Beschäftigungsbücher & Co.

Mit Lerneffekt gegen die Langeweile

Nach den langen Corona-„Ferien“ stehen bald schon wieder die Osterferien an. Verreisen werden die meisten wohl nicht. Wie kann man die Zeit den Kids trotzdem abwechslungsreich gestalten – und vielleicht sogar so, dass ein bisschen von dem nachgeholt werden kann, was beim Unterrichtet-Werden auf Distanz je nach Kind und Schule mehr oder weniger auf der Strecke geblieben ist. Auch im neuen Schuljahr kann ja nicht alles nachgeholt werden.  Und was die jetzigen Erstklässler im letzten halben Kita-Jahr an Vorschulthemen versäumt haben schon mal gar nicht. Wir haben uns mal umgeschaut und stellen Ihnen ein paar Spiele und Bücher vor.

MINT, für alle die es nicht wissen, das ist die Abkürzung für die Schulfächer Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Die – weil es keine Hauptfächer sind – wochenlang kaum unterrichtet worden sind. Aber doch wichtig und vor allem sehr interessant. Die faszinierenden Gesetzmäßigkeiten des Periodensystems der Elemente erschließen sich zum Beispiel mit einem Puzzle ganz praktisch: Puzzle-Buch – das Periodensystem (Usborne, ab 8).

Mein MINT-Spaß-Buch heißt eine Reihe aus dem Ullmanverlag, für jedes der vier MINTfelder gibt es ein eigenes Heft. Die bunten Seiten voller Rätsel, Ideen und Aufgaben erinnern weniger an ein Schulbuch denn an ein Mal- und Bastelbuch. Die Altersspanne ist relativ weit gefasst, ideal ist es für Kinder aber der vierten Klasse. Aber auch weit Jüngere können das ein oder andere erledigen, wenn sie Hilfestellung beim Lesen der Aufgaben bekommen.

Generell finden die meisten Kinder es nicht so schön, die Materialien einfach so „hingeknallt“ zu bekommen. Damit sie beschäftigt sind und die Eltern Ruhe haben, nach der die sich zweifelslos sehnen. Deshalb: Schauen Sie als Eltern nach Dingen, die Sie auch interessieren und die Ihnen Spaß machen könnten. Dann ist Dabeisein keine Last, sondern Freude.

Gleiches Thema, sehr viel kompakter und im Stil eher wie ein Notizbuch, mit festem Deckel und Gummiband zum Zubinden ist Das MINT - Wissen gewinnt! Mitmachbuch für Erfinder von morgen (von Alice James, Tom Mumbray und Petra Baan, Usborne, ab 8). Es enthält neben den schriftlichen und zeichnerischen Aufgaben viele Ideen, die erst noch gebastelt und entwickelt und erfunden werden müssen. Damit bietet das Buch Beschäftigung für alle Sinne. Ähnliche Titel gibt es für Mathematiker von morgen und Technologen von morgen.

Auch wer einfach „nur“ ein Bastelbuch kauft, tut einiges für die ganzheitliche Bildung. Schaut man sich die einzelnen Themen und Ideen so an, ist vieles an klassischen Bastelideen gar nicht mal so weit weg vom Zeitgeist wie MINT und Co.

Naturforscher von morgen finden auf dem Büchermarkt ebenfalls ein reiches Angebot, zum Beispiel bei den Büchern der Reihe Entdecken Verstehen Mitmachen. Schon von außen sieht man, das sind keine gewöhnlichen Bücher. Der Deckel ist aus dicker Pappe, die Bilder darauf mit den Fingern zu spüren und von der Seite betrachtet, sieht man die Fadenheftung. Stabil ist es zwar absolut, hat aber optisch etwas von loser Blattsammlung. Und so ist das Konzept auch gedacht. Ohne wissenschaftliche Systematik geht es quer durch die Thematik, es gibt ein Buch über die Natur allgemein und eins über Vögel. Beide sind voll mit Seiten zum Lesen und Betrachten, zum Mitmachen und Rätseln, dazu Suchspiele und Ausmalbilder und Aufträge, etwas zu Sammeln oder Auszuprobieren und zu Basteln.

Weniger künstlerisch, dafür mit vielen Rätseln ist das Buch Escape Natur: Spurensuche im Wald (von Thomas Jacquet, Arena) oder, mit vielen Mitmachideen und Bastelseiten: Expedition in die Natur (von Francois Lasserre und Isabelle Simler, Moses, ab 7). Die Reihe gibt es mit den Themenschwerpunkten „Vögel“, „Bäume“, „Natur in der Stadt“ oder „Insekten“. Thematisch passend gibt es auch Bestimmungskarten im Set, mit Spinnen, Blumen, Sternbildern, da dürfte sich für jeden Geschmack etwas finden. Die Kartensets haben spannende Quizfragen und können mit ein wenig Kreativität auch für andere Karten-Spiele genutzt werden, man ist damit vielseitig und gut gegen Langeweile gut gerüstet.

