ballettabend ist gestrichen. Mama sucht das Weite und die Kinder denken, dass sie nicht mehr zurückkommen könnte. Will und Pudel baden am Abend brav und denken sich für ihre Mutter zur Versöhnung und weil sie sich wirklich unmöglich benommen haben, eine Überraschung aus. Schuldbewusst üben sie ein Ballett ein, zu dem sich dann auch noch der zu spät gekommene Papa mit Fantasykostüm gesellt. Und dann ist der Geburtstagabend doch noch ganz herrlich.

Will beschäftigt sich mit seinem Weihnachtsgeschenk bereits im Sommer, allerdings will Papa im August kein Wort über Weihnachten reden. Will wünscht sich einen Würgadler, denn mit Vögeln kennt er sich gut aus. Allerdings herrscht in der Familie Tierverbot, seit sich Lucy ein Kätzchen wünscht. Timothy, Wills Freund, wünscht sich eine Playstation, zu der schon freudig genickt wurde. Allerdings ist Timothy klar, dass sein Papa damit auch spielen will. Will beginnt sich Taktiken auszudenken, um seinen Wunsch innerhalb der Familie zu festigen, ohne ständig über die Feiertage reden zu müssen. Doch dann wird das Geschenkthema in eine andere Richtung gelenkt und Will freut sich auf ein ganz besonderes Geschenk. Timothy weiß auch, dass Weihnachten nur gut läuft, wenn er sich tadellos benimmt und das ist anstrengend. Kurz und gut - Timothy schafft es einfach nicht, ohne Ärger in der Schule bis zu den Feiertagen zu gelangen. Will nimmt Timothys Strafe auf sich. Allerdings ist ihm klar, dass Weihnachten für ihn nun ausfallen wird. Lucy erklärt sich bereit, Will ihre zweite Barbie zu geben, sollte sie welche bekommen. Timothy fühlt sich schlecht und will alles wieder gut machen. Aber auch das geht schief. Der Weihnachtsmorgen bei den Quigleys ist dann doch voller Überraschungen, besonders für Will.

Simon Masons ( geb. 1962, lebt mit Frau und zwei Kindern in Oxfort ) erstes Kinderbuch ist zur Abwechslung mal eine Geschichtensammlung über eine intakte Familie, in der alle Mitglieder von den Eltern bis zu den Kindern ihren eigenen Kopf haben und den auch gern durchsetzen. Das kann anstrengend sein und herrlich komisch. Simon Mason hat eine ganze Serie von Büchern über diese englische, lebensfrohe Familie geschrieben, die sicher bald in deutscher Übersetzung den Markt erobern werden. Es geht bei den Quigleys chaotisch, aber auch erfrischend normal zu. Sie wirken echt und natürlich. Ich bin mir sicher, dass sich jeder Leser oder Vorleser in der einen oder anderen Familiensituation wiedererkennen kann. Mit Leichtigkeit, Humor und skurrilen Detailideen überrascht dieser schmale Band.

Trotz Meinungsverschiedenheiten, einer gehörigen Portion Egoismus, nicht nur bei den Kindern und eigenartigen Vorlieben wissen alle vier Quigleys, sie können sich in letzter Instanz immer aufeinander verlassen. Mut, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Freundschaft sind feste Bestandteile im Familienleben und selbstloses Handeln zahlt sich am Ende aus. Simon Mason macht sich aber auch über allzu starre gesellschaftliche Regeln lustig, die die Erwachsenen aufgestellt haben und sich nun damit selbst in arge Schwierigkeiten bringen. Nicht immer ist es für die Eltern leicht, sich über diese Gepflogenheiten hinwegzusetzen. Der englische Autor weiß, wovon er schreibt und ohne es in der Vordergrund schieben zu wollen, steht er mehr auf der Seite der Kinder als der der Erwachsenen, was man von einem guten Kinderbuchautor auch erwarten darf.

Witzig und ein bisschen hintersinnig sind die lässigen Illustrationen von Susann Opel-Götz. In ihren Bildern betont die Künstlerin mit viel Witz die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der vier Protagonisten und erzählt vom kreativen Chaos in einer ganz normalen Familie.

Fazit:

Fern der Scheidungskindergeschichten und Patchworkfamilien gibt es auch ein aufregendes Familienleben mit vielen Hochs und Tiefs. Eltern sind auch nur Menschen und Kinder dürfen Kinder sein, so lauten die klaren und verständlichen Botschaften in diesen vier Episoden, denen hoffentlich noch viele folgen.

Karin Hahn

 

Die Quigleys

Simon Mason, Carlsen

Die Quigleys

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