Egal, sagt Aal

Hardcover, 32 Seiten

ISBN: 9783948877682

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Kathrin Walther
94%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2025

Idee

Eine tolle Idee, mit der das Thema Bedürfnisse kreativ thematisiert wurde.

Bilder

Farbenfrohe Bilder mit frechem Stil.

Text

Witzige Texte mit wichtigem Thema, die gut zum Alter der Zielgruppe passen.

Egal ist nicht gleich egal, wenn unterschiedliche Bedürfnisse aufeinandertreffen!

Aal hat eine lange Reise hinter sich. Geboren wurde er im Sargassosee, von wo aus er viele Tausend Kilometer durch den Ozean bis zu seinem Teich geschwommen ist, in dem er jetzt lebt. Mit ihm wohnen dort viele andere Tiere wie etwa die wuseligen Wasserflöhe, quakende Frösche oder die verspielten Molche. Das ist Aal jedoch ziemlich egal, denn er macht einfach sein Ding, ganz egal, was die anderen zu ihm sagen oder was sie von ihm denken.

Eigentlich eine ziemlich praktische Eigenschaft, denn mit dieser Einstellung hat er als kleiner Babyfisch nicht nur die lange Reise geschafft, von der jeder behauptete, dass sie für einen so kleinen Mini-Aal viel zu schwer und weit sei, auch lässt er sich von niemandem daran hindern, einfach das zu machen, was ihm Spaß macht. Ihm ist völlig egal, wenn der Biber ihm den Weg zurück zu seinem See verbaut, zu dem er eines Tages zurückkehren will. Er sucht einfach einen neuen Weg und kämpft sich über Land am Staudamm des Bibers vorbei, denn auch wenn der Biber sagt, dass er das überhaupt nicht könne, ist ihm das völlig egal und er zeigt ihm, dass er es doch kann.

Auch ist es ihm egal, dass die Forellen sagen, er solle nicht auf dem Rücken schwimmen, weil man es einfach nicht mache. Er schwimmt trotzdem so, schließlich macht es ihm am meisten Spaß. Als sich die anderen Tiere über sein Aussehen lustig machen, können ihm ihre Kommentare nichts anhaben, er schaut nur kurz an sich runter, erwidert: „DAS IST DOCH EGAL!“ und schwimmt seines Weges. Genauso reagiert er auch auf die neugierige Frage von Helga Haubentaucher, die von ihm wissen will, ob er denn nun ein Junge oder ein Mädchen sei. Kurz überlegt er, bevor er schließlich antwortet: „Das ist gar nicht wichtig. Junge, Mädchen, das ist WIRKLICH EGAL – ich bin einfach Aal.“ Dennoch ist er anschließend ein wenig geknickt und findet bei den Teichschnecken Trost, die wie er weder männlich noch weiblich sind und damit völlig zufrieden sind.

Wie nicht anders zu erwarten, ist Aal auch Unordnung ziemlich egal und Aufräumen überhaupt nicht sein Ding. Wo er ist, ist Chaos. Dass das bei den anderen Bewohnern des Teiches überhaupt nicht gut ankommt, ist ihm, wie soll es anders sein, natürlich auch total egal. Als er jedoch den gerade erst von Fred Flusskrebs mühsam aufgeräumten Stein mit Kieseln und altem Zeugs zumüllt und Fred sogar eine Träne vergießt, will ihm seine freche Antwort: „Du Frustkrebs-Flusskrebs, mir doch…“ nicht vollständig über die Lippen gehen. Ob Aal vielleicht doch nicht alles egal ist und es verschiedene Formen von egal gibt?

