Hannah in der Zeit der Tulpen

Hannah in der Zeit der Tulpen
Hannah in der Zeit der Tulpen
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2009

Idee

Es gibt nicht viele Bücher über diese Zeitepoche und der damaligen Kunst für diese Altersgruppe. Tolle Idee, starke und überzeugende Charaktere.

Bilder

Die Gemälde und Zeichnungen sind eine Hommage an Rembrandt. Sie überzeugen durch ihre starke Ausdruckskraft, dem Spiel von Licht und Schatten und lassen uns emotional in die Geschichte gleiten.

Text

Die fantasievolle und feinfühlige Sprache lässt uns die innige Vater-Tochter-Beziehung intensiv miterleben. Die gute Recherche über diese Zeitepoche in Holland vermittelt uns einen guten, geschichtlich- korrekten Einblick in die damalige Zeitepoche.

[ab 5 Jahren]

Rembrandt lässt grüssen: Nicht nur, dass der berühmte Maler als Nebendarsteller in der Geschichte auftritt, auch die Art der Malerei und das Lichtspiel der Illustrationen erinnern an seine Werke. Eine anrührende Vater-Tochter-Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, die zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist.

Hannah lebt mit ihren Eltern in der Zeit der großen Tulpenspekulation im Holland des 17. Jahrhunderts. Sie liebt ihren Vater. Und sie liebt Blumen - nicht nur die kostbaren Tulpen, mit denen ihr Vater sein Geld verdient, auch die ganz einfachen Feld- und Wiesenblumen. Bei einem Zusammenbruch des gesamten Tulpenhandels verliert der Vater sein ganzes Vermögen. Hannah sieht die tiefen Sorgenfalten auf dem väterlichen Gesicht, aus dem das Lächeln verschwunden ist. Hannas Vater zieht sich zurück und wird immer stiller. Er hat keine Zeit mehr für seine Tochter; so manche seiner Aufgaben übernimmt zeitweise sogar der väterliche Freund und Hannahs Lehrer für Malerei: Rembrandt van Rijn. Von ihm lernt sie, die Dinge ganz genau zu betrachten. Gerade dieses beherzigt Hannah zum Ende des Buches hin und malt für ihren Vater ein Bild von einer ganz besonderen Tulpe. Auf diese Weise findet sie einen Weg, ihren Vater behutsam in den Kreis der Familie zurück zu holen und lässt ihn erkennen, was wirklich im Leben zählt. Und so ist es am Ende Hannahs Geduld und Einfühlsamkeit zu verdanken, dass die beinahe zerbrochene Vater-Tochter-Beziehung neu belebt wird. Sie schenkt ihrem Vater die Hoffnung und den Glauben daran zurück, dass sie gemeinsam stark sind und jede Schwierigkeit meistern können.

Im 17. Jahrhundert waren Tulpen, speziell die Zwiebel der „Semper Augustus" bis zu 10.000 Gulden wert. Diese berühmte und damals so wertvolle Tulpe hatte gestreifte, gefleckte, zwei- oder mehrfarbig gezeichnete Blütenblätter. Erst Anfang des 19. Jh. entdeckten Züchter, dass dies durch ein Virus ("Tulpen-Mosaikvirus") verursacht war, und sich die Tulpen deswegen nicht sortenrein vermehren ließen. Auch in Deborah Noyes Buch „Hannah und die Zeit der Tulpen" wird der damals so wertvollen Tulpe eine wichtige Rolle zuteil - weniger im Text, als vielmehr illustratorisch als Gemälde oder als kleines Wunder auf Hannas Wiese. Dieser Tulpe wird auch noch heute mit Rembrandt in Verbindung gebracht. Die heutigen „Rembrandt-Tulpen" sind dagegen gesund und können entsprechend vermehrt werden.

Nach dem Zusammenbruch des Tulpenhandels verloren viele „Spekulanten" ihr gesamtes Vermögen - wie auch der berühmte Maler selbst. Rembrandt, der gutes Geld damit verdiente, die Kostbarkeiten zu malen, war einer der bekanntesten Tulpenhändler. Als sich auch seine Bilder aufgrund der damaligen Wirtschaftskrise nicht mehr verkaufen ließen, musste er sein Haus versteigern lassen und starb in Armut.

Das gleiche Schicksal droht in Deborah Noyes Buch auch Hannah´s Vater zu ereilen. Deborah Noyes lässt uns in das 17. Jahrhundert eintauchen und erzählt gleichzeitig eine zeitlose Geschichte über die Sorgen der Erwachsenen und von der Tapferkeit eines Kindes. Zusammen mit den atmosphärischen Illustrationen von Bagram Ibatoulline gewährt uns das Buch Einblicke in das Leben der Gesellschaft - und damit auch einen Eindruck von den damaligen Gepflogenheiten, der Kleidung und den Lebensumständen der „Bessergestellten". Deborah Noyes versteht es, die Geschichte in einem ansprechendem Rhythmus und einer reichen, fantasievollen Sprache zu erzählen. Auf behutsame Weise macht sie deutlich, dass sich die elementaren Dinge des Lebens auch im Laufe der Jahrhunderte nicht geändert haben.
Die intensiven Illustrationen von Bagram Ibatoulline, die an Rembrandts Bilder kompliziertem Spiel mit Licht und Schatten sowie Formen und Texturen erinnern, wirken wie eine Hommage an die Kunst des Altmeisters.
Die eindringlichen Gemälde und auch die kleinen Tuschezeichnungen erinnern an die damalige Kunstepoche und geben einen nachhaltigen Eindruck dieser ausdrucksstarken und stimmungsgeladenen Bilder wieder.

Fazit:

Ein wunderschönes Bilderbuch, das im Stil der großen Malerei jener Zeit gestaltet ist. „Hannah in der Zeit der Tulpen" berührt die Gefühlswelt der Kinder und Erwachsenen gleichermassen und ist glaubwürdig und stimmungsvoll umgesetzt. Ein zeitloses Stück Geschichte, dessen Thematik auch über die Jahrhunderte hinweg Werte vermittelt und vor dem Hintergrund der uns heute drohenden Wirtschaftskrise hochaktuell wirkt.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Hannah in der Zeit der Tulpen

Deborah Noyes, Jacoby & Stuart

Hannah in der Zeit der Tulpen

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