Henni & Leo

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Kinderbuch Couch
75%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2009

Idee

Eine ungewöhnliche Freundschaft über die Grenzen hinweg, wie sie dieser Tage durchaus möglich ist. Im Kern eine schöne Botschaft, manchmal aber etwas verworren durch die einzelnen und sehr verschiedenen Puzzleteile, die über die Schmidts im Laufe der Gesc

Bilder

Lebendige Ausgestaltung durch Vignetten und Cartoons, die sich die beiden Schreiber zusenden, wie eben oft in E-Mails angewandt. Zudem eingefügte Briefe, Lexika- und Zeitungsausschnitte, die das Ganze sehr realistisch wirken lassen.

Text

Sehr ansprechend, einfach und vor allem lebendig durch die andere Form des Schreibstils der E-Mails.

Das Buch „Henni & Leo" entführt uns in eine Welt der E- Mails. Durch Zufall lernen sich Henni und Leo via Internet kennen, denn eigentlich sucht Henni einen ganz anderen Leo Schmidt, als den aus Berlin. Sie hat etwas über einen Leo Smith gehört, der etwa 1914 lebte, und über den möchte sie jetzt mehr wissen.

Henni hat in den Ferien einen Zettel an einem Haus hinterlassen, in dem sie in einer Bücherkiste viele interessante Informationen über einen Leopold Schmidt gefunden hatte. Nun hat, kurze Zeit später, ein Onkel von Leo aus Berlin diesen Zettel mit nach Hause genommen und ihn seinem Neffen überlassen; neugierig geworden, meldet Leo sich umgehend am anderen Ende der Welt und landet bei Henni in Australien.

Zunächst fangen die beiden Kinder an, sich gegenseitig zu beschnuppern, indem sie sich über ihre Freunde, Schulen und Hobbies ausfragen. Dann stellen sie fest, dass sie acht Stunden Zeitverschiebung haben und erfahren eine Menge über die Sprache des anderen.
Als der Kontakt intensiver wird, helfen sich Henni und Leo auch gegenseitig bei alltäglichen Problemen, wie zum Beispiel beim Ärger mit Freunden.

Auf jeden Fall möchte Henni jetzt mit Leo das Geheimnis um diese Schmidts lüften, die offensichtlich vor Jahrzehnten nach Australien ausgewandert sind.
Das Band, das die beiden im Laufe der Geschichte verbindet, ist enger als gedacht.
So finden sie heraus, dass die Schmidts vor dem ersten Weltkrieg mit dem Schiff von Bremerhaven nach Australien gekommen sind, dass Konrad Schmidt damals Ärger mit dem Besitzer des Sägewerks hatte, dessen Lieferungen er aber dringend für seine Tischlerei benötigte. Außerdem bleiben die Schmidts nur geduldet und Leopold Schmidt wird sogar gequält und zieht sich letztlich Verbrennungen zu, indem ihn vermeintliche Freunde in ein Baumhaus gelockt hatten, um dann die Strickleiter anzuzünden. Seine deutsche Herkunft wird ihm immer wieder angelastet.

Kaum zu glauben, aber Henni darf eine Zeit bei Mick und seiner Frau verbringen, die immer noch in der geheimnisvollen Kesselbucht leben. Hier kann sie endlich ungestört weitere Nachforschungen anstellen, und so wird schnell klar, dass Micks Haus auf dem Grund und Boden von Konrad Schmidt steht. Sie findet wichtige Papiere über den damaligen Kauf, aber es hat nie eine Überschreibung stattgefunden.

Hier trifft sie auch überraschenderweise Leopold Schmidts Enkelin: Gerit, die durch Zufall vorbeikommt, um zu sehen, wo ihr Großvater eine Zeit seines Lebens verbracht hat.
Mick ist entsetzt und hat Angst, sein Haus und sein Grundstück zu verlieren. Doch Gerit kann ihn beruhigen und verzichtet auf das Grundstück, dafür möchte sie gerne einen selbstgebauten Tisch ihres Großvaters mitnehmen, was Mick ihr gerne zubilligt.

Auf der Heimfahrt, Gerit bringt Henni nach Hause, entscheidet sie sich den Tisch Henni zu überlassen, die so viel Arbeit mit den Nachforschungen hatte und damit so viel bewirkt hat.

Zum Schluß überrascht Leo Henni noch mit der Nachricht, dass er sie in Australien besuchen möchte. So hat das australische Mädchen Henni einen Jungen kennengelernt, der auch Leo Schmidt heißt, mit dem von ihr ursprünglich gesuchten aber nichts zu tun hat.

Elisabeth Honey und Heike Brandt zeigen mit dem lebhaften e-mail-Kontakt zwischen Henni und Leo, dass Freundschaft und Zusammenhalt auch von einem Ende der Welt bis zum anderen funktionieren kann. Die zentrale Schnittstelle dieser Freundschaft, das Internet, macht es möglich. Dies macht das Buch sehr aktuell und spricht damit die anvisierte Altersgruppe der ab 10-jährigen gezielt an. So erweckt es auch beim stillen Beobachter, dem Leser, eine bereichernde Neugier auf die Lebensumstände des anderen. Einmal auf die Spur gebracht können sie, wie auch die beiden Protagonisten, schon bald kaum noch die Finger von der Tastatur bzw. dem Buch lassen.

Im Kern liefert uns das Autorinnen-Duo damit eine sehr faszinierende Freundschafts- und Familiengeschichte; doch manchmal erscheinen die Details ein wenig verwirrend, da die einzelnen und sehr verschiedenen Puzzleteile, die über die Schmidts im Laufe der Geschichte zu Tage treten, auch vom Leser zunächst entsprechend zugeordnet und gewichtet werden müssen.An manchen Stellen wirkt die Recherche nach dem Leben von Leopold Schmidt sogar fehl am Platz und man würde sich wünschen, es würde mehr um Henni und Leo gehen.

Interessanterweise ergibt sich hier im Laufe der Geschichte noch ein parallelverlaufendes aktuelles Ereignis, das große Ähnlichkeit mit dem Fall der Schmidts von damals aufweist. Anders als es die Schmidts zur Zeit des ersten Weltkrieges erleben mussten, bleiben ein Klassenkamerad und seine Mutter dank Leos Einsatz vor der Abschiebung aus Deutschland verschont. Damit scheint der Kreis zwischen Damals und Heute - zumindest im Handlungsverlauf der Geschichte - geschlossen.

Am Ende lernen Leo und Henni, aber auch die Leser des Buches, dass es manchmal hilfreich sein kann, sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen, um auf diese Weise zu einer anderen Bewertung der eigenen Probleme zu gelangen. Sie werden hier auf vielschichtige Weise an einen offeneren und toleranteren Umgang mit anderen Lebensweisen und Nationalitäten herangeführt.

Fazit:

Das Buch „Henni & Leo" von Elisabeth Honey und Heike Brandt überzeugt durch seine einmal ganz andere Erzählweise, die einzig durch den E-Mail-Kontakt zwischen einem deutschen Jungen und einem australischen Mädchen dargestellt wird. Somit setzt es genau an der Interessenswelt der angesprochenen Altersgruppe an. Andererseits wirken aber die Nachforschungen in der Vergangenheit oftmals zu kompliziert und stören den Fortgang dieser besonderen Freundschaftsgeschichte. Letztlich können junge Leser aber einiges über die Zeit des ersten Weltkriegs erfahren, da Teile des Romans auf wahren Begebenheiten beruhen.

Nicole Köchling

 

Henni & Leo

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