Alles tanzt

Was für eine Party! Auf Pepes Geburtstagsfeier wird getanzt und gelacht, was das Zeug hält. Die Stimmung ist großartig. Als die beiden Mäuse, Marie und Pepe, wenig später beschwingt den Tag ausklingen lassen, hat das Geburtstagskind noch eine Überraschung für seine beste Freundin. Ein Tanzwettbewerb, an dem sie zusammen teilnehmen werden. Marie ist sprachlos, denn der Gewinn ist unglaublich: ein Jahr Tanztraining bei Mausdruckstanz-Star Momo Maus. Keine Frage, da müssen Marie und Pepe mitmachen. In ihrer gemeinsamen Euphorie wird Pepe jedoch etwas unvorsichtig und klettert auf der Suche nach etwas Essbarem in die Tasche eines Mädchens. Marie will ihren Freund noch rechtzeitig warnen, doch da ist es schon zu spät. Ein Bus hält an, das Mädchen nimmt die Tasche mit Pepe darin hoch und steigt ein. Marie bleibt allein zurück.

Die kleine Maus ist verzweifelt: Wie soll sie Pepe nur wiederfinden? Woher soll sie nur wissen, wohin der Bus gefahren ist und wo das Mädchen aussteigt. Ein Hinweis könnte Marie weiterhelfen: In der Tasche waren Schuhe, mit denen man vermutlich tanzt. Sie sahen ganz besonders aus, da unter ihren Sohlen Metall war. Unterwegs trifft Marie auf viele kleine und größere tierische Weggefährten, die sie bei ihrer Suche unterstützen. Es geht ins Ballett, auf die Musical-Bühne, zum Paartanz und sogar in die Eiskunsthalle. Vergeblich. Aber immerhin hat Marie herausgefunden, dass es sich bei den Schuhen um Stepptanzschuhe handelt. Wird sie Pepe finden, damit sie noch rechtzeitig an dem Wettbewerb teilnehmen können?

„Tanzen ist für alle da!“

Selten hatte ich bis jetzt ein Sachbuch in den Händen, das mich für ein Thema so begeistert hat, dass ich es danach nochmal von vorne lesen wollte. Kristina Scharmacher-Schreiber hat mit diesem Titel eine ganz besondere Liebeserklärung an das Tanzen geschaffen. Der Mix aus fiktiver Tiergeschichte als Rahmenhandlung auf der einen und Sachinformationen auf der anderen Seite ist eine erfrischende Herangehensweise, die sich von anderen Titeln abhebt.

Auf eine, zwei oder drei Seiten des Abenteuers um die zwei Mäuse Marie und Pepe folgen dazu passende Wissensblöcke zu diversen Tanz-Themen: die Geschichte des Balletts und anderer Tanzformen, die Vorstellung verschiedenster Volkstänze oder berühmter Tänzerinnen und Tänzer. Ganz hinten findet sich eine Übersicht der zahlreichen Tanzrichtungen. Immer wieder staunt man beim Lesen, wie viele unterschiedliche Ausdrucksformen es gibt. Und jede hat ihre eigene Geschichte.

Hin und wieder gibt es außerdem Bastelanleitungen (z.B. für ein eigenes Tutu) oder Mitmach-Tipps (z.B. für einen perfekten Moonwalk), die bei der Zielgruppe sicher gut ankommen. Zur besseren Übersicht hätte sich das Inhaltsverzeichnis eher am Hintergrundwissen zum Tanzen statt an der Geschichte rund um Marie und Pepe orientieren können. So wäre es leichter, auch abseits der Story schnell an Informationen zu gelangen. Aber dies ist nur ein kleiner Kritikpunkt.

Besonders einladend sind außerdem die Illustrationen von Stephanie Marian, die immer wieder zum Verweilen und Staunen einladen. Da sind die liebevoll gezeichneten Tiere, die ihre kurzen und langen Tanzbeine schwingen und sich vom Rhythmus der Musik tragen lassen. Die jungen Leserinnen und Leser werden viel Freude daran haben, die kleine Maus Marie und ihre wechselnden tierischen Begleiter auf den großflächigen Illustrationen zu suchen. Darüber hinaus wird eine große Vielfalt an Kostümen, Kleidern, Schuhen, Tanzschritten, imposanten Opernhäusern, bekannten oder unbekannten Musicals und vielem mehr präsentiert. Die Farbgebung passt sich immer dem jeweiligen Tanzstil an, wodurch ein buntes Zusammenspiel aus verschiedensten Genres entstanden ist.

Eine Einladung zum Tanzen

Sowohl die Zeichnungen als auch die Informationen zeigen eindeutig: Tanzen ist etwas, das die Menschen auf der ganzen Welt über Kulturen und Landesgrenzen hinweg miteinander verbindet. Ganz ohne Sprache, allein mit dem Körper und dem Rhythmus der Musik wird Verbindung geschaffen - zu einer Tanzgruppe, einer Tanzpartnerin oder einem Tanzpartner, dem Publikum oder auch einfach zu sich selbst. Dabei ist das Tanzen niemandem vorbehalten, jeder und jede kann es ausprobieren. Eine tolle Motivation, die ihren Zweck bei vielen Leserinnen und Lesern sicherlich erfüllt.

Insbesondere Kinder, die sich mit Sachbüchern eher schwertun, werden mit „Alles tanzt“ einen leichten Einstieg finden. Während die Vorlesegeschichte bereits für Vier- oder Fünf-Jährige funktionieren dürfte, richten sich die Fakten und das Hintergrundwissen rund ums Tanzen an Grundschulkinder ab sechs Jahren. Ein perfekter Übergang vom Sachbilderbuch zum Sachbuch.

Fazit

Ein Sachbuch, das nicht allein Wissen vermitteln möchte, sondern gleichzeitig ein leidenschaftliches Plädoyer für das Tanzen ausspricht. Eine nicht nur in der Aufmachung abwechslungsreiche Lektüre, die Klein und Groß gleichermaßen überzeugen wird.