Spiele

Klar, es gibt Klassiker und epische Brettspiele, aber beides hat man oft schon im ersten Lockdown durchgespielt und manchmal muss es auch was auf die Schnelle sein. Das Gegeneinander von Klassikern wie Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht ist außerdem wenig zeitgemäß und auch oft nicht gut für den Familienfrieden. Wichtiger als Verlieren zu lernen und sich gegenseitig zu übervorteilen, ist es gemeinsam Spaß zu haben. Das geht zum Beispiel mit Tierkackebingo. Oder: Black Stories. Das sind spannende Rätsel-Geschichten, von denen jeweils eine auf einer Karte aufgedruckt ist. Einer liest vor – zum Beispiel „Weil der Strom ausgefallen ist, machen Dinosaurier Jagd auf Menschen“, die anderen müssen durch Fragen herausfinden, was genau vorgefallen ist und warum.  Es gibt sie für verschiedene Altersstufen und Thematiken und diese Junior-Edition Animal Stories (moses Verlag) enthält 50 Tierrätsel für Kinder ab 8.

Vielleicht kennen Sie auch „Escape Games“? Das sind zumeist Computerspiele, bei denen es darum geht mit Geduld, Geschicklichkeit und logischem Denken Rätsel zu lösen, um einen Hinweis für das nächste Rätsel zu bekommen, um sich nach und nach aus einem Raum in die Freiheit herauszuarbeiten. Entkommen – deshalb Escape. Es gibt auch reale Spielvarianten, bei denen sich eine Gruppe Menschen tatsächlich in einem extra dafür hergerichteten Raum einschließen lässt und gemeinsam Rätsel um Rätsel löst, bis alle wieder frei und draußen sind. Und es gibt das Spielprinzip als Brettspiel. Exit heißt zum Beispiel die Reihe, die der Kosmosverlag dafür konzipiert hat. Die Geschichte, die Rätsel und der Schwierigkeitsgrad der Spiele unterscheiden sich von Spiel zu Spiel. Solche kleinen Spiele können manchmal sogar zum Lesen animieren. Viele sind nämlich angelehnt an bekannte Kinderbuchserien, wie die Schule der magischen Tiere – Nicht zu fassen – ein kooperatives Brettspiel für Kids ab 6.

Auch für die kleinen Kinder ist mit den Kita-Schließungen weit mehr weggefallen als Betreuung und Freunde treffen. Gerade Vorschulkinder werden in der Kindertagesstätte zwar spielerisch, aber doch sehr intensiv auf die Schule vorbereitet. Auch diese Altersgruppe hat also durchaus Nachholbedarf. Eine gute Möglichkeit für lehrreiche Beschäftigung für die ganz Kleinen sind Vorschulblöcke oder -hefte. Im Ravensburger-Verlag gibt es zum Beispiel die Reihe Mein Vorschul-Spaß, der wirklich viel Spaß enthält, aber auch viele spielerische Übungen zum ersten Schreiben. Besonders förderlich ist, dass es sich dabei um bekannte Filmfiguren handelt, so dass die Kinder von sich aus zugreifen. Es gibt sie als König-der-Löwen-Malbuch, als Eiskönigin-Rätsel oder als Drachenzähmen-Stickerbuch.

Gerade Stickerbücher sind für viele Kinder eine Leidenschaft und Eltern sollten das durchaus fördern: Das genaue Abknibbeln und wieder Einkleben trainiert die Feinmotorik und manche Bücher sind so aufgebaut, dass die Sticker als Belohnung für Rechen- oder Schreibaufgaben fungieren. Manche machen auch einfach nur Spaß, wie zum Beispiel das Das große Schmink- und Style-Malbuch (von Eva Schindler, arsEdition, ab 6) – und sind damit eine gute analoge Alternative für Smartphone und Co.