Meine Bedürfnisse – deine Bedürfnisse

Beim Großwerden haben Kinder so manchen Meilenstein zu nehmen. Sie lernen laufen und sprechen und entwickeln eine eigene Persönlichkeit. Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder dabei ganz sie selbst bleiben können und ihren eigenen Weg gehen. Sie sind stolz, wenn sie einen eigenen Geschmack und eine   individuelle Persönlichkeit entwickeln und ihren Träumen folgen. Genau so ist Aal. Ihm ist es egal, was andere von ihm denken. Er macht, was ihm Spaß macht und versucht nicht, fremde Erwartungen zu erfüllen, nur um anderen zu gefallen. Er ist einfach ganz er selbst und hat dadurch eine Stärke, die ihn jeden Widerstand überwinden lässt.

Eigentlich super, diese Eigenschaft, doch im sozialen Miteinander gibt es auch Grenzen, wie die Geschichte von Aal zeigt, denn sobald das eigene „Egal“ in den Bedürfnis-Bereich einer anderen Person hineinreicht, zählen beide Bedürfnisse, eventuell muss einer seine Bedürfnisse zurückstellen oder es muss ein Kompromiss gefunden werden, mit dem beide zufrieden sind. Auch wenn Aal Ordnung eigentlich „ganz egal“ ist, fühlt er sich ziemlich schlecht, als Fred Flusskrebs wegen ihm anfängt zu weinen und tieftraurig ist. Aal merkt, dass ihm Ordnung zwar eigentlich immer noch egal ist, er jedoch nicht möchte, dass es Fred schlecht geht und es somit verschiedene Arten von „Egal“ gibt. Ragt ein „Egal“ in den Bereich eines anderen hinein und geht es nicht mehr nur um mich, kann ich nicht einfach machen, was ich möchte. Alle Bedürfnisse zählen und geht es einem anderen wegen mir nicht gut, geht es mir oft auch nicht gut

Gestaltung

Julia Regett ist nicht nur für den Text, sondern auch für die Gestaltung ihres Buches verantwortlich und liefert die Illustrationen selbst. Jedes Bild erstreckt sich dabei über die komplette Doppelseite, sodass die Motive viel Platz haben, sich zu entfalten. Durch viel Liebe zum Detail gibt es viel zu entdecken. Mal tummeln sich verschiedene Bewohner des Teiches im Wasser, mal steht Biber Bernd mit seiner Biberburg im Vordergrund. Oft finden sich in den Bildern einzelne Wörter, mit denen beispielsweise die verschiedenen Entwicklungsstufen der Aale, Ausrufe der Wasserbewohner oder aber Aals „Egaaaaaaaaal“ ins Bild gebracht werden. Die Illustrationen selbst sind ziemlich bunt und farbenfroh und vom Stil her eher etwas frech, was auch gut zu Aal passt. Die Mimik der unterschiedlichen Tiere im Teich ist gut gelungen, wodurch sich leicht erkennen lässt, welche Gefühle Aals „Egals“ bei den anderen Figuren auslösen. Schön ist auch die Gestaltung der Coverinnenseite, wo sich Aals Weg vom Babyaal im Sargassosee über seine Reise als kleiner Glasaal und später als Gelbaal bis zu seiner Rückkehr zum See als Blankaal nachverfolgen lässt.

Der Textteil auf jeder Doppelseite ist etwas länger als in vielen Bilderbüchern und umfasst auch schon mal deutlich mehr als 20 Zeilen. Sprachlich lassen sich die Texte gut verstehen und passen vom Wortschatz her gut zum Alter der Zielgruppe, die mit Kindern ab vier Jahren angegeben ist. Durch Aals coole Art ist der Text an vielen Stellen ziemlich witzig und trifft den Humor der kleinen Leserinnen und Leser.

Fazit

Eine kindgerechte Geschichte, die zeigt, dass es unterschiedliche „Egals“ gibt, die je nach Situation mal gut oder schlecht sein können. Geht es nur um mich und meine Bedürfnisse, kann es von Vorteil sein, wenn nicht zu viel auf die Meinung anderer gebe. Berührt mein egal jedoch den Bereich eines anderen, ist es manchmal erforderlich, auch Kompromisse zu schließen und Rücksicht zu nehmen.

Egal, sagt Aal

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