Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen Planeten

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2012

Idee

So ein blaues Wesen kann im hiesigen Wald schon für Aufregung sorgen. Eine überzeugende Idee von Sebastian Meschenmoser, mit seinem herzlichen Humor transportiert er eine kluge Geschichte.

Bilder

Die Bleistiftzeichnungen kann man sich nicht oft genug ansehen. Jedes Mal entdeckt man wieder neue lustige Details. Klares Zusammenspiel von Mimik und Gestik: einfach überzeugend.

Text

Knappe, prägnante Sätze, viele Dialoge, die alles sagen obgleich die Bilder schon fast alles an Information vermitteln, daher auch viele Bilder ganz ohne Worte.

[ab 5 Jahren]

Endlich! Das langersehnte vierte Buch von Herrn Eichhorn und seinem wilden Waldleben ist erschienen. Sein bester Freund, der große Bär, hat in dieser Episode eine Begegnung mit einem blauen, fliegenden Außerirdischen. Das muss selbstverständlich sofort untersucht werden, zumal sich der Bär von dem blauen Wesen verfolgt fühlt.

Nichts ahnend erwacht der Bär morgens, da ein seltsames blaues, noch nie im Wald gesehenes, Wesen auf seinem Kopf sitzt. Leichte Panik überfällt ihn. Er sucht seinen Freund, Herrn Eichhorn, auf. Will dieser Alien den Bären etwa auf einen fernen Planeten entführen? Zusammen lassen sie sich einiges einfallen, um dieses außerirdische Federvieh auszutricksen.

Zunächst tarnt sich der Bär als Baum und hofft, der Fremde setzt sich auf seine durchaus zum Verwechseln ähnelnde Bären-Attrappe. Doch was passiert: Das blaue Wesen setzt sich direkt neben die Protagonisten und wartet ebenfalls ab, was passiert. Voller Panik nehmen der Bär und seine Freunde Reißaus.

Dann überlegen sie: Irgendwie muss dieser Eindringling doch hierher gekommen sein. Schnell finden sie das blaue Raumschiff (das Zelt eines Campers) und tarnen es ebenfalls, aber der Außerirdische ist ihnen immer ein Schritt voraus, trotz der Hilfe aller Waldbewohner.

So richtig kommen sie der Lösung also nicht näher. Schließlich suchen sie den weisen Bock auf. Aber auch dieser weiß keinen Rat. Und dann geschieht es: Plötzlich sind es zwei fremde blaue Flugwesen. Sie setzen sich wieder völlig unerschrocken auf den Kopf des Bären.

Dann sieht man den Bären voller Stolz und mit einem breiten Grinsen da sitzen. Was ist passiert?
Die zwei blauen entflohenen blauen Wellensittiche haben lediglich einen sicheren Brutplatz für ihre Eier gesucht. Und welcher Platz könnte sich besser eignen, als der flauschige Kopf des größten und stärksten Tier im Wald - dem Bären?

Auch das vierte Buch legt man so schnell nicht wieder beiseite. Wieder sind es Missverständnisse, die unsere Protagonisten in die herrlichsten Situationen manövrieren.

Erstaunlich, wie zwei entflohene Wellensittiche die Waldbewohner so in Angst und Schrecken versetzen können. Die Andersartigkeit der beiden blauen Vögel - die es im Lebensraum von Herrn Eichhorn & Co. nicht gibt - wirkt natürlich auf die Waldbewohner sehr irritierend. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, dass es sich um zwei exotische Vögel handeln könnte. Viel naheliegender ist für sie eine Invasion der Außerirdischen. Weshalb sollten sie sonst den Bären so hartnäckig verfolgen? Dass sie dem Bären etwas sehr wichtiges anvertraut haben, dieser Gedanke kommt ihnen nicht - dem Bären, der die Aufregung mit seinen abenteuerlichen Spekulationen erst entfacht hat, am allerwenigsten. Im Kern ein durchaus ernster Gedankenanstoß, doch der Witz, den der Autor mit seiner Erzählweise und den verdutzten Gesichtern seiner Protagonisten transportiert, lässt den Leser unbeschwert in diese originelle Geschichte gleiten.

Dabei versucht sich der Bär zunächst verstecken. Das allein ist schon herrlich in Szene gesetzt, denn er versucht es - ganz wie es kleine Kinder machen würden - hinter einem viel zu dünnen Baumstamm und hält sich gar beide Augen zu. So gelingt es ihm natürlich nicht, dem blauen Federvieh zu entkommen. Also muss er sich etwas anderes überlegen.
Dieser "Außerirdische" lässt bei Herrn Eichhorn und dem Bären die verrücktesten Gedanken aufkommen. Der Bär soll vielleicht gefangen genommen werden, wie Gulliver auf seinen Reisen in fremde Welten, oder als Attraktion im Zoo ausgestellt werden, wie King Kong als Filmheld auftreten, oder als großer Jedi Ritter bei "Star Wars, the Wellensittich-wars" enden. All diese Ideen sind wunderbar illustriert. Da es kein Entkommen gibt, überlegen sich Herr Eichhorn und der Bär, wie sie diesen "Alien" am besten überlisten können, und dazu fällt ihnen eine Menge ein.

Meschenmoser versteht es meisterhaft dieses aussichtslose Unterfangen in seinen Bildern wieder zu geben. Die Art und Weise wie er es schafft, die Tiere lebendig, ausdrucksstark und überzeugend darzustellen begeistert auch dieses Mal. Ihre Mimik und Körperhaltung sind dabei eindeutig und klar und lassen - zumindest beim Leser - keine Missverständnisse aufkommen. In seiner turbulenten und zugleich zarten Strichführung brauchen seine Illustrationen kaum Farbe, um ihre Wirkung zu entfalten. Vielmehr spiegeln sie die Natürlichkeit der Wald- und Wiesenbewohner in ihrem Lebensraum wider. Einziger Farbklecks ist der blaue "Außerirdische", der auf nahezu jeder Seite durch die Szene flattert - auch wenn er manchmal nur als kleiner Punkt zu erkennen ist.

Wie die vorherigen drei Bücher bedarf auch das vierte Eichhorn-Buch nicht vieler Worte. Der Autor und Illustrator beherrscht mit Witz und guter Beobachtungsgabe die Kunst, seine Bilder sprechen zu lassen. Dabei sprüht sein skizzenhaft wirkende Zeichenstil vor Dynamik und Lebendigkeit. Der dialogreiche Text ist knapp gehalten und daher auch für Leseanfänger sehr gut geeignet, zumal die Schriftart leicht lesbar ist.

Die Einbandseiten sind auch dieses Mal Teil der Geschichte. Zu Anfang fliehen die Wellensittiche aus einem stattlichen Gebäude und auf der letzten Seite steigt der Camper verwundert aus seinem über Nacht getarnten Zelt. Ein Angriff auf unsere Lachmuskeln von Anfang bis Ende.

Fazit:

Wieder einmal ist Sebastian Meschenmosers mit "Herr Eichhorn und die Besucher vom blauen Planeten" ein fröhliche, pointierte Episode aus dem Leben der sympathischen Waldbewohner gelungen. Der Hintersinn, dass wir alle vom "blauen Planeten" stammen, wird sehr einfallsreich und humorvoll transportiert und dürfte immer wieder aufs Neue Anlass zum Schmunzeln bieten - zumal man dann noch mehr amüsante Details entdecken wird, die die kleine, aber kluge Geschichte bereichern.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen Planeten

Sebastian Meschenmoser, Esslinger

Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen Planeten

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