Oder wie wäre es mit Das total verrückte Küchenlabor? Denn auch Kochen und Backen ist ja ein Klassiker der Alltagsbeschäftigungen. Genauso: Malen. Malen ist in jeder Hinsicht für die kindliche Entwicklung wichtig und damit mehr als nur Bilder zu produzieren. Linien zu schwingen, Striche zu zeichnen, Flächen zu schraffieren – das trainiert die Motorik, übt die Stifthaltung und fördert so das Schreiben lernen. Also ist es gut, Kinder zu animieren, Papier und Stifte zur Hand zu nehmen. Nicht alle Kinder malen aber von sich aus bunte, fantasievolle Bilder, Blatt für Blatt, begeistert und stundenlang. Manche wissen nicht was, andere sind oft unzufrieden mit dem Ergebnis – alles ist immer „nix geworden“. Bücher wie Zeichnen lernen Schritt für Schritt sind die ideale Lösung. Auf jeder Doppelseite gibt es eine genaue Schritt-für-Schrittanleitung, auf der Seite daneben dann eine Szenerie zum Weitermalen. Die Bücher gibt es auch für Spezialinteressen, zum Beispiel für kleine Pferdefans Pferde und Ponys - Schritt für Schritt (von Fiona Watt, Usborne, ab 6).

Für kleinere oder weniger motivierte Malerinnern und Maler gibt es auch Kritzelbücher oder ganz neu: Ein Fingerstempelbuch: Nina und Jan: Lustiges Fingerstempeln (von Sam Taplin, Usborne, ab 3). Rechts neben dem eigentlichen Buch ist eine Palette mit Fingerkreiden angeheftet. Finger reindrücken und dann in den vielen bunten Seiten des Buches die Aufgaben vervollständigen oder einfach so nach Herzenslust darin herumtapsen und weiterverzieren.

Feinmotorik trainiert sich auch ohne Stifte und Farbe: Schwing das Lasso (Saskia Gaymann, Moses) ist ein Fädelbuch: Ein Leporello aus dicker Pappe, voller lustiger Mustangs im wilden Westen; in die Seiten sind an passenden Stellen Löcher gestanzt, durch die dann der beigelegte rote Faden gesteckt werden soll – und so dann das ganze Buch durchzieht.

Diese Bücher kosten meist nicht viel mehr als eine Kinderzeitschrift mit Gimmick, sie sehen zwar unscheinbar aus, bieten aber über das Malen, Stempeln oder Sticken noch viele Beschäftigungsmöglichkeiten mehr: Lesen, Rechnen, Kombinieren, Kreativsein, Spaß haben – und beschäftigt ist das Kind auch noch. Ideal für Langeweile-Situationen, aber natürlich auch so. Und am Ende der Ferien ist das Buch vielleicht vollgemalt und voll mit schönen Bildern und auch Erinnerungen. Manchmal sollen die Kinder am ersten Schultag ein paar Dinge aus den Ferien mitbringen und so ein Kreativbuchprojekt eignet sich dafür sehr gut.

Gibt’s da nicht auch ´ne App?

Ja, bestimmt. Aber wir empfehlen ganz bewusst keine. Erstens sind die Kinder schon genug an ihren Geräten, durch Corona noch mehr. Und: die Ferien sollen ja auch mal anders sein als der Alltag, in dem die Eltern froh sind, dass die Kids beschäftigt sind. Zweitens sind Apps und Games ein riesiger, schnelllebiger Markt und wichtiger als der Tipp für die eine App ist es, beim Aussuchen auf bestimmten Kriterien zu achten. Welche das sind, hat die Medieninitiative „SCHAU HIN!“ gerade ganz aktuell zusammengestellt und sollen hier zum Abschluss kurz vorgestellt werden:

  • Die Apps sollten möglichst keine Werbung oder In-App-Käufe enthalten. Kinder können das oft nur schwer erkennen. Sie nehmen daran zwar keinen seelischen Schaden, aber In-App-Käufe für neue Sonderkräfte oder um bequem das nächste Level freizuschalten, können schnell teuer werden.
  • Die Apps sollten keine privaten Daten abfragen; die Berechtigungen für Kamera, Mikrofon und Standort sollte in den Geräteeinstellungen am besten deaktiviert werden. Mehr dazu gibt’s unter: schau-hin.info/smartphone-tablet
  • Gut ist auch ein extra Bereich für Eltern mit Informationen zur Anwendung. Das ist erstens seriös und hilft zweitens auch bei allen „Mamaaa, da klappt was nicht“-Problemen.
  • Die Altersangaben der App-Stores sind keine zuverlässigen Empfehlungen. Eltern sollten hier auf ihr Kind schauen, nach seinen Interessen, Wünschen, Fähigkeiten und nach ihren Vorstellungen. Bei www.klick-tipps.net, www.handysektor.de  oder auch bei der Stiftung Lesen werden regelmäßig Apps vorgestellt und besprochen. Wünscht sich das Kind eine bestimmte App „die alle haben“, kann man die auch einfach mal googeln, um sich zu informieren, was andere Familien damit für Erfahrungen gemacht haben und Fachleute für eine Einschätzung haben.

"Beschäftigungsbücher & Co." - Sigrid Tinz, Januar 2021
Titelfoto: © istock.com/yulkapopkova

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