Mackes Geheimnis

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Kinderbuch Couch
74%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2009

Idee

Eine Thematik, die viel Gelegenheit bietet, junge Leser zu fesseln. Die Charaktere sind in den Grundzügen gut gezeichnet- dennoch wirkt die Handlung nicht ganz authentisch.

Text

Der Autor greift zwar sprachlich gut die Situation und die Charaktere der Protagonisten auf, bleibt aber im Allgemeinen eher an der Oberfläche und lässt den nötigen Tiefgang vermissen.

[ab 9 Jahren]

„Dumme haben keine Angst" - dieses Vorurteil kommt Macke sehr zugute, denn so erhält der zurückhaltende Junge Anschluss an Kai und dessen Schwester Lina. Für Kai muss Macke gefährliche Aufträge erfüllen und erfährt so eine Beziehung, die für Macke echte Freundschaft bedeutet, für Kai aber nur ein praktisches Arrangement.

Macke ist ein Junge, der durch sein Schielen und seine zurückhaltende Art von den meisten Menschen in seiner Umgebung als dumm abgestempelt wird. Um so überraschender ist es da für den Jungen, dass er von Kai, einem beliebten Mitschüler, angesprochen wird. Und nicht nur das - Kai scheint wirklich an einer Freundschaft mit ihm interessiert zu sein, so denkt zumindest Macke.

Kai gibt Macke Aufträge, Aufgaben, die viel Mut erfordern, denn Dumme, so sagt Kai, haben ja keine Angst. Als Macke jedoch den Auftrag von Kai bekommt, er solle die Aufgaben für die nächste Mathearbeit aus dem Lehrerzimmer „organisieren", wird Macke erwischt und ist fortan bei Kai unten durch.

Macke ist wieder auf sich allein gestellt, streift durch die Gegend und trifft dabei auf eine alte Scheune, auf deren Wand eine Schatzkarte gezeichnet ist. Doch vor lauter Aufregung und Vorfreude, Kai mit diesem Fund beeindrucken zu können, geschieht Macke ein folgenschwerer Fehler. Mit seiner Lupe, die er immer dabei hat, setzt er aufgrund der starken Sonnenstrahlung die Scheune in Brand und damit auch die Hoffnung, Kai beeindrucken zu können.

Kai und seine Schwester Lina haben unterdessen schnell Ersatz für Macke gefunden. Nun ist es Dominik, der die gefährlichen Aufträge für Kai erfüllt und der die Waldbodenhütte, die Kai, Lina und Macke eigentlich bauen wollten, mit den Geschwistern zu Ende baut.

Doch so einfach gibt Macke sich nicht geschlagen. Er rekonstruiert die Schatzkarte aus dem Gedächtnis und sucht auf eigene Faust nach dem Schatz. Und tatsächlich findet er etwas: Einen Schatz, so meint Macke und will damit Kai und Lina imponieren. Doch die Geschwister können in dem verrosteten Benzinkanister, den Macke mühevoll ausgegraben hat, keinen Schatz entdecken. Wieder einmal steht Macke als Außenseiter da, doch diesmal lässt er nicht locker und will endlich wissen, warum Kai so gemein ist, ihn und auch Dominik immer wieder erniedrigt.

Erst jetzt erfahren Macke und Dominik von Lina, was deren Familie widerfahren ist: Ihre Mutter ist bei einem Fahrradunfall gestürzt und liegt seitdem mit einer schweren Kopfverletzung im Krankenhaus. Dies ist also der Auslöser dafür, dass Kai so unausgeglichen und unfairgeworden ist. Mit der Hütte im Wald wollte er seine Mutter beeindrucken, wenn sie wieder zu Hause käme.

Nach dieser Aussprache helfen sich die Kinder gegenseitig, stellen die Hütte fertig und aus Dominik und Macke werden echte Freunde.

Jörg Wolfradt knüpft mit seiner Geschichte an eine Thematik an, wie sie sich immer wieder im Schulalltag findet: Die Unterdrückung Schwächerer und deren Wunsch, bei anderen angesehen zu sein. Mit Macke und Kai zeichnet er zwei Charaktere, die diese Thematik mit jeder Phase wiedergeben: Macke ist, schon in der ersten Darstellung zu Beginn des Buches, die typische Figur des Schwächeren. Er schielt, wirkt auf andere Kinder komisch, zieht sich in den Schulpausen auf die Toilette zurück und hat keine Freunde. Kai hingegen ist da ganz anders, er ist groß, stark und mutig.Viele Kinder würden gerne mit ihm befreundet sein.

Macke wird zum typischen Mitläufer, er lässt sich von Kai bevormunden und unterdrücken. Dafür darf er im Gegenzug Zeit mit dem großen Jungen und dessen kleiner Schwester verbringen. Für Kai würde Macke alles tun, denn er ist ja sein bester Freund.

Sprachlich gelingt Jörg Wolfradt die Differenzierung zwischen den beiden Charakteren sehr gut. Schnell merkt der Leser, an der Erzählhaltung des auktorialen Erzählers, um welchen Protagonisten es in der jeweiligen Textpassage geht, auch ohne dass dies explizit erwähnt werden muss. So wählt der Autor in den Textpassagen, in denen wir Macke begleiten, eine einfache, oftmals verträumt wirkende Sprache, wohingegen er sich in den Passagen, in denen es um Kai geht, einer etwas härteren, und direkteren Sprache bedient.

Bei aller Aktualität und gelungenen sprachlichen Umsetzung dieses etwas schwierigen Themas fehlt es dieser Geschichte leider an dem nötigen Tiefgang. Trotzdem der Autor den Lesern einen Einblick in Mackes Gefühlswelt gibt, bewegen wir uns doch leider insgesamt eher an der Oberfläche. Die Geschichte um die Mutter von Kai und Lina erfährt der Leser erst ganz am Schluss des Buches, so dass dies eher etwas rätselhaft und rückblickend sogar unlogisch wirkt, als dass sie zum Verlauf des Buches beitragen könnte.

Vor allem das Ende des Buches ist für den Leser etwas unbefriedigend, gewinnt man doch den Eindruck, als falle man direkt vom höchsten Punkt des Spannungsbogens auf den Nullpunkt.

Fazit:

„Mackes Geheimnis" beginnt vielversprechend und zeigt in den Grundzügen charakterlich gut angelegte Figuren sowie einen gegensätzlichen Sprachgebrauch, der auf die jeweiligen Protagonisten zugeschnitten ist. Leider fehlt es dem Buch aber für diese Thematik an Tiefgang und bleibt auch im weiteren Verlauf zu oberflächlich, um wirklich zu überzeugen.

Simone Brinkschulte

 

Mackes Geheimnis

Jörg Wolfradt, Sauerländer

Mackes Geheimnis